Fall Peggy: Gutachter Kröber befangen?

Der Berliner Psychiater und Gutachter Hans Ludwig Kröber ist bereits durch die Fälle Mollath und Kachelmann in Erscheinung getreten. Im Fall Peggy werden Vorwürfe lauter, Kröber sei nicht unvoreingenommen.
Bayreuth – Schon wieder gibt es Wirbel um den Berliner Psychiater Hans Ludwig Kröber (62), der im Fall Peggy eine entscheidende Rolle spielt. Am heutigen Dienstag soll er den Terminplanungen zufolge im Wiederaufnahmeprozess sein Gutachten über die Glaubwürdigkeit des geistig behinderten Ulvi Kulac (37) darlegen. Die Frage ist: Ist Kröber befangen?
Am Wochenende kursierte in den sozialen Medien, zum Beispiel auf Facebook, ein Schreiben, das Zweifel an der Unvoreingenommenheit des gerichtlich bestellten Gutachters aufkommen lässt. So sieht es jedenfalls der Frankfurter Rechtsanwalt Michael Euler, der Ulvi Kulac in dem gerade laufenden Prozess vor dem Bayreuther Landgericht vertritt. „Ich ziehe einen Befangenheitsantrag gegen den Gutachter in Betracht“, erklärte er keine 24 Stunden vor der Fortsetzung der Verhandlung.
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Der Buchautor Christoph Lemmer, der intensive Recherchen in dem Fall um das spurlos verschwundene Mädchen angestellt hat, bestätigt die Authentizität des Facebook-Postings. Es handle sich dabei um eine Mail, die ihm Professor Kröber geschickt habe. Darin heißt es unter anderem: „Die Verschwörungstheoretiker verschweigen übrigens alle, dass Ulvi unstreitig Peggy am Donnerstag vor der Tat am Montag massiv vergewaltigt hatte….“
Rechtsanwalt Euler hält eine derartige Einlassung des Gutachters für sehr bedenklich: „Objektiv gibt es keinerlei Indizien oder Beweise, die eine Vergewaltigung belegen. Nur das Geständnis eines geistig Behinderten, der viel erzählt hat, was sich hinterher als falsch herausgestellt hat.“
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Zweifel an der Neutralität des bundesweit bekannten Psychiaters, der auch im Fall Gustl Mollath oder im Prozess gegen Wettermoderator Jörg Kachelmann als Gutachter in Erscheinung getreten ist, waren bereits unmittelbar vor Prozessbeginn aufgekommen. Bereits da hatte Buchautor Lemmer auf Gespräche zwischen Kröber und dem Vorsitzenden Richter im Vorfeld der Prozess-Neuauflage aufmerksam gemacht und den Vorwurf einer möglichen Absprache erhoben. Die Bayreuther Justiz erklärte daraufhin, dass derartige Absprachen durchaus legitim seien und von einer Absprache nicht die Rede sein könne.
Zum ersten Mal war Kröber in den verbalen Hagel der Ulvi-Unterstützer geraten, als bekannt wurde, dass er auch im neuen Prozess vom Gericht als Gutachter eingesetzt wird.
Kröber hatte bereits im ersten Peggy-Prozess mit seiner Einschätzung, dass das widerrufene Geständnis von Ulvi Kulac dem tatsächlichen Geschehen entspreche, für dessen Verurteilung wegen Mordes wesentlich beigetragen.
Zu dem erneuten Wirbel um Psychiater Kröber wollte sich die Bayreuther Justiz mit Hinweis auf den laufenden Prozess allerdings nicht äußern.