Drama in Possenhofen: Mädchen von S-Bahn getötet
Ein tödlicher Fehler: Zwei Teenager wollen den Heimweg abkürzen und laufen auf dem Bahndamm Richtung Pöcking. Kurz hinter Possenhofen wird ein Mädchen vom Zug erfasst
Possenhofen - Sie wollte einer entgegenkommenden S-Bahn ausweichen und übersah dabei den Zug, der aus der anderen Richtung heranraste – er erfasste sie mit voller Wucht: Bei Possenhofen ist am Sonntagabend eine 14-Jährige ums Leben gekommen. Sie war mit einer gleichaltrigen Freundin auf den Gleisen unterwegs.
Die Mädchen hatten in Starnberg auf einer Uferparty gefeiert und wollten in der Dämmerung zurück nach Pöcking. Dort wohnt die überlebende Schülerin. Ihre Freundin war vor geraumer Zeit mit ihrem Vater nach Salzburg gezogen und für ein paar Tage zu Besuch in Bayern.
Die beiden stiegen gegen 21.30 Uhr in Possenhofen aus der S6 und machten sich zu Fuß auf den Heimweg. „Sie wollten die Strecke wohl abkürzen und sind deshalb am Bahndamm entlanggelaufen“, sagt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern. Ein tödlicher Fehler.
Es wird immer dunkler. Deshalb beschließen die Mädchen, auf den Gleisen weiterzugehen. Um 21.50 rauscht die S6 von Feldafing nach Possenhofen heran. „Geh runter, da kommt ein Zug“, ruft die Pöckingerin ihrer Freundin zu und bringt sich neben dem Bahndamm in Sicherheit. „Ich geh rüber aufs andere Gleis“, sagt die junge Salzburgerin. Es sind ihre letzten Worte.
Was beide nicht gesehen haben: Auf dem Gleis nähert sich mit Tempo 100 die S-Bahn nach Tutzing. „Der Zugführer hat noch versucht zu bremsen“, sagt der Polizeisprecher. Er schafft es nicht, die Bahn rechtzeitig zu stoppen. Der Triebwagen erfasst das Mädchen, es stirbt noch an der Unfallstelle.
In der S-Bahn sitzen zu diesem Zeitpunkt etwa 20 Menschen. Sie bleiben trotz Vollbremsung unverletzt und werden teils in Feuerwehrautos, teils zu Fuß zurück zur Haltestelle Possenhofen gebracht. Die Bahnstrecke ist bis nach Mitternacht unbefahrbar.
Warum die Mädchen zwar die eine, nicht aber die andere S-Bahn bemerkt haben, ist unklar. Vielleicht waren die Freundinnen ins Gespräch vertieft. Alkohol habe bei dem Unfall wohl keine Rolle gespielt, sagt der Polizeisprecher. Auch sei nicht bekannt, dass die Mädchen über ihre iPods Musik gehört und deshalb den zweiten Zug nicht wahrgenommen hätten.
Eine Angewohnheit, die bereits mehrere Teenager das Leben gekostet hat. Zuletzt wurde bei Mering (im Landkreis Aichach-Friedberg) eine 14-jährige Joggerin überfahren, die einfach auf eine Staatsstraße gelaufen war, weil sie ein herannahendes Auto nicht gehört hatte.
Was am Sonntagabend in Possenhofen genau passiert ist, weiß wohl nur die 14-jährige Pöckingerin. Doch sie steht unter Schock und muss von einem Kriseninterventionsteam betreut werden. „In jedem Fall“, sagt der Polizeisprecher, „ist so ein Unglück der Alptraum aller Eltern.“
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