Entführung von Ursula Herrmann vor 40 Jahren: "Ein stiller Tag"

Vor 40 Jahren ist die damals zehnjährige Ursula Herrmann entführt worden und in einer Kiste erstickt. Ihr Bruder wünscht sich Ruhe und dass er seine Familie schützen kann.
Nina Job
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Ursula Herrmann (kleines Bild) wurde am 15. September am Ammersee entführt, betäubt und in eine vergrabene Kiste gesperrt.
Ursula Herrmann (kleines Bild) wurde am 15. September am Ammersee entführt, betäubt und in eine vergrabene Kiste gesperrt. © dpa

München - Es soll ein stiller Tag werden für Ursulas Familie. Abgeschirmt von der Öffentlichkeit, obwohl - oder vielleicht auch gerade weil - sich noch immer viele Menschen beschäftigen mit dem Kriminalfall Ursula Herrmann. Am 15. September jährt sich die Entführung der Schülerin zum 40. Mal.

"Für uns als Familie ist es immer ein stiller Tag, den wir sehr gerne alleine verbringen", schrieb ihr Bruder vorige Woche der AZ. Er möchte seine Familie schützen. Das Verbrechen an seiner Schwester ist eines der spektakulärsten Verbrechen in Bayern: Dass ein unschuldiges Kind lebendig begraben wurde, erschüttert die Menschen auch Jahrzehnte später noch. Die Tat an sich und ihre Ausführung sind sehr außergewöhnlich.

Der verurteilte Entführer kommt wohl 2023 frei

Ursula Herrmann war am 15. September 1981 auf dem Uferweg am Ammersee in Richtung Eching geradelt. Sie wollte nach Hause. In dem Waldstück Weingarten wurde die Zehnjährige überwältigt, betäubt, in den Wald verschleppt und in eine im Boden vergrabene Kiste gesperrt. Das unterirdische Gefängnis hatte ein Belüftungssystem, das aber nicht funktionierte. In der Kiste lagen unter anderem Kekse und Comics. Ursula erstickte schon nach kurzer Zeit.

Der oder die Entführer versuchten noch, von Ursulas Eltern zwei Millionen Mark zu erpressen. Eine Geldübergabe fand aber nicht statt. Am 4. Oktober wurde die Kiste entdeckt.

Da die damaligen Ermittlungen gekennzeichnet waren von Fehlern, Pannen und Versäumnissen, gibt es immer wieder neue Theorien, Verdächtigungen und Spekulationen. Die späte Verhaftung eines Tatverdächtigen - fast drei Jahrzehnte später - und dessen Verurteilung konnte viele nicht überzeugen.

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Keine Ruhe nach Urteil gegen Werner M.

Werner M., ein zur Tatzeit hoch verschuldeter Nachbar der Familie, ist 2010 in Augsburg wegen erpresserischen Menschenraubs mit Todesfolge zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Ruhe kehrte damit trotzdem nicht ein.

Der heute 71-Jährige bestreitet, am Tod des Mädchens schuld zu sein. Auch Ursulas Bruder hat große Zweifel: Michael Herrmann bezeichnet die Verhaftung von M. und den Prozess als "ein fragwürdiges Schauspiel". Er wirft den Behörden vor, dass sie M. eingesperrt hätten, um den Fall endlich zu einem Ende zu bringen.

Bruder glaubt nicht an M.s Schuld

Der Bruder hat sich jahrelang intensiv mit den Akten beschäftigt. Er vermutet die wahren Täter im Umfeld eines nahen Internats (AZ berichtete).

Auch die Justiz muss sich immer wieder beschäftigen mit dem Fall, derzeit wird ermittelt wegen eines "Bekennerschreibens", das Ende 2020 aufgetaucht ist. Die Ermittler gehen davon aus, dass damit nur der Verdacht auf eine Person gelenkt werden soll. Für die Staatsanwaltschaft ist die Tat längst verjährt. Nur Mord würde nie verjähren.

Verurteilter hat Freigang

Derweil kann sich der Verurteilte Werner M. allmählich auf die Freiheit vorbereiten. Er sitzt in der JVA Lübeck, profitiert bereits von Vollzugslockerungen. Es gibt Fotos von ihm beim Freigang: mal bei einer Bootstour auf der Alster in Hamburg, mal mit Rollator. Seine Frau ist nicht auf den Bildern, sie hat sich von ihm scheiden lassen.

M.s Anwalt Walter Rubach sagt: "Ich gehe davon aus, dass mein Mandant 2023 von Amts wegen entlassen wird." Dann hat Werner M. die Mindestverbüßungsdauer seiner Haftstrafe abgesessen.

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