Erfolgsausstellung zu hohem Preis? Das kostet die neue Dokumentation Obersalzberg

Die neue Ausstellung für das Megaprojekt am Obersalzberg ist bereits ein großer Publikumserfolg, für den Freistaat ist sie allerdings auch eine ziemlich teure Angelegenheit. Wie teuer genau, darauf kann das zuständige Ministerium auf Nachfrage noch immer keine Antwort liefern. Die AZ hat nachgerechnet und kommt aktuell auf einen hohen Millionenbetrag.
Kilian Pfeiffer |
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Der Neubau der Dokumentation Obersalzberg. Die neu gestaltete Ausstellung zur Aufarbeitung der NS-Zeit an Hitlers ehemaligem zweitem Wohnsitz galt als Leuchtturmprojekt des Freistaats.
Der Neubau der Dokumentation Obersalzberg. Die neu gestaltete Ausstellung zur Aufarbeitung der NS-Zeit an Hitlers ehemaligem zweitem Wohnsitz galt als Leuchtturmprojekt des Freistaats. © dpa

Berchtesgaden - Auch ein halbes Jahr nach Eröffnung der neuen Erfolgsausstellung auf dem Gelände von Hitlers zweitem Regierungssitz im Berchtesgadener Land stehen die Kosten für den Neubau der Dokumentation Obersalzberg immer noch nicht abschließend fest, das teilte das Bayerische Staatsministerium der Finanzen und für Heimat auf AZ-Nachfrage mit.

Fragt man beim zuständigem Finanzministerium nach, dann geht man mit Verweis auf das Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr momentan von einer Einhaltung der genehmigten Baukosten in Höhe von 30,1 Millionen Euro aus. Ursprünglich war einmal die Hälfte der Summe für das Projekt veranschlagt worden. Die neue Dokumentation Obersalzberg sollte zudem bereits 2020 eröffnet werden. Beide Punkte sind nicht geglückt, für den Freistaat war das Bauprojekt mit hohen Kosten und vielen Hürden verbunden.

Die Kosten für die Ausstellung, die im neuen Gebäude verwirklicht wurde, sind bei den 30 Millionen Euro noch nicht eingerechnet. Was sich aber bereits jetzt nach AZ-Rechnung abzeichnet: sie dürften knapp unter 10 Millionen Euro liegen.

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Viele Kostenfaktoren und Verzögerungen bei der neuen Dokumentation Obersalzberg

Beim Ministerium zeigt man sich bedeckt: "Eine Gesamtabrechnung der Baumaßnahme ist erst nach Prüfung und Aufarbeitung aller Sachverhalte und Forderungen möglich", heißt es auf AZ-Anfrage. Aktuell sei noch nicht absehbar, "wie lange es dauert, hier Einigungen zu erzielen". Dem vorausgegangen waren Schlechtleistungen beteiligter Firmen während der Bauphase sowie die daraus resultierende Kündigung eines renommierten Architekturbüros. Nach derzeitigem Sachstand beträgt die Realisierung der Ausstellung am Obersalzberg voraussichtlich rund 6,3 Millionen Euro an Aufwendungen. Darin enthalten sind alle Kosten für die Konzeption, Lizenzen, Filmmaterial, Identity Design, Präsentation, Media-Guides sowie den Einbau der Ausstellung.

Albert Füracker (l-r, CSU), bayerischer Finanzminister, Ministerpräsident Markus Söder (CSU), und Sven Keller, Leiter der Dokumentation Obersalzberg bei der Eröffnung im September 2023.
Albert Füracker (l-r, CSU), bayerischer Finanzminister, Ministerpräsident Markus Söder (CSU), und Sven Keller, Leiter der Dokumentation Obersalzberg bei der Eröffnung im September 2023. © dpa

Auch hier müssten Sachverhalte erst noch geprüft und aufgearbeitet werden, um eine abschließende Aussage treffen zu können, teilte eine Sprecherin des Finanzministeriums mit. Was jetzt schon klar ist: Bei den 6,3 Millionen Euro für die Ausstellung bleibt es nicht. Mit eingerechnet werden müssen unter anderem Aufwendungen für die Ausstattung des gegenüber befindlichen und im vergangenen Jahr renovierten, neu ausgestatteten Bildungszentrums sowie für weitere öffentliche und nicht-öffentliche Bereiche an der Dokumentation Obersalzberg.

Kosten, die sich noch einmal auf 3,4 Millionen Euro belaufen. In Summe liegen die Kosten bei rund 9,7 Millionen Euro. Bei dem Einbau der neuen Ausstellung kam es wegen Lieferengpässen bei verschiedenen Materialien "infolge der Corona-Pandemie sowie des Kriegs in der Ukraine" zu Verzögerungen.

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Dokumentation Obersalzberg Berchtesgaden: In den ersten Wochen bereits 40.000 Besucher

Hinzu kommt: Ende Januar vergangenen Jahres stellte ein vom zuständigen Institut für Zeitgeschichte beauftragtes Unternehmen Insolvenzantrag, das für den Ausstellungseinbau verantwortlich war. "Nach Gesprächen konnte eine Lösung gefunden werden", heißt es aus dem Bayerischen Finanzministerium. Der Einbau der Ausstellung konnte schließlich am 28. September 2023 fertiggestellt werden.

Die Dokumentation Obersalzberg am zweiten Regierungssitz von Adolf Hitler existiert seit 25 Jahren und betreibt auf 1000 Metern Höhe die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit. Mit mehr als drei Millionen Gästen gilt sie als eine der erfolgreichsten Ausstellungen Bayerns. Nachdem deutlich mehr Besucher kamen als erwartet und die Ausstellung selbst einer Modernisierung bedurfte, sollten die Bauarbeiten für den Neubau 2016 beginnen. Allerdings verzögerte sich der Start auf 2017 - genauso wie der Abschluss. Statt wie geplant 2020 fertig zu sein, eröffnete die neue Ausstellung erst im September 2023. In den ersten Wochen nach dem Start zählten die Verantwortlichen bereits mehr als 40.000 Besucher.

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2 Kommentare
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  • MUC0 am 11.04.2024 19:05 Uhr / Bewertung:

    In früherer Zeit durfte es auch was kosten wenn einer was haben wollte, das kam gestern auch so im Fernseher. Wer das bezahlt war den Entscheidern unwichtig. Heute zahlen die Nachfolger, weil es wieder teuer ist, und daher auf viele umgelegt werden muß.

  • AufmerksamerBürger am 11.04.2024 15:34 Uhr / Bewertung:

    Es spielt doch keine Rolle wieviel Geld hier ausgegeben wird und wer hier absahnen kann, es geht immerhin um das 3. Reich und was es neues dazu gibt.

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