Doppelmord in Schnaittach: Ingo P. schweigt weiter

Am Tag nach der Entdeckung zweier Toter hinter einer Mauer steht fest: Sie sind umgebracht worden. Doch der tatverdächtige Sohn Ingo P. (25) schweigt. Er könnte auch wegen Betrugs belangt werden.
von  Helmut Reister und Ruth Schormann
Zwei Leichenwagen halten vor dem Anwesen der Familie in Schnaittach. Dort sollen Stephanie und Ingo P. (kl. Bild) Elfriede und Peter P. umgebracht und eingemauert haben. Die beiden Tatverdächtigen sitzen in Untersuchungshaft.
Zwei Leichenwagen halten vor dem Anwesen der Familie in Schnaittach. Dort sollen Stephanie und Ingo P. (kl. Bild) Elfriede und Peter P. umgebracht und eingemauert haben. Die beiden Tatverdächtigen sitzen in Untersuchungshaft. © NEWS5/Grundmann/Frankenfernsehen.tv

Schnaittach - Rund um die Hedersdorfer Straße im mittelfränkischen Markt Schnaittach herrscht Fassungslosigkeit. Zwei Nachbarn sind umgekommen. Ermordet. Anwohner beschreiben die Opfer Elfriede († 66) und Peter P. († 70) als "ruhige Leute", die gern im Garten gearbeitet haben, schreibt die "Pegnitz Zeitung".

Ende Dezember meldet ihr Sohn sie als vermisst. Am 13. Dezember sieht ein Arzt das Ehepaar zum letzten Mal, ein zweiter Termin wird abgesagt. Von wem, das ist noch unklar.

Eine harmonische Familie sollen die P.s, die mit Sohn und Schwiegertochter unter einem Dach lebten, gewesen sein, sagen Freunde der "Pegnitz Zeitung". Doch das will in dem Ort im Nürnberger Land keiner mehr so recht glauben – nach dieser Grausamkeit: Polizisten mit Spürhunden finden das Ehepaar im eigenen Anwesen. Tot. Hinter einer Wand eingemauert. Unter Mordverdacht steht ihr eigener Sohn Ingo (25).

Sohn und Schwiegertochter in U-Haft

Am Tag nach der schrecklichen Entdeckung sitzen er und seine Frau Stephanie (22) in U-Haft. Ein Richter hat die Haftfortdauer angeordnet, sagt gestern Staatsanwältin Anita Traud. Ingo P. schweigt, macht keine Angaben zu den Vorwürfen.

Solange der 25-Jährige nichts sagt, müssen die Ermittler weiter suchen. Die Spurensicherung gestaltet sich schwierig in dem Haus. Der Grund: Ingo P. hat frisch gestrichen, renoviert, neu tapeziert – laut Cora Miguletz von der Kripo erwecke dies den Eindruck, "als ob hier Spuren beseitigt werden sollten". Auch die Frage, wie die beiden Senioren umgekommen sind, ist noch nicht geklärt.

Die ersten Gerüchte, die beiden seien erschossen worden, sind wohl falsch: Bei einem sichergestellten Gewehr aus dem Haus soll es sich um einen Dekorationsgegenstand handeln.

Gestern Nachmittag wurde der Leichnam von Peter P. untersucht. Der tote Körper soll schon länger gelegen sein, vermutlich war der Tag des Verschwindens auch der Todestag.

Schwiegertochter beseitigte Spuren

Die Renovierungsarbeiten deuten darauf hin, dass es Blutspuren gab, die beiden erstochen worden sind. Stephanie P. (22) soll bestritten haben, ihre Schwiegereltern umgebracht zu haben, aber sie hat wohl zugegeben, dass sie ihren neu Angetrauten gedeckt und beim Beseitigen der Spuren geholfen hat.

Neben dem Tatverdacht des Mordes in zwei Fällen könnte Ingo P. auch noch Betrug zur Last gelegt werden. Denn über das Internet hatte der 25-Jährige Geld für die Suche seiner Eltern sammeln wollen – die dazugehörige Facebook-Seite ist jetzt nicht mehr abrufbar. Auch über Spielschulden des Sohnes wird getuschelt.

Geldprobleme oder Streit?

Ging es ums Geld oder war auch Streit im Spiel? Nachbarn schildern der "Pegnitz Zeitung", Elfriede P. habe die Frau an der Seite ihres Sohnes nicht gemocht. In einem Interview mit einem regionalen TV-Sender hatte diese betont, wie gut sie sich mit ihren Schwiegerleuten verstanden habe.

Da lagen die beiden längst tot hinter der Mauer. Wohl auch schon während der Hochzeitsnacht des jungen Paares Ende Dezember. Eine grausige Vorstellung. Im Standesamt waren nur zwei Bekannte, aber keine Eltern des Paares anwesend.

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