Das Taubenschwänzchen erobert Bayern
Bayern - Ein runder, flauschiger Körper, vogelgleich, gepaart mit Schmetterlingsflügeln: Das Taubenschwänzchen ist eine Schmetterlingsart, doch wer immer ihm zuschaut, fühlt sich schnell an einen Kolibri erinnert. Die faszinierenden Insekten erobern derzeit immer mehr Lebensräume - auch in Bayern.
Taubenschwänzchen: Gute Überwinterungsbedingungen
Bei der Insektenzählung des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) landete der Falter auf dem dritten Platz der meistgezählten Insekten, hinter Ackerhummel und der Hellen Erdhummel. Auch im Juni schaffte es das Taubenschwänzchen bereits in die Top 20. Grund waren gute Überwinterungsbedingungen. Im August sei nun die nächste Generation unterwegs gewesen und könne vielerorts beobachtet werden, teilt der LBV mit.
Nicht ganz nachtaktiv
Doch was ist das für ein Tier, das den Freistaat zunehmend bevölkert? Insektenexpertin Tarja Richter vom LBV sagt: "Taubenschwänzchen gehören zu den Schmetterlingen und innerhalb dieser Gruppe zu den sogenannten Schwärmern, die zu den eigentlich nachtaktiven Schmetterlingen zählen."
Die Tiere seien aber auch tagsüber aktiv, sogar bei Regen. An besonders heißen Tagen würden sich die Insekten über Mittag jedoch an einem kühleren Ort verstecken und kämen dann nur morgens, abends und in der Nacht heraus.
Ähnlichkeit zum Kolibri
Viele Bewunderer der kleinen Schwärmer halten sie oftmals für Kolibris. Wieso? Das läge zunächst einmal an der Flugtechnik, dem sogenannten Schwirrflug, erklärt Richter. Dieser Flug gleiche dem eines Kolibris. Auch die Gestalt der Tiere sei vogelähnlich, besonders der einem Federschwanz täuschend ähnlich sehende Hinterleib der Insekten. Bei dem vermeintlichen Federschwanz handele es sich jedoch um verlängerte Schuppen, die dem Tier als Steuerungsmittel im Schwebeflug vor den Blüten dienen, sagt Richter.

Energie durch Nektar
Doch der besagte Schwirrflug kostet Kraft - Energienachschub tanken ausgewachsene Tiere wohl durch Nektar. Dabei seien die Insekten nicht besonders anspruchsvoll bei der Pflanzenwahl. "Sie besuchen zum Beispiel gerne Blüten mit langem Kelch, wie Geranien, Lichtnelken, Phlox oder Sommerflieder", so die Insektenexpertin. Die Raupen hingegen würden an verschiedenen Labkraut-Arten fressen, wie etwa Wiesen-Labkraut oder Echtes Labkraut.
Taubenschwänzchen im Garten
Wachsen also solche nektarreiche Blühpflanzen im eigenen Garten, so könne man durchaus selbst eines der Exemplare beobachten - wenn nicht sogar schon geschehen. Denn dieses Jahr seien auch die Überwinterungsbedingungen gut gewesen, sodass schon viele Gartenbesitzer Taubenschwänzchen entdecken konnten.
Überraschung über das Massenaufkommen
Der Grund für die Überraschung beim LBV über das Massenaufkommen der Taubenschwänzchen: Die Tiere sind ursprünglich nicht hier beheimatet, sondern im Mittelmeerraum. Die Klima-Erwärmung führt dazu, dass sie sich auch in unseren Breiten wohlfühlen. LBV-Insektenexpertin Richter sagt: "Taubenschwänzchen sind Wanderfalter und fliegen im Frühjahr, frühestens Ende April, aus dem Mittelmeerraum nach Norden zu uns."
Überwinterung in Bayern
Die Anzahl variiere dabei je nach aktueller Populationsgröße und den klimatischen Bedingungen im Mittelmeerraum. "Mitte bis Ende Juli schlüpft der Nachwuchs, sodass in diesem Zeitraum zwei Generationen der Falter zu beobachten sind." Aufgrund der stets steigenden Temperaturen sei es den Mittelmeer-Tieren nun aber auch möglich, hier zu überwintern. "Das klappt wohl erst seit 20 Jahren", so Richter. Ob die nicht überwinternden Taubenschwänzchen im Herbst wieder zurück in den Süden fliegen, sei bisher noch unklar.
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