Brennpunkt Rosenheim: 300 Flüchtlinge an einem Tag

Die Situation am Rosenheimer Bahnhof wird immer kritischer. Die Regionalzüge aus Österreich sind voll mit Flüchtlingen. Die Bundespolizei stößt bei ihrer Registrierung an ihre Grenzen.
von  Markus Giese
Der Rosenheimer Bahnhof am Dienstag: Der Bahnsteig platzt aus allen Nähten. Immer mehr Flüchtlinge kommen mit dem Zug nach Deutschland.
Der Rosenheimer Bahnhof am Dienstag: Der Bahnsteig platzt aus allen Nähten. Immer mehr Flüchtlinge kommen mit dem Zug nach Deutschland. © Bundespolizei

Die Situation am Rosenheimer Bahnhof wird immer kritischer. Die Regionalzüge aus Österreich sind voll mit Flüchtlingen. Die Bundespolizei stößt bei ihrer Registrierung an ihre Grenzen.

Rosenheim – Die Bundespolizeiinspektion Rosenheim ist am Limit und kommt mit der Registrierung der Flüchtlinge, die mit dem Zug nach Deutschland einreisen, nicht mehr hinterher. Allein am Dienstag haben die Beamten am Rosenheimer Bahnhof rund 300 Flüchtlinge aus Eritrea, Syrien, Afghanistan, dem Irak und dem Kosovo in Gewahrsam genommen.

Warum gerade in Rosenheim so viele Flüchtlinge aufschlagen? Hier treffen zwei Hauptrouten zusammen - die "Brennerroute" und die "Balkanroute". Im südlichen Abschnitt des deutsch-österreichischen Grenzgebiets ist die Zahl von bisher 20.500 registrierten Fällen mehr als doppelt so hoch, wie im gesamten letzten Jahr.

Lesen Sie hier: Flüchtlinge vom Balkan: Deshalb wollen sie nach Deutschland

Die Registrierung der Flüchtlinge ist extrem aufwändig

 

Die meisten Asylbewerber haben keine Pässe. Das Registrierungsverfahren ist deshalb besonders aufwändig. Die Bundespolizisten müssen die Menschen aus den Zügen zunächst auf den Bahnsteig bringen. Von dort aus werden sie mit Hilfe des Malteser Hilfsdienstes zur Dienststelle gebracht, wo eine Turnhalle zum Aufnahmelager umfunktioniert wurde. Dort warten die Flüchtlinge auf die langwierige Registrierungsprozedur.

Lesen Sie hier: Flüchtlingszustrom: Landratsämter im "Krisenmodus"

Aufnahme der Personalien, Durchsuchung, ärztliche Untersuchung, Abnahme von Fingerabdrücken, Foto. Für ein Gespräch, in dem die Menschen ihr Schicksal und ihre Beweggründe schildern können, bleibt keine Zeit. Fließbandarbeit. Nach der Prozedur werden die Flüchtlinge zurück zum Bahnhof geschickt. Von dort aus sollen Sie mit dem Zug weiter nach München in die Erstaufnahmestelle fahren.

Doch auch in der Landeshauptstadt ist die Situation angespannt. Die Betten der Aufnahmeeinrichtungen sind voll. Der Stadtrat hat am Mittwoch sieben neue Unterkünfte beschlossen, darunter drei Standorte für provisorische Zeltstädte, um die Männer, Frauen und Kinder, die in ihrer Heimat um ihr Leben fürchten müssen, unterzubringen.

Bundespolizei ist überfordert - der Bund stellt Verstärkung in Aussicht

 

Die Bundespolizei ist mit 550 Kräften im deutsch-österreichischen Grenzgebiet im Einsatz und dennoch maßlos überfordert. Rainer Scharf, Pressesprecher der Bundespolizei Rosenheim im Gespräch mit Focus Online: "Das Belastungslimit für uns ist überschritten." Manchmal, wenn die Turnhalle der Dienststelle aus allen Nähten platzt, muss die Bundespolizei Züge auch unkontrolliert nach München passieren lassen. Man könne "die Leute ja nicht übereinander stapeln", so Scharf.

Bundesinneminister Thomas de Maizière hat Bayern angesichts der unhaltbaren Zustände am Dienstag weitere Hilfe zugesagt. Bis Herbst sollen 100 zusätzliche Bundespolizisten nach Bayern kommen, um bei der Registrierung von Migranten zu helfen, sagte De Maizière am Dienstag bei einem Besuch der Bundespolizei in Deggendorf. "Wir sind gefordert, aber nicht überfordert. Wir bekommen das hin." Die Beamten in Rosenheim dürften das derzeit bezweifeln.

 

 

 

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.