Eine neue Heimat für Luchsbabys in Bayern
Im Bayerischen Wald soll bald die erste Auffangstation für Luchswaisen im Freistaat entstehen. Auf Wunsch des Bayerischen Umweltministeriums baut die Nationalparkverwaltung eine Station auf, "in der Luchswaisenkinder oder verletzte Luchse aufgepäppelt werden können", wie die Parkverwaltung kürzlich mitteilte.
Bau der Anlage soll im Frühjahr starten
Sobald im Frühjahr 2023 kein Schnee mehr im Bayerischen Wald liegt, soll der Bau der Anlage im Tierfreigelände in Neuschönau beginnen, erzählt Marco Heurich, Leiter der Abteilung Besuchermanagement und Nationalparkmonitoring, der AZ. Bislang habe der Park Luchsjunge, deren Mütter zum Beispiel überfahren wurden, zunächst notversorgt und aufgepäppelt, sagt der Professor für Wildtierökologie und Naturschutzbiologie weiter.

Bislang kamen Luchsbabys nach Niedersachsen
Für eine bessere Versorgung wurden die Tiere dann in die nächstgelegene Aufziehstation nach Niedersachsen gebracht. "Das ist mit einem riesigen Transportaufwand verbunden und die dortige Station hat natürlich auch nur begrenzt Kapazitäten", sagt Heurich. Deshalb sei die Idee einer eigenen Auffangstation entstanden, um den Waisenkindern gleich vor Ort im Park und über einen längeren Zeitraum helfen zu können.
Platz für zwei Jungtiere
Mindestens zwei Jungtiere sollen in der Anlage Platz haben, denn genau so viele würden im Schnitt jährlich entdeckt. Die Gründe dafür, wieso die kleinen Pinselohren ihre Mütter verlieren, sind vielfältig: Zum Beispiel seien in der Vergangenheit häufig verletzte oder überfahrene Tiere gefunden worden. Auch gebe es Fälle von illegaler Jagd auf die ausgewachsenen Tiere und Vergiftungen, weiß der Experte. "Die Kleinen können alleine noch nicht leben, irren dann umher, versuchen ihre Mutter und Nahrung zu finden."
Hilfe auch für erwachsene Luchse
Auch verletzte, erwachsene Tiere könnten demnach in der Auffangstation künftig einen Platz bekommen und medizinisch behandelt werden. Doch gebe es auch die Möglichkeit den verletzten Tieren noch in der freien Wildbahn, in ihrer natürlichen Umgebung zu helfen. "Wir hatten schon mal einen Fall, da haben wir einem schon größeren Jungtier Nahrung gebracht, etwa ein totes Reh, und es so wieder aufgepäppelt." Mit Luchsbabys sei dies jedoch nicht möglich.
Möglichst wenig Kontakt mit Menschen
Grundsätzlich soll darauf geachtet werden, dass die großen Katzen in der Auffangstation möglichst wenig Kontakt mit Menschen haben. "Deshalb bekommen sie im Nationalpark auch ihr eigenes Gehege, in das Tierpfleger das Fressen nur reinlegen - und zwar so, dass sie von den Jungtieren gar nicht gesehen werden", erklärt Heurich.
Besucher sind nicht erlaubt
Auch Besucher sind dort nicht erlaubt. Denn die Raubtiere sollen sich so wenig wie möglich an Menschen gewöhnen, ihre natürliche Scheu vor uns Zweibeinern beibehalten. "Wenn sie gesund und groß genug sind, werden sie dann wieder in die Freiheit entlassen."
Erfolgreiche Wiederansiedlung in Tschechien
Im Nationalpark Bayerischer Wald wurden in den letzten Jahren immer mehr Luchse gezählt, sagt der Park-Beauftragte weiter. Ein Erfolg, denn als 1848 der letzte Luchs bei Zwiesel erlegt wurde, galt die Art dort als ausgestorben. Die erste Wiederansiedlung der Tiere habe in den 1970er Jahren stattgefunden, so Heurich. Doch sie breiteten sich nicht aus.
In Tschechien wurde zehn Jahre später ein neuer Versuch gestartet und erneut 17 Luchse freigelassen. "Auf ihnen basiert die aktuelle Population", so Heurich weiter (siehe auch Kasten).
Forschung mithilfe von Fotofallen
Im Nationalpark wird heute erforscht wie Luchsbestände genau funktionieren, heißt es auf der Webseite. Das Untersuchungsgebiet erstreckt sich dabei über eine Fläche von 820 Quadratkilometern in den Nationalparks Bayerischer Wald und Sumava. Automatische Kameras als Fotofallen dienen demnach als Monitoring-Hilfe, da die Tiere aufgrund ihrer individuellen Fellzeichnung somit leicht identifiziert werden können.
Heurich jedenfalls freut sich auf das Projekt. "Es ist schön, wenn man die Jungen retten kann, sie wieder in die Freiheit entlassen werden und sie nicht ihr Leben im Gehege fristen müssen", sagt der Professor. Und fügt hinzu: "Das ist einfach schön und die Tiere sind wahnsinnig niedlich."
- Themen:
- Bayern