Die Geothermie kommt nicht in Gang

Zu viel Bürokratie und mangelnde Förderung bremsen die Technologie aus, sagen Experten.
Ralf Müller |
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Die Geothermieanlage im Münchner Heizkraftwerk Süd.
Die Geothermieanlage im Münchner Heizkraftwerk Süd. © Sven Hoppe/dpa

München - Die Politik setzt große Erwartungen in die Geothermie und deren Beitrag zur Energiewende. Trotzdem passiert praktisch recht wenig, so das Ergebnis eines Fachgesprächs der SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag. Die geladenen Experten stellten in großer Gemeinsamkeit fest: Die bürokratischen Hürden sind nach wie vor zu hoch und die staatliche Förderung zu gering.

70 Prozent des Bedarfs könnte durch Geothermie gedeckt werden

Geothermie könnte einen geradezu fantastischen Beitrag zur Wärmeversorgung in Haushalten und Wirtschaft leisten. Würden alle Möglichkeiten der oberflächennahen wie der Tiefenbohrungen ausgenutzt, könnten nach Schätzungen des Fraunhofer-Instituts bis zu 70 Prozent des Bedarfs gedeckt werden. Der Süden Bayerns bietet wegen des Molassebeckens ganz besonders gute Voraussetzungen. Oberbayern sitzt auf einer "Wärmflasche", hatte es Ministerpräsident Markus Söder (CSU) einmal formuliert. Dennoch drehe sich auch hier zur Zeit "kein einziger Bohrmeißel", sagte der Geschäftsführer der "Geothermiegesellschaft Unterhaching", Wolfgang Geisinger: "Da ist irgendetwas falsch im System."

Was spricht gegen Geothermie?

Was falsch ist, benannten die Fachleute klar: Die Branche habe bislang "nur Gegenwind" zu spüren bekommen, so Christian Maier von der "Energiewende Garching". Gemeinden, die in Geothermie-Projekte investieren wollten, würden regelmäßig durch die Kommunalaufsicht gebremst, berichtete Andreas Lederle, Geschäftsführer der "Erdwärme Grünwald GmbH". Es bestehe die Gefahr, dass die "Kämmerer die Energiewende killen". Beim Abbau der Bürokratie müsse Bayern nicht auf den Bund warten, so Erwin Knapek, Ehrenpräsident des Bundesverbandes Geothermie. Für die Geothermie im Freistaat seien "mindestens drei Ministerien" zuständig, von denen "jedes vor sich hin werkelt".

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Bei der Finanzierung der Anlagen und Netze würden die Kommunen weitgehend allein gelassen, beklagten die Experten. Eine Geothermieanlage, die ganze Siedlungen versorgen kann, koste mindestens 50 Millionen Euro, so der Geschäftsführer der "Innovative Energie für Pullach GmbH" Helmut Mangold. Dabei sei das Leitungsnetz nicht mitgerechnet. Mit dem Geothermie-Ausbau könne es nur etwas werden, wenn die Kreditanstalt für Wiederaufbau, die bayerische Förderbank LfA, der Freistaat oder der Bund ordentlich Fördergeld in die Hand nähmen.

Markus Söder: 25 Prozent des Wärmebedarfs aus Geothermie

"Bis 2050 muss 25 Prozent des Wärmebedarfs (aus Geothermie, d. Red.) gedeckt werden", hatte Söder in einer Regierungserklärung 2021 angekündigt. Der Zeithorizont stehe im Konflikt zum Ziel, Bayern bis 2040 klimaneutral zu machen, merkte SPD-Fraktionschef Florian von Brunn an. Bis dahin müssten noch viele Hindernisse aus dem Weg geräumt werden.

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  • Der wahre tscharlie am 06.02.2023 18:17 Uhr / Bewertung:

    "Zu viel Bürokratie"......
    In der Print-Ausgabe der AZ ist auch folgende Aussage von Erwin Knapek zu finden. Zitat:
    "Für die Geothermie im Freistaat seinen "mindestens drei Ministerien" zuständig, von denen "jedes vor sich hinwerkelt".

    Jetzt könnte man spitzzüngig sagen, es lebe die Bürokratie und seien wir doch froh, dass die Beamten alle was zu tun haben. Aber hellhörig würde ich werden, wenn ein Politiker ein neues Ministerium fordern würde, das die anderen "mindestens drei Ministerien" unter seinen Hut nehmen möchte, um effizienter zu arbeiten. Ironie aus.

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