Fell Peggy: So kam Uwe Böhnhardts DNA an den Leichen-Fundort

Die DNA-Spur des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt am Fundort der Knochen der Schülerin Peggy geht nach Angaben der Ermittler auf eine Verunreinigung zurück. Die Spur stehe nicht im Zusammenhang mit dem Tod des Mädchens, sagte Staatsanwalt Daniel Götz am Mittwoch in Bayreuth.
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In diesem Waldstück wurden die sterblichen Überreste von Peggy gefunden.
dpa (Montage: AZ) In diesem Waldstück wurden die sterblichen Überreste von Peggy gefunden.

Bayreuth - Am 7. Mai 2001 war die damals neunjährige Peggy auf dem Heimweg von der Schule verschwunden. Gut 15 Jahre später tauchten dann Teile ihres Skeletts in einem Waldstück in Thüringen auf: Rund 20 Kilometer entfernt von Peggys Heimatort Lichtenberg in Oberfranken fand ein Pilzsammler im vergangenen Sommer Knochen des Mädchens.

Die Ermittler entdeckten am Fundort auch Genmaterial von Böhnhardt. Es handelte sich dabei um "Hautpartikel, die sich auf einem kleinen Textilteilchen befanden", so die Staatsanwaltschaft Bayreuth. Das Textilteilchen ist gerade einmal 12 mal 4 Millimeter groß und  besteht aus grau-grünen Baumwollfasern, die auf einer Seite mit einer Kunststoffbeschichtung überzogen sind.

Die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft Bayreuth und der Soko Peggy ergaben, dass dieses Textilteilchen unmöglich 15 Jahre am Fundort der Leiche gelegen haben kann. Weder das Textilteilchen noch die darauf sichergestellte DNA hätten die Witterung jahrelang überstanden.

Im weiteren Verlauf der Ermittlungen konnte festgestellt werden, dass das Teilchen in einem sehr knappen Zeitrahmen von wenigen Stunden an den Fundort von Peggys Leiche gelangt sein musste. Zu diesem Zeitpunkt hielten sich dort ausschließlich Beamte der thüringischen Ermittlungsgruppe auf, die den Fundort der Leiche sicherten. Dabei müssen sie den Fundort verunreinigt haben.

Böhnhardts Kopfhörer verunreinigte den Peggy-Fundort

Das Textilteilchen konnte mittlerweile zweifelsfrei einem Kopfhörer von Uwe Böhnhardt zugeordnet werden, der sich in dem Wohnmobil befand, in dem sich das NSU-Killerduo Böhnhardt/Mundlos am 4. November 2011 das Leben nahm. Wie genau der DNA-Träger fünf Jahre später von dort zum Fundort von Peggys Leiche gelangte, konnte am Mittwoch noch nicht abschließend gesagt werden.

Offenbar wurde jedoch bei beiden Einsätzen derselbe Meterstab zur Spurensicherung verwendet. Derzeit sollen Untersuchungen untermauern, dass das Textilteilchen bei der NSU-Tatortsicherung am Meterstab hängenblieb und sich später am Fundort von Peggys Leiche wieder vom Meterstab ablöste.

Auch wenn das finale Untersuchungsergebnis somit noch aussteht, schließen Staatsanwaltschaft Bayreuth und Soko Peggy inzwischen jegliche Verbindung zwischen Uwe Böhnhardt und der Ermordung von Peggy Knobloch aus. Das Untersuchungsergebnis werde diese Erkenntnis nur noch weiter untermauern, hieß es. Es gebe auch abseits der verunreinigten DNA-Spur keinerlei Hinweise auf irgendwelche Überschneidungen der Leben oder Wege von Uwe Böhnhardt und Peggy Knobloch.

Die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe hatte zuvor bereits im Rahmen des NSU-Prozesses bestritten, etwas über die getötete Peggy gewusst zu haben. Das erklärte ihr Anwalt Hermann Borchert im Namen Zschäpes Anfang Dezember 2016. Der Vorsitzende Richter Manfred Götzl hatte die Hauptangeklagte im NSU-Prozess Ende Oktober gefragt, ob sie etwas über Peggy wisse, das sie nicht aus den Medien habe. Zschäpes knappe schriftliche Antwort, die ihr Anwalt verlas, lautete: "Nein."

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