Fahrdienstleiter von Handyspiel abgelenkt - U-Haft!

Das Amtsgericht Rosenheim hat Untersuchungshaft gegen den beschuldigten Fahrdienstleiter angeordnet. Wie am Dienstag bekannt gegeben wurde, soll er zu dem Zeitpunkt des tragischen Zugunglücks ein Onlinespiel gespielt haben.
Bad Aibling - "Verkettung von gleich zwei Fehlleistungen“ – so hat Innenminister Joachim Herrmann es vor zwei Wochen bezeichnet, als bekannt wurde, dass hinter dem schweren Zugunglück von Bad Aibling .
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Das gab die Staatsanwaltschaft Traunstein bekannt. In einer Mitteilung heißt es: „Es muss aufgrund des engen zeitlichen Zusammenhangs davon ausgegangen werden, dass der Beschuldigte dadurch von der Regelung des Kreuzungsverkehrs der Züge abgelenkt war.“ Der Fahrdienstleiter habe deshalb den Zügen falsche Signale gegeben und später bei Notrufen am Funkgerät die falsche Tastenkombination gedrückt.
Der Vorwurf lautet unter anderem auf fahrlässige Tötung
Das Amtsgericht Rosenheim hat nun auf Antrag der Staatsanwaltschaft Traunstein Untersuchungshaft gegen den beschuldigten Fahrdienstleiter wegen fahrlässiger Tötung, fahrlässiger Körperverletzung und gefährlichem Eingriff in den Bahnverkehr angeordnet. Bereits vor zwei Wochen hatte die Staatsregierung erklärt, der Fahrdienstleiter hätte gleich zwei Fehler gemacht, die am 9. Februar zu dem Zusammenstoß der beiden Regionalzüge auf der Strecke von Holzkirchen nach Rosenheim geführt hatten.
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Zuerst hatte er die eingleisige Strecke für die beiden Züge freigegeben und danach die falsche Funktaste gedrückt, um die Lokführer zu warnen. So erreichte der erste Funkspruch nicht die beiden betroffenen Zugführer auf der Strecke, sondern die Fahrdienstleiter in der näheren Umgebung. Diese meldeten sich daraufhin bei ihrem Kollegen. Als der einen zweiten Funkspruch an die Lokführer absetzte, war es bereits zu spät. Zu diesem Zeitpunkt waren die Züge bereits ineinandergekracht.
Kurz nach dem Unglück hatte es zwischenzeitlich Spekulationen über ein mögliches Funkloch im Unglücksbereich gegeben. Telekommunikationsexperten des bayerischen Landeskriminalamts hatten deshalb das bahneigene Funknetz GSM-R entlang der Strecke Bad Aibling-Kolbermoor überprüft. Es arbeitet offenbar lückenlos.
Die Technik am Stellwerk hat funktioniert
Erst vergangene Woche hatte das Bundesverkehrsministerium mitgeteilt, dass es nach wie vor keine Hinweise auf technische Fehler im Stellwerk gibt. Nach Informationen im Störungs- und Arbeitsbuch der Anlage habe es am Tag des Unfalls keine Beeinträchtigungen an der Leit- und Sicherungstechnik gegeben. Es habe auch eine Inspektion am Stelltisch und der Innenanlage gegeben. Danach sei der Zugbetrieb regulär gewesen. Bei dem Zugunglück starben elf Menschen, 85 Passagiere wurden verletzt.