Fall Haderthauer: Jetzt ermittelt die Landesanwaltschaft

Die Landesanwaltschaft hat gegen Hubert Haderthauer ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Es geht um seine umstrittenen Geschäfte mit kranken Psychiatrie-Insassen und um Drogentests.
Helmut Reister |
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Hubert Haderthauer mit seiner Frau, Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer.
Helmut Reister Hubert Haderthauer mit seiner Frau, Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer.

Die Landesanwaltschaft hat gegen Dr. Hubert Haderthauer, Landgerichtsarzt in Ingolstadt und Ehemann der bayerischen Sozialministerin, ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Es geht um seine umstrittenen Geschäfte mit kranken Psychiatrie-Insassen unter der Federführung eines Dreifach-Mörders und um Drogentests, die er privat abgerechnet hatte.

München - Oberlandesanwältin Susanne Weizendörfer begründete die Einleitung des Ermittlungsverfahrens mit „tatsächlichen Anhaltspunkten, die den Verdacht eines Dienstvergehens rechtfertigen.“ Haderthauer war Mitgesellschafter der Firma „Sapor Modellbautechnik“, die hochwertige Modellautos vermarktete. Die bei Sammlern gefragten Stücke, die auf Verkaufsbörsen hohe fünfstellige, im Einzelfall sogar sechsstellige Erlöse erzielten, wurden von psychisch kranken Straftätern im Bezirkskrankenhaus Ansbach, danach in Straubing produziert.

Deklariert waren die Geschäfte, in die zehn Jahre lang, bis 2003, auch die spätere Sozialministerin Christine Haderthauer involviert war, als therapeutische Maßnahme. Die Federführung bei den umstrittenen Geschäften, die sich Haderthauer nicht genehmigen ließ, hatte der handwerklich hochbegabte Dreifachmörder Roland S., dem aufgrund seiner Tätigkeit ungewöhnliche Freiheiten zugebilligt wurden. So durfte der im Hochsicherheitstrakt untergebrachte Straftäter in Ansbach mehrfach Freigänge unternehmen und seine Post unterlag keiner Kontrolle.

Roland S. wurde in der Anfangsphase von Hubert Haderthauer betreut, der nicht nur das Therapieprojekt „Modellbau“ ankurbelte, sondern auch den Vertrag im Namen des Bezirks Mittelfranken mit der Firma „Sapor Modellbautechnik“ abgeschlossen hatte, in die wenig später dann seine Frau als Gesellschafterin einstieg.

In dem eingeleiteten Ermittlungsverfahren der Landesanwaltschaft werden auch Drogentests untersucht, die Haderthauer als Medizinaldirektor zwischen 1989 und 2002 vornahm und als privatärztliche Tätigkeit abrechnete, obwohl dies nach Einschätzung der Ermittlungsbehörde zu seinem Aufgabenbereich als Landgerichtsarzt gezählt hätte. Haderthauers Münchner Anwalt Gerd Teerstegen erklärt dagegen, dass das sogenannte „Drogenscreening“ als Nebentätigkeit seines Mandanten ausdrücklich vom damaligen Landgerichtspräsidenten genehmigt, ja sogar gewünscht worden sei, um die Verwaltung zu erleichtern. Teerstegen: „Bei den Laborarbeiten handelte es sich eben nicht um die üblichen Aufgaben eines Landgerichtsarztes.“

In Zusammenhang mit den Modellautos kritisierte der Anwalt in scharfer Form die Vorgehensweise der Landesanwaltschaft, die gegen rechtsstaatliche Grundsätze verstoße. „Die Vorwürfe stützen sich ausschließlich auf Medienberichte und lassen die Erklärung, die mein Mandant gegenüber der Regierung von Oberbayern als Disziplinarbehörde abgegeben hat, völlig unberücksichtigt“, sagte Teerstegen.

Christine Haderthauer, die von 1990 bis einschließlich 2003 Mitgesellschafterin war und als Geschäftsführerin der Firma „Sapor Modellbautechnik“ auftrat, lehnt jeglichen Kommentar mit der Begründung ab, dass dies vor ihrer Zeit als Sozialministerin war. Als Sozialministerin hat sie die Fachaufsicht über die Bezirkskrankenhäuser. Die Affäre ist am Donnerstag auch Gegenstand einer Landtagsdebatte.

 

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