Die Eselfarm in Pähl kämpft ums Überleben

Seit vielen Jahren leben die Tiere auf einem Bauernhof nahe des Ammersees. Doch plötzlich stellt sich das Landratsamt quer.
von  Lucia Nussrainer
Werden geliebt, gehegt und gepflegt: die Esel auf dem Hof in Pähl.
Werden geliebt, gehegt und gepflegt: die Esel auf dem Hof in Pähl. © privat

Pähl – Ihre zehn Esel sind ihr das Liebste. Wie lang Anahid Klotz allerdings noch mit ihnen auf der Asinella-Eselfarm leben kann, ist ungewiss. Vor 15 Jahren ist die 54-Jährige auf den kleinen Hof in Pähl, am südlichen Zipfel des Ammersees, gezogen – und hat sich einen Lebenstraum erfüllt.

Doch nun macht das Landratsamt Weilheim-Schongau der Frau Ärger. Der Grund: die Tierhaltung. Ihr Hof sei kein landwirtschaftlicher Betrieb. Und nur eine solche Nutzung sei dort zulässig.

Die Eselfarm wurde angezeigt

Doch warum taucht das Problem ausgerechnet jetzt auf? "Jemand hat uns angezeigt", sagt Klotz. Um wen es sich dabei handelt, wollte ihr das Landratsamt zwar nicht sagen. Sie habe allerdings bereits eine Ahnung – und versteht die Welt nicht mehr. "Das Bauamt sagt, da wir die Esel anders als ,traditionelle Nutztiere‘ weder schlachten noch züchten noch sie für uns Milch produzieren, könne es uns nicht als Landwirtschaft anerkennen", so Klotz. Der Betrieb müsste nach Ansicht der Behörde als Gewerbebetrieb eingestuft werden. "Und deshalb möchte man uns die Betriebserlaubnis verwehren", sagt die 54-Jährige. Ihr Problem: Ein Gewerbebetrieb kann nur in einem Gewerbegebiet oder dörflichen Mischgebiet ansässig sein – was auf ihren Hof nicht zutrifft.

Nach Klotz’ Ansicht ist dies allerdings auch gar nicht nötig. "Unser Betrieb ist als moderne Landwirtschaft anzusehen", sagt sie. "Mein Mann und ich haben ja nicht nur die zehn Esel auf dem Hof, sondern neben zwei Hunden auch noch drei Rinder, drei Ziegen, 20 Schafe, 20 Bienenvölker und zehn Hühner." Parallel zu der Tierhaltung bietet sie auch an, Kindergeburtstage auf dem Hof zu feiern, und die Esel sind auch Teil des Ferienprogramms in dem kleinen Ort.

Die Esel erfüllen auch einen pädagogischen Zweck

Wichtig sei ihr aber auch der pädagogische Bereich, in dem die Tiere eingesetzt werden, sagt Klotz, die früher in der Unternehmensberatung und in der Sportartikelindustrie gearbeitet hat. Unter anderem besucht sie mit ihren Tieren einmal im Monat ein Seniorenzentrum. "Das machen wir schon seit über zehn Jahren, die Bewohner freuen sich immer sehr auf uns."

Werden geliebt, gehegt und gepflegt: die Esel auf dem Hof in Pähl.
Werden geliebt, gehegt und gepflegt: die Esel auf dem Hof in Pähl. © privat

Das Besondere an den Eseln aus Pähl ist: Sie sind als Therapietiere ausgebildet. "Wir arbeiten beispielsweise mit einer Einrichtung für schwertraumatisierte Frauen in München zusammen", sagt Klotz. Mithilfe der Esel lernten die Frauen, mehr Selbstbestimmung zu gewinnen und wieder ins Leben zurückzufinden.

Der Umgang mit den Tieren stärke deren Selbstbewusstsein, mildere Ängste und fördere die Fähigkeit zum Aufbau sozialer Kontakte. "Ihre Wesensart macht die Esel als Therapietiere einfach besonders wertvoll", schwärmt Klotz. Denn Vertrauen und Kameradschaft sei den Tieren besonders wichtig. Schon seit 1998 hält Klotz Esel.

Eselfarm in Pähl: Die Tierhalterin will nicht aufgeben

"Ich fand die Tiere immer schon toll. Angefangen hat es mit Lolo und Eddi. Meinen ersten zwei Esel, die ich mir privat zugelegt hatte." Und dann wurden es ziemlich schnell immer mehr: "Ich merkte wie meine Esel auf andere Menschen, beispielsweise auf Behinderte, wirkten.

Da beschloss ich dann, den Hof gewerblich aufzuziehen, damit ich den Menschen besser Zugang zu meinen Tieren verschaffen konnte", erzählt Klotz. Doch was, wenn sie die Tierhaltung wirklich aufgeben müsste? "Das will ich mir lieber gar nicht vorstellen", sagt Klotz bedrückt.

Dennoch will die 54-Jährige nicht einfach aufgeben. "Ich werde wie eine Löwin kämpfen", kündigt sie an. "Es geht schließlich um meine Existenz, um mein Lebenswerk. Aber als kleiner Bauernhof hat man eben keine so große Lobby hinter sich wie konventionelle landwirtschaftliche Massenbetriebe", klagt die 54-Jährige. Sie habe sich jetzt einen Anwalt genommen – der sie im Recht sieht. Mit ihrem Fall könne ein Präzedenzfall geschaffen werden, so die Meinung des Rechtsexperten.

Trotzdem will die Esel-Halterin es jetzt erst einmal mit einer Mediation versuchen. "Ich bin ein Freund davon, Probleme friedlich zu klären, und hoffe, alle Parteien an einen Tisch zu bekommen. Vielleicht lässt sich der Konflikt am Ende so beilegen."

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