Der Bartgeier ist wieder im Anflug auf Bayern

Nach 100 Jahren soll der Bartgeier wieder im Freistaat heimisch werden. Weil er als "Kinderfresser" galt, ist er ausgerottet worden.
Leonie Fuchs |
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Mit seiner Flügelspannweite mit bis zu 2,90 Metern ein majestätischer Anblick: der Bartgeier.
Mit seiner Flügelspannweite mit bis zu 2,90 Metern ein majestätischer Anblick: der Bartgeier. © imago images / McPHOTO

München/Nürnberg - Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) möchte im Mai 2021 gemeinsam mit dem Berchtesgadener Nationalpark drei junge Bartgeier in dem Gebiet um den Watzmann im Südosten Bayerns auswildern.

Einer der Jungvögel soll aus dem Nürnberger Tiergarten kommen, der Teil des europäischen Bartgeier-Zuchtnetzwerkes ist. "Das Vogelpärchen brütet jedes Jahr erfolgreich", sagt Markus Erlwein, Sprecher des LBV, der AZ.

Das Zuchtpaar im Tiergarten habe bereits mit der Balz begonnen, teilten der LBV und der Tiergarten Nürnberg mit. "Wenn alles gut läuft, dann haben wir bald einen fränkischen Bartgeier in den bayerischen Alpen", so Erlwein.

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In den Zuchtprojekten in Spanien und Österreich, von wo die anderen beiden jungen Geier stammen könnten, seien bereits Anfang des Monats die ersten Eier gelegt worden.

Der majestätische Bartgeier zählt mit einer Flügelspannweite bis zu 2,90 Metern zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt. Anfang des 20. Jahrhunderts war er in den Alpen ausgerottet worden, "weil er ein schlechtes Image hatte", sagt Erlwein. Ihm seien als "Kinderfresser" und "Lämmergeier" falsche Eigenschaften nachgesagt worden. "Wie so oft, wenn man etwas nicht erklären kann, sucht man einen Schuldigen." Verschwand ein Lamm oder ein Kind, schob man dies auf den Vogel. Der Bartgeier ist ein Knochenfresser - für Menschen aber ungefährlich.

Erlwein.
Erlwein. © LBV

"Die Nahrung der Bartgeier besteht bis zu 80 Prozent aus Knochen", erklärt Sektionsleiter für Ornithologie Markus Unsöld von der Zoologischen Staatssammlung in München (ZSM). Das sei eine Nahrungsnische, die kein anderer Vogel oder Säugetier für sich nutze. "Der Bartgeier hat eine Magensäure, die der von einer Autobatterie entspricht", so Unsöld.

Junge Geier werden seit 1986 im Alpenraum ausgewildert

Er fresse allerdings fast ausschließlich Knochen von Aas. Ein ausgewachsenes Tier benötigt täglich zwischen 250 und 400 Gramm Knochen. Um sie in verdauliche Stücke zu zerteilen, lasse der Geier sie aus der Höhe auf Felsen fallen, damit sie zersplittern. "Mit großer Ausdauer - das ist bis zu 40 Mal beobachtet worden."

Bereits seit 1986 werden im Alpenraum junge Geier ausgewildert. Die Auswilderung von Bartgeiern ist eines der erfolgreichsten Wiederansiedlungsprojekte überhaupt. Auf österreichischer Seite sei bereits ein Bartgeierpaar heimisch geworden, die an der Grenze zu Bayern immer wieder beobachtet würden, so Erlwein.

Berchtesgadener Nationalpark eignet sich gut für Wiederansiedlung

Während sich die Vögel in den West- und Zentralalpen seit 1997 selbstständig vermehren, komme die natürliche Reproduktion in den Ostalpen nur schleppend voran. Der Berchtesgadener Nationalpark eigne sich besonders für die Wiederansiedlung.

"In einer geeigneten Nische werden die jungen Vögel freigelassen und mit Knochen gefüttert, jedoch ohne, dass sie die Menschen sichten könnten." Durch einen Satellitensender könne später ihre Flugstrecke verfolgt werden. "Sie werden ihren Weg dann gehen", so der LBV-Sprecher.

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