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Erneut Bär in Bayern gesichtet: Wird das Tier jetzt abgeschossen?

Wieder wurde ein Bär in Bayern gesichtet, diesmal im östlichen Landkreis Traunstein. Ein Jäger aus Siegsdorf entdeckte Spuren, keine 500 Meter von seinem Haus entfernt. Ein zweites Foto stammt vom Montag: ein Bär tappte in Schneizlreuth vor eine Wildtierkamera.
Heidi Geyer |
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Die AZ zeigt dieses Foto exklusiv: Am Montagabend wurde ein Bär in Schneizlreuth auf einer Wildtier-Kamera aufgenommen.
Die AZ zeigt dieses Foto exklusiv: Am Montagabend wurde ein Bär in Schneizlreuth auf einer Wildtier-Kamera aufgenommen. © privat

Traunstein - In den Bayerischen Alpen ist wieder ein Bär nachgewiesen worden. Auf einer Wildtierkamera wurde ein großer Bär aufgenommen. Das Tier befand sich im östlichen Landkreis Traunstein in der Nähe zur Grenze zum Berchtesgadener Land, konkret soll es um den Ort Siegsdorf gehen. 

Auf einer Aufnahme ist ist zweifellos erkennbar, dass es sich um einen Bären handelt. Das Amt mahnt Nutztierhalter im Gebiet, ihre Tiere nachts einzustallen sowie Herdenschutzmaßnahmen zu ergreifen. Die Bevölkerung vor Ort und Erholungssuchende sollen Vorsicht walten lassen.

Im östlichen Landkreis Traunstein: Eine Wildtierkamera hat ein Bild des Bären aufgenommen.
Im östlichen Landkreis Traunstein: Eine Wildtierkamera hat ein Bild des Bären aufgenommen. © privat

Foto aus Schneizlreuth: Die AZ zeigt Foto vom Braunbären exklusiv

Der AZ liegt außerdem ein Foto aus einer Wildtierkamera in Schneizlreuth (Landkreis Berchtesgadener Land) vom späten Montagabend vor, das klar und deutlich einen Bären zeigt. Schneizlreuth liegt nur wenige Kilometer von Siegsdorf entfernt. Für die Landwirte im Chiemgau ist das eine weitere Hiobsbotschaft. Viele fürchten um ihre Tiere, weil immer wieder Wölfe durch die Region streifen und auch Nutztiere reißen.

Unken bei Lofer: Bär wieder im Bundesland Salzburg?

Zudem erfährt die AZ exklusiv, dass ein  Bär in der Nacht auf Mittwoch (10.5.) von einer Wildtierkamera in Unken bei Lofer im österreichischen Bundesland Salzburg aufgenommen worden sein soll. Es könnte sich dabei um den Bären handeln, der im Landkreis Traunstein am Wochenende nachgewiesen worden war. Womöglich dasselbe Tier ist am Montag in der bayerischen Nachbargemeinde von Unken, in Schneizlreuth im Landkreis Berchtesgadener Land ebenfalls auf einer Wildtierkamera aufgenommen worden. Von offizieller Seite gibt es keinen Nachweis für eine Bärenmeldung im Salzburger Land.

Aus Witz wird Wirklichkeit: Der Bär ist da

Dass aus einem Witz mal Wirklichkeit hätte werden können, das hätte er auch nicht geglaubt. "Wolfsspuren finden wir öfters", sagt ein Mann aus Siegsdorf im Chiemgau (Landkreis Traunstein) der AZ.

Seinen echten Namen will er nicht in der Zeitung lesen. "Meine Familie hat dann immer spaßhalber gesagt: 'Jetzt fehlt bloß noch der Bär'." Der war jetzt tatsächlich da.

Honig lockte Bären ins Chiemgau

Der Mann, der selbst Jäger ist, hat am Sonntag Spuren entdeckt. 480 Meter entfernt von seinem Haus waren Tatzenspuren auf einem Weg. Womöglich war es der Honig, der das Tier angelockt hat. "Davon werden Bären magisch angezogen", sagt der Mann.

Bang ist ihm nicht um sein eigenes Leben, sondern eher um die Bienenstöcke. "Mir tut das nichts", sagt der Mann. Er habe schon mal in den USA gelebt, wo es sehr viele der Raubtiere gebe, aber nur sehr selten etwas passiere.

Meldungen über Bären im Mangfallgebirge häufen sich

Joachim Keßler, Leiter der Bayerischen Staatsforsten in Ruhpolding, berichtet von einer Häufung von Meldungen zum Thema Bär seit der Sichtung im Mangfallgebirge. "Eventuell handelt es sich bei Spuren in einem Fall im südlichen Landkreis Traunstein wohl tatsächlich um einen Bären", sagt Keßler der AZ.

Von vielen Landwirten kommt immer wieder Kritik und der Vorwurf, die Staatsforsten würden mauscheln. "Wir gehen dem Ganzen zeitnah und unaufgeregt nach – alles kommt auf den Tisch", versichert Keßler.

Wie nah kommt der Bär den Menschen?

Der Mann aus Siegsdorf, der die Spuren entdeckt hat, vermutet einen eher kleinen Bären, da die Tatzenabdrücke nur rund 20 Zentimeter lang gewesen seien. Dass es sich um ein größeres oder ein weiteres Tier handeln könnte, darauf deutet ein Bild aus einer Wildtierkamera hin.

Das Bild zeigt ein großes Exemplar, auch das wird derzeit vom LfU ausgewertet. Im Unterschied zum Bären, der in Oberaudorf nachgewiesen wurde, hielt sich das Tier in Siegsdorf rund 300 Höhenmeter tiefer im Tal und somit deutlich näher am Dorf auf.

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Bär in Österreich nachgewiesen

In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass auch in Saalbach-Hinterglemm in Österreich ein Bär nachgewiesen worden ist. Womöglich handelt es sich um dasselbe Tier. Bären können binnen eines Tages 50 Kilometer zurücklegen. Das Glemmtal ist in etwa so weit vom Landkreis Traunstein entfernt.

Zudem wurde seit März immer wieder ein Bär oder mehrere Tiere im Mangfallgebirge nachgewiesen. Dort hatte ein Bär auch Nutztiere gerissen. Allerdings hätte dieses Tier die Inntalautobahn sowie den Inn überqueren müssen.

Tourismus-Saison: Alpen ohne Lebensraum für Bären

Klaus Steiner (CSU), Stimmkreisabgeordneter aus dem Landkreis Traunstein, weist darauf hin, dass das Bären gelingen könnte. Schließlich habe der "Problembär" Bruno 2006 mehrfach Inn und Inntalautobahn überquert. Der Christsoziale hat Mitleid mit dem Tier. "Die Berge bei uns sind in den kommenden Wochen voller Urlauber und Sportlern. Ich sage nicht, dass der Bär hier nicht hergehört. Nur haben sie hier keinen Lebensraum", sagt Steiner der AZ.

Sorgen macht er sich um die Almbauern. Denn die werden in den kommenden Wochen ihre Tiere auf die Almen treiben: "Das macht doch keiner mehr, wenn die Gefahr eines Bären besteht!" Eine Weidewirtschaft mit Großraubtieren würde nicht funktionieren. In Siegsdorfs Nachbardorf Ruhpolding wurde 1835 der letzte wilde Bär bis zu Brunos Zeiten erlegt.

Wird der Bär im Landkreis Traunstein abgeschossen?

Der Traunsteiner Landrat hat sich ablehnend zum Tier geäußert. Der Bär sei eine Gefahr für die landwirtschaftliche Nutztierhaltung, meinte Landrat Siegfried Walch (CSU). "Ein Nebeneinander von großen Beutegreifern und Weidehaltung ist schlicht und ergreifend nicht möglich", sagte er am Dienstag.

Walch warnte davor, dass der Braunbär dauerhaft in dem oberbayerischen Landkreis leben könnte. "Wenn ein Bär bei uns in der Region heimisch wird, ist das eine Gefahr für die Sicherheit von Mensch und Tier." Er deutete insofern auch die Möglichkeit eines Abschusses an. "Wir werden umgehend die rechtliche Situation prüfen, ob und ab wann eine Entnahme geboten ist."

In der Diskussion um die Duldung von Wolf oder Bär wird unter der sogenannten Entnahme üblicherweise die Tötung der Tiere verstanden.

Zuletzt hatte es in Bayern insbesondere Forderungen gegeben, die wie Braunbären streng geschützten Wölfe leichter abschießen zu können. 

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31 Kommentare
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  • Witwe Bolte am 10.05.2023 14:26 Uhr / Bewertung:

    Vielleicht ist das auf den s-w-Fotos Hape Kerkeling. Nachdem er nicht mehr Königin Beatrix imitieren kann, der Jakobsweg abgelaufen ist, braucht er halt Abwechslung, und ein Bärenfell gibts im Kostümverleih oder online.

  • dakaiser am 10.05.2023 08:24 Uhr / Bewertung:

    Viele der Kommentare hier können nur von Großstadtbewohnern sein. Wer wie ich in der Stadt wohnt,
    braucht keinen Bär oder Wolf zu fürchten. Aber ich möchte mit keinem tauschen, der seine Tiere auf der Weide oder einer Alm hält und davon auch seinen Lebensunterhalt verdient. Auch Kühe und Schafe haben schreckliche Angst und werden grausam zerfleischt.

  • Bongo am 10.05.2023 10:57 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von dakaiser

    Endlich ein Großstädter derˋs kapiert!

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