Interview

Ex-Polizeipräsident Kopp im Ruhestand: "Endlich Tage ganz ohne Termindruck"

Der einzig wahre "Rosenheim-Cop", Polizeipräsident Robert Kopp, geht in den Ruhestand. In der AZ erzählt er von seiner Arbeit, seinen Plänen und seinem Spitznamen.
Ralph Hub
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Spaziergänge statt wie früher Streife: Mit "Nala" möchte es Robert Kopp ruhig angehen lassen.
Spaziergänge statt wie früher Streife: Mit "Nala" möchte es Robert Kopp ruhig angehen lassen. © privat

AZ-Interview mit Robert Kopp: Der 62-Jährige war zuletzt Präsident des Polizeipräsidiums Oberbayern-Süd. Sein Nachfolger wird Manfred Hauser, bisher Vizepräsident des Bayerischen Landesamts für Verfassungsschutz.

AZ: Herr Kopp, wie fühlen Sie sich, wenn Sie in ein paar Tagen die Uniform an den Nagel hängen?
ROBERT KOPP: Pudelwohl. Ich bin seit 46 Jahren Polizist, habe es nie bereut und den Eintritt in den Ruhestand noch ein Jahr hinausgeschoben. Ich habe als Streifenbeamter in München angefangen und hatte nie die Absicht, Präsident zu werden. Der Beruf hat mir immer Freude gemacht und man sollte immer dann aufhören, wenn es am schönsten ist.

Welcher Fall beschäftigt Sie noch immer?
Da gibt es viele. Das Zugunglück von Bad Aibling am Faschingsdienstag 2016 beispielsweise, die Anschläge auf türkische Geschäfte in Waldkraiburg. Oder das Jahr 2017, als wir innerhalb kurzer Zeit im Bereich des Polizeipräsidiums Süd drei Doppelmorde hatten. Da dachte ich damals, das darf doch nicht wahr sein. Das waren alles brutale Fälle.

"Was mich überrascht hat: Die Berge machen so viel Arbeit"

Sie waren Vizepräsident in München und Präsident in Rosenheim. Wo war der Job interessanter?
Da hatte jede Aufgabe ihre Reize. In München waren die Einsätze oft größer, manchmal mit mehr als 3.500 Beamten, zum Beispiel während der alljährlichen Sicherheitskonferenz, bei der ich acht Mal Einsatzleiter war. Oder das Oktoberfest 2009, als wir nach Terrordrohungen erstmals die Wiesn mit einem Sperrgürtel absichern mussten. Heute ist das Standard. Was mich beim Polizeipräsidium Oberbayern Süd überrascht hat, ist, dass die Berge so viel Arbeit machen. Wanderer, die vermisst werden, Bergsteiger, die verunglücken. Das sind Einsätze, die sich auf große, oft unzugängliche Gebiete erstrecken und die sich manchmal tagelang hinziehen. Es ist enorm, was die Kollegen da leisten.

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Sind die Menschen auf dem Land tatsächlich braver?
Die Begegnung von Bürger und Polizist ist vor allem auf dem Land deutlich entspannter. Die Gesprächskultur ist angenehmer. Der Respekt vor der Uniform ist ausgeprägter. Wobei es auch in den größeren Städten wie Rosenheim manche Leute gibt, die es auf Ärger anlegen.

Ist das ein Grund, weshalb in Rosenheim die Coronazahlen derzeit recht hoch liegen?
Das war schon zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 so. Ich habe dafür auch keine Erklärung. Nach Zahlen des Gesundheitsamtes sind es oft Reiserückkehrer, die sich im Urlaub oder bei Verwandtenbesuchen angesteckt haben.

Ärgert Sie es persönlich, dass sich zu viele Menschen einfach nicht an die Corona-Regeln halten?
Allgemein kann man eine gewisse Ermüdung bei den Menschen beobachten. Nach mehr als eineinhalb Jahren Pandemie sehnen sich viele nach ihrem alten Leben. Da fällt es nicht allen leicht, sich über so lange Zeit an die Hygieneregeln zu halten. Ich glaube, das Schlimmste haben wir bis zum Frühjahr 2022 überstanden, vorausgesetzt, es lassen sich noch mehr Leute impfen.

Aus den 80er-Jahren: Robert Kopp (4.v.l.) mit Kollegen zum Schutz der Baustelle der WAA Wackersdorf.
Aus den 80er-Jahren: Robert Kopp (4.v.l.) mit Kollegen zum Schutz der Baustelle der WAA Wackersdorf. © privat

Was glauben Sie, wie lange wird es dauern, bis Sie mental im Ruhestand ankommen?
Das geht schnell, ich habe immer versucht, berufliche und private Dinge strikt zu trennen. Ruhestand war eine Entscheidung, die ich mir reiflich überlegt habe. Aber jetzt freue ich mich sehr darauf.

Was haben Sie für den Ruhestand geplant?
Ich bin Frühaufsteher und werde zwischen 4 und 5 Uhr munter. Im Winter vielleicht eine halbe Stunde später. Was meine Frau nicht freut. Aber ich bin ein Morgenmensch. Daran ändert auch der Ruhestand nichts. Ich werde Frühstück für meine Frau machen und mit ihr die eine oder andere Bergtour unternehmen. Was wir aber garantiert nicht planen, ist eine Weltreise. Dafür werde ich endlich die Garage und den Keller auf Zack bringen.

Bücher im Ruhestand schreiben? Robert Kopp: "Auf gar keinen Fall"

Was sagt die Familie dazu?
Die ist begeistert. Ich hatte viel zu wenig Zeit für meine Familie. Oft musste meine Frau die Last ganz alleine tragen. Als beispielsweise meine Enkelin Kommunion hatte, war ich nicht dabei. Die Feier fiel damals zusammen mit dem Münchner Finale "Dahoam" in der Champions League.

Auf was freuen Sie sich am meisten?
Dass ich meine Tage endlich ganz ohne Termindruck gestalten kann. Ich werde mit unserem Hund "Nala" ausgiebige Spaziergänge unternehmen. Wenn mir nach einer Tour mit dem Motorrad ist, fahr' ich einfach los, je nach Wetter.

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Sie hatten vor Jahren einen schweren Unfall. Hat das Ihre Leidenschaft gebremst?
Das war ein unglücklicher Sturz beim Wenden auf der Großglockner-Route. Die Maschine ist umgekippt und mir auf den Unterschenkel gefallen. Folge war ein komplizierter Bruch. Ich hatte bis vor etwa drei Wochen zwei Metallplatten und 17 Schrauben im Bein.

Rosenheim-Cop nicht gleich Rosenheim-Kopp

Manche Ihrer Kollegen haben im Ruhestand angefangen, Bücher zu schreiben, wollen Sie das auch?
Garantiert nicht, auf gar keinen Fall.

Die Medien haben Ihnen den Spitznamen "Rosenheim-Kopp" gegeben. Schmeichelt er Ihnen?
Den hatte ich bereits weg, noch bevor ich mein Büro im Präsidium in Rosenheim bezogen hatte. Mittlerweile gefällt er mir ganz gut.

Was halten Sie von ihrem TV-Kollegen, dem Kriminaldirektor Achtziger bei den Rosenheim-Cops?
Menschlich finde ich Alexander Duda, der die Rolle des Herrn Achtziger spielt, sehr sympathisch. Aber mein Job und der des Herrn Achtziger unterscheiden sich doch enorm. Zeit als Ehrenamtlicher für die Leitung der Musikakademie hatte ich nie.

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  • SL am 23.09.2021 14:50 Uhr / Bewertung:

    Ja, der Beamte mit 62 in den Ruhestand und mit 71,75% seiner letzten Bezüge als fette Pension

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