"Einfach Wahnsinn!" – Die besten Bilder von der "Braveheart Battle"

Bischofsheim an der Rhön - "Wahnsinn!" Die Seniorin blickt nachdenklich auf den vertrauten Bach. Gemeinsam mit ihrem Mann und einem befreundeten Ehepaar steht sie auf einer kleinen Brücke und staunt. Ein Stück über dem Bach sind schwarze Netze befestigt, am Parkplatz nebenan stehen Rettungswagen und zahlreiche Feuerwehrler, die Stadt füllt sich langsam mit Menschen. Bischofsheim an der Rhön, die Kleinstadt mit etwa 5000 Einwohnern ist kaum wiederzuerkennen an diesem Samstagmorgen. Blaue Absperrbänder durchziehen die Altstadt, Imbisswagen reihen sich aneinander, auf dem Marktplatz steht eine riesige Treppe aus Stroh.
Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Mehr als 2.000 Sportler werden hier später erwartet, dazu Tausende Zuschauer - es ist "Braveheart Battle". Der Extremlauf war sechs Jahre lang in Münnerstadt gestartet, ehe er im vergangenen Jahr erstmals an die Rhön kam. Eine Stadt wird zum Hindernisparcours und Freiluftstadion. Und die Bischofsheimer staunen. "Ja, Wahnsinn!", sagt der Ehemann der Seniorin.
Noch bleibt Zeit, bevor die Massen kommen. Die Läufer starten an einem Skilift, alle gleichzeitig und nicht mehr blockweise wie früher. Immer wieder hallen laute Kampfschreie über den Platz. Der gibt schon einen Vorgeschmack auf den Lauf: Teilnehmer und Zuschauer stapfen durch Schlamm.
Für manche endet der Lauf schon nach wenigen Metern
Der Start ist zäh, zu groß ist die Menschenmenge. An der Sprungschanze staut es sich - die Teilnehmer müssen erst die Stufen hinauf und dann den steilen Hügel wieder hinunter laufen oder rutschen. Danach ist Zeit für eine erste Manöverkritik: "Geil! Wenn man auf einem Fuß rutscht, das geht am besten." Ein junger Mann stöhnt, hält sich den Knöchel. Für manche ist der Lauf hier schon vorbei.
Etwa 20 Prozent der Teilnehmer kamen im vergangen Jahr nicht ins Ziel. Heuer schafften es immerhin 1886 der mehr als 2.000 Läufer - weder Regen noch Schnee machten den Teilnehmern diesmal zu schaffen. Die etwa 400 Einsatzkräfte von Bayerischem Roten Kreuz (BRK), Wasserwacht, Bergwacht oder Feuerwehr mussten trotzdem mehrmals ausrücken. Einige Sportler zogen sich Sportverletzungen zu und kamen ins Krankenhaus, andere mussten wegen kleineren Verletzungen, Unterkühlung oder Erschöpfung behandelt werden. Die Betreuung des Großereignisses sei für die Rettungskräfte auch eine gute Übung, sagt ein Sprecher des BRK. Ein halbes Jahr lang haben sie sich auf diesen Tag vorbereitet.
Ungefährlich ist er also nicht, so ein Extremlauf. Und doch erfreuen sie sich größerer Beliebtheit als je zuvor. Was einst nur bei "Takeshi's Castle" im Fernsehen lief, können viele heute in der Umgebung ausprobieren. "Braveheart Battle", "Iron Viking", "Vertical Marathon" oder "Cross Deluxe" - ein möglichst kämpferischer, englischer Name ist Pflicht, dazu Rituale und etwas Pathos. In Bischofsheim wird vor dem Start ein "Gebet" gesprochen: "Auf dass man noch Jahre später von diesem Lauf reden wird und den Helden, die ihn bestritten."
"Es ist auch toll, sich mal einzusauen"
Es geht über brennendes Holz, durch Schlammlöcher, unter Stacheldraht hindurch. Die Gesichter werden immer verbissener. Im Ziel sind viele stolz und glücklich. Und vor allem erschöpft. Wieder mitmachen würden sie alle - obwohl die letzten Kilometer eine Qual waren. Der Sprung in eine Wanne mit eiskaltem Wasser hat bei vielen zu heftigen Krämpfen geführt. Warum das Ganze?
"Ich will einfach an meine Grenzen gehen", sagt Johannes Ritter. Ein anderer Teilnehmer freut sich auf die Gemeinschaft. "Das ist einfach genial." Die Teilnehmer helfen sich bei vielen Hindernissen. "Am Anfang ist es auch toll, sich mal einzusauen", sagt eine Frau. Kurz vor dem Startschuss, ein Mann dreht sich noch einmal zu seiner Familie um, der kleine Sohn sieht seinen bemalten Vater irritiert an. Warum läuft er hier mit? "Das kann man nicht beschreiben", sagt der 45-Jährige und grinst. Es sei - ja genau - "einfach eine Portion Wahnsinn".