Elftklässler wollen Abschiebung von Mitschülern verhindern

Elftklässler der Rudolf-Steiner-Schule kämpfen mit einer Petition gegen die Abschiebung ihrer Mitschüler. Gut 8000 Unterstützer haben sie schon
von  Ruth Schormann
Hamza (2.v.r., vorne) mit seinen Schulkameraden.
Hamza (2.v.r., vorne) mit seinen Schulkameraden. © privat

Ihnen drohen Folter und Tod, sollten Hamza und Hassan tatsächlich abgeschoben werden. "Als wir von ihrem Abschiebebescheid erfahren haben, hat uns das sehr getroffen", erzählt Paula Domínguez. Die 16-Jährige ist Schülerin an der Rudolf-Steiner-Schule in Gröbenzell.

Die zehnte und elfte Klasse an der Waldorfschule besuchen zwei Flüchtlingsburschen: Hamza aus Pakistan und Hassan aus dem Iran, der ursprünglich aus Afghanistan kommt.

Er ist sechs Monate lang über sieben Länder geflüchtet

Dorthin soll er auch abgeschoben werden, "wo er niemals war, keine Familie hat und keinen Menschen kennt. Damit ist er völlig schutzlos und der Verfolgung und Willkür der Taliban und der Paschtunen ausgesetzt", schreiben die Schüler in der Erklärung auf openpetition.de.

Der junge Mann wurde selbst im Iran geboren, wohin seine Familie vor 20 Jahren geflohen ist. Seit eineinhalb Jahren geht er in Deutschland zur Schule. Gerade bereitet er sich auf den Hauptschulabschluss vor, möchte eine Lehre beginnen. "Warum gilt Afghanistan für Hassan als sicheres Land, wenn sogar deutsche Touristen vor einer Reise dorthin gewarnt werden?" fragen die Schüler.

Hamza besucht seit Schuljahresanfang die Rudolf-Steiner-Schule. Über sieben Länder ist er sechs Monate lang nach Deutschland geflohen und lebt nun zusammen mit anderen unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen im Landkreis Fürstenfeldbruck. Hamza sollte, so hat er es seinen Mitschülern erzählt, für die Taliban kämpfen. Sein Onkel habe ihn in ein Trainingscamp der Terrororganisation gebracht. Nun gilt er als Verräter, weil er anderen Menschen keine Gewalt antun wollte. Käme er zurück nach Pakistan, könnte er hingerichtet werden.

"Momentan ist die Lage doch noch nicht so akut, wie angenommen, denn die beiden haben Klage gegen den Abschiebebescheid eingereicht. Deswegen werden wir die Petition verlängern", erklärt Paula Domínguez. Sie ist zuversichtlich, dass die Aktion etwas bringen kann.

"Wir wollen zeigen, dass sie nicht allein sind, dass sie hier gut integriert sind und sich nicht allein um alles kümmern müssen", begründet sie ihr Engagement. Die beiden kommen in der Schule gut mit, schildert die Mitschülerin. Unterstützung bekommen die Elftklässler dabei von ihren Lehrern, die ihnen beim Formulieren der Texte helfen.

Die Waldorfschule besuchen insgesamt vier Flüchtlinge, erzählt Paula Domínguez. Eigentlich müssen Eltern Geld für den Unterricht ihrer Kinder an Privatschule zahlen. Für die vier Buben übernimmt die Schule die Kosten.

Lesen Sie hier: Atom-Scheich baut Tegernsee-Palast

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.