Fall Peggy: Jetzt spricht der Vater

2001 verschwindet die damals neunjährige Peggy. Ihre Leiche wird nie gefunden. Nun kommt der Fall erneut vor Gericht. Der Vater des Mädchens meldet sich hier zu Wort – mit bemerkenswerten Sätzen.
Helmut Reister |
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2001 verschwindet die damals neunjährige Peggy. Ihre Leiche wird nie gefunden. Nun kommt der Fall erneut vor Gericht. Der Vater des Mädchens meldet sich hier zu Wort – mit bemerkenswerten Sätzen.

Bayreuth - Für ihn ist der Tod seiner Tochter kein Thema. Mario Schwenk, der leibliche Vater der spurlos verschwundenen Peggy aus Lichtenberg (Oberfranken), geht nach wie vor davon aus, dass das Mädchen noch am Leben ist: „Das sagt mir mein Gefühl, mein Herz, nicht der Verstand.“ In knapp einem Monat (10. April) wird der Prozess gegen den behinderten Gastwirtssohn Ulvi Kulac (36) vor dem Bayreuther Landgericht neu aufgerollt.

Er war vor zehn Jahren in einem umstrittenen Indizienprozess zu lebenslanger Haft wegen Mordes an Peggy verurteilt worden, obwohl deren Leiche nie gefunden wurde. Aufgrund fragwürdiger Umstände bei der Urteilsfindung wurde daraufhin im letzten Jahr eine Wiederaufnahme des Verfahrens angeordnet. Marion Schwenk freut sich für den geistig behinderten Mann, dass er eine neue Chance bekommt.

Lesen Sie hier: Fall Peggy: Verdächtiger soll Sex-Übergriff gestanden haben

„Er war doch gar nicht in der Lage, so einen Mord durchzuziehen und dann auch noch keine Spuren zu hinterlassen“, sagt er. In seiner Einschätzung geht er konform mit den Unterstützern, die seit Jahren von der Unschuld Ulvi Kulacs überzeugt sind. Trotzdem erscheint es ihm notwendig, dessen Rolle differenzierter zu sehen.

„Den Mord“, sagt Mario Schwenk, „hat er nicht begangen. Aber im Raum stehen ja auch noch die sexuellen Übergriffe auf andere Kinder aus Lichtenberg. Deswegen ist es notwendig, dass er in der Psychiatrie behandelt wird. Das sollte man nicht vergessen.“ Noch weniger sollte man nach Ansicht Schwenks die Möglichkeit außer acht lassen, dass seine Tochter noch leben könnte: „Das geht in dem ganzen Hype um den neuen Prozess gegen Ulvi unter.“ In dem Zusammenhang hält er auch das frühere Engagement der Ermittler für sehr begrenzt: „Für die war die Suche nach Peggy spätestens nach der Festnahme von Ulvi abgeschlossen.“

Es sind etliche Merkwürdigkeiten, die für Mario Schwenk der Aufklärung bedürfen und einen Hinweis liefern könnten, dass Peggy noch am Leben ist. Der Schlüssel sind seiner Ansicht nach seine Ex-Frau, Peggys Mutter, und deren damaliger türkischer Lebensgefährte. „Es kann gut sein, dass Peggy in die Türkei verschleppt wurde“, erklärt Mario Schwenk mit Blick auf zwielichtige Verhaltensweisen der beiden.

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„Meine Ex“, da ist sich Mario Schwenk sicher, „weiß viel mehr, als sie sagt.“ Kontakt zu ihr hat er schon lange nicht mehr.: „Wir haben uns getrennt, als Peggy zwei Jahre alt war.“ Gut weg kommt die Mutter seiner Tochter in seiner Erinnerung nicht: „Susi ist kalt und absolut berechnend. Wenn es um ihren Vorteil geht, kennt sie keine Skrupel“, sagt er. Für Mario Schwenk, der seit seiner Trennung in der Nähe von Heroldsberg bei Nürnberg lebt, erscheint in Zusammenhang mit Peggys mysteriösem Verschwinden viel möglich zu sein.

„Ich habe erst vor kurzem Fotos eines Vereins gesehen“, sagt Schwenk, „bei dem auch meine Ex-Frau Mitglied war. Man kann leicht den Eindruck haben, dass es dabei um Dämonenkult geht.“ Rechtsanwalt Michael Euler, der Ulvi Kulac vertritt und das Wiederaufnahmeverfahren durchgesetzt hat, hält es für sehr wahrscheinlich, dass Peggy vor ihrem Verschwinden zum sexuellen Spielball verschiedener Personen aus ihrem direkten Umfeld geworden sein könnte.

Das hält auch Mario Schwenk seinen Kenntnissen zufolge für durchaus möglich. Er bezweifelt, dass Peggys Mutter nichts von alledem mitbekommen haben kann: „Das ist schwer nachvollziehbar.“

Die neuen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bayreuth verfolgt er mit gespaltenen Gefühlen. „Natürlich ist es gut, wenn überhaupt neu ermittelt wird, weil zu viele Fragen offen sind. Aber dann muss auch die Suche nach ihr intensiviert werden“, sagt Peggys Vater. Der jetzt ins Visier der Ermittler gerückte Holger E. (29), der eine seltsame Nähe zu dem Mädchen unterhielt und für die Staatsanwaltschaft als möglicher Mordverdächtiger gilt, löst bei Schwenk keine große Überzeugungskraft aus: „Gegen ihn wurde ja schon früher ermittelt, ohne dass ihm etwas nachzuweisen war.“

 

 

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