Die Haderthauers und das große Schweigen
Kein Thema im Landtag: CSU und FDP lehnten Fragen zur Affäre um die Modellautos eines Dreifachmörders und dem Ehepaar Haderthauer ab.
München - Weil er Reifen zerstochen hat, wird Gustl Mollath seit sieben Jahren in der Psychiatrie weggesperrt. Ein perverser Dreifachmörder dagegen durfte immer wieder frei rumlaufen und sogar eine Auslandsreise unternehmen.
Zu verdanken hatte der Schwerkriminelle das dem zuständigen Therapeuten der Klinik, und seiner Frau, einer Anwältin: Christine und Hubert Haderthauer. Die machten mit ihm und seiner Fähigkeit, wertvolle Modellautos zu bauen, ein Geschäft. Aufklären wird das die Staatsregierung nicht. CSU und FDP schützen ihre Sozialministerin.
46 konkrete Fragen der Opposition zu der Affäre lehnten sie im Sozialausschuss ab. Nun ist die Geschichte um die kleine Firma „Sapor Modellbau“ 20 Jahre alt. Damals war Haderthauer noch nicht Landtagsabgeordnete. Mit ihrer Wahl ins Parlament trat sie aus dem Unternehmen aus. Als sie zur Sozialministerin aufstieg, trennte sich auch ihr Mann von der Firma, damit es zu keinem Interessenkonflikt für seine Frau kommen kann.
Jetzt geht es aber darum, wie Haderthauer mit der Affäre umgeht. „Nachfolgefehler vermeiden“, lautet das Credo von Ministerpräsident Horst Seehofer. Doch Haderthauer beging alle, die man begehen kann. Sie praktizierte die alte CSU-Regel: Tarnen, tricksen, täuschen und nur zugeben, was man nicht mehr abstreiten kann. Erst schwieg sie eisern. Dann schwindelte ihr Mann eiskalt und verschwieg die tatsächliche Rolle seiner Frau.
Christine Haderthauer hatte nicht nur 50000 Mark Familienvermögen in die Firma gesteckt, sondern sie auch als Geschäftsführerin geleitet. „Da ging es nicht um ein Wohlfahrtsunternehmen“, kritisiert der rechtspolitische Sprecher der SPD, Horst Arnold. „Angeblich gab es sogar ein Geschäftsessen der Haderthauers mit dem Dreifachmörder in einem Ansbacher Hotel“, erklärt Renate Ackermann (Grüne).
Die Ministerin habe ihre Glaubwürdigkeit verloren, sagt sie und forderte Haderthauers Rücktritt. „Das weisen wir zurück“, verteidigte CSU-Sozialsprecher Joachim Unterländer die Sozialministerin. „Zweifel an der Korrektheit ihrer Amtführung sind unberechtigt.“ Die Diskussion sei ehrverletzend.
„Die CSU mauert also weiter“, zog die SPD Bilanz. Sie zeige, dass sie es, wie die Ministerin selbst, nicht so genau nimmt mit der Transparenz.