"Dorfrocker" holen wieder zum Schlag gegen Klimaaktivisten aus – diesmal mit Gülle
Kirchaich - "Dorfrocker"-Frontmann Tobias Thomann sitzt auf einem Traktor, der ein gefülltes Güllefass trägt. Mitten auf seinem Weg zur Weide hockt ein Mann, gekleidet in schwarzen Regenklamotten und neongelb leuchtender Warnweste, im Schneidersitz auf dem Boden. Eine seiner Hände klebt scheinbar am Boden fest. In der anderen hält er eine Karotte. Thomann singt: "Der Bulldog hat ka Bremse" und lässt auf den Demonstranten Gülle regnen.
Humorvolles Video findet Zustimmung bei über 50.000 Nutzern
"Das passiert mit Klimaklebern aufm Bauernhof", schreibt die Partyband "Dorfrocker" zu ihrem neu veröffentlichten Video auf Facebook- und sorgt wieder einmal für Aufregung.
Den Fans der Musiker aus Unterfranken gefällt es offenbar: Über 58.000 nach oben gestreckte Daumen und lachende Smileys hat das Video auf Facebook gesammelt. "Spitze, so soll es sein", kommentiert ein Nutzer. "Geil gemacht. Also los. Wo ist Treffpunkt", fragt ein anderer.
Auch kritische Stimmen unter dem Facebook-Post
Doch nicht alle sind mit dem Inhalt des Beitrags einverstanden. "Gerade Landwirte sollten ein Bewusstsein für das Klima haben und sich nicht über die lustig machen, die sich für das Klima einsetzen! Dieser Spot ist absolut letztklassig", kritisiert etwa eine Frau. "Soweit ganz lustig", meint jemand anderes. Aber die Wahrheit sei, dass viele Hunderte Traktoren die Straßen blockiert haben, weil die Bauern unzufrieden mit der Regierung und den Problemen der Landwirtschaft waren.
"Es geht uns hauptsächlich darum, Spaß zu verbreiten"
Die "Dorfrocker" nehmen die Kritik gelassen. "Wir sind eine Unterhaltungsband", sagt Bandmitglied Markus Thomann der AZ. "Es geht uns hauptsächlich darum, Spaß zu verbreiten." Das Video sei als eine "satirische Parodie" gemeint.
Zugleich werde damit die Art und Weise des Protests der Letzten Generation in Frage gestellt, insbesondere einzelner Mitglieder. "Rettungswege blockieren und dadurch Menschenleben riskieren, mit Öl oder anderen Schadstoffen Kunstwerke verunstalten - daran finden wir nichts Positives."
Für das Klima auf die Straße zu gehen und zu demonstrieren, dagegen sei hingegen grundsätzlich nichts einzuwenden. "Aber mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegen und gleichzeitig den CO2-Fußabdruck anprangern, das passt nicht zusammen - das ist ein No Go."
Letzte Generation verteidigt Protestform: "Eine der effektivsten Möglichkeiten"
Und was sagen die Aktivisten der Letzten Generation zu dem Musikvideo? "Wir wissen, dass unsere verschiedenen Protestformen sehr unterschiedliche Resonanz auslösen und viele Menschen dazu bewegen, sich in einer bestimmten Art zu positionieren", sagt eine Sprecherin der AZ.
Doch sei die Unterbrechung des Alltags wie durch das Kleben auf Straßen, eine der effektivsten Möglichkeiten, Druck auf die Regierung auszuüben, "damit diese anfängt ihre eigenen Gesetze einzuhalten". Statt sich über "gewaltvolle Aufforderungen gegen uns (wie in dem Video) auszulassen", wolle man die Online-Plattformen jedoch lieber dazu nutzen, in den Dialog über die Klimakrise und Maßnahmen zu treten.
Die Band ist mit ihren Liedern und Videos schon öfter in die Schlagzeilen geraten. Zuletzt hatten sie "Über den Wolken" umgetextet und waren mit Reinhard Mey in einen Streit geraten (AZ berichtete). Auch der neue Titel "Der Bulldog hat ka Bremse" ist wohl gecovert, darauf weist ein Hashtag neben dem Beitrag hin. Diesmal wurde "Der Zug hat keine Bremse" von Mia Julia, Lorenz Büffel und Malle Anja von den drei Thomann-Brüdern umgedichtet. Ob dies noch Konsequenzen hat, bleibt abzuwarten.
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