Brandbrief an Markus Söder: Den Lehrern in Bayern reicht's
München - Bayerns Lehrer wollen nach den Osterferien nicht ohne Corona-Impfung ins Klassenzimmer zurückkehren.
"Wenn die Lehrerinnen und Lehrer und alle an der Schule Beschäftigten am 1. Schultag nach den Osterferien wieder einen Fuß in die Schule setzen sollen, müssen im Vorfeld alle ein Impfangebot erhalten haben", schreibt der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) in einem Brief an Ministerpräsident Markus Söder (CSU). "Wer kein Impfangebot erhalten hat, kann nur den Distanzunterricht anbieten."
Herrmann: "Ultimaten zu stellen, ist ein schlechter Stil"
Staatskanzlei-Chef Florian Herrmann (CSU) zeigte kein Verständnis für die Drohung. "Ultimaten zu stellen, ist ein schlechter Stil", entgegnete Bayerns Corona-Koordinator, zumal wenn ein solches an den Dienstherren gerichtet werde. Nicht jeder könne seine Arbeit einstellen, bloß weil er noch nicht geimpft sei.
Lehrkräfte an Grundschulen und Förderschulen seien zudem bei der Impf-Priorisierung inzwischen in Gruppe zwei eingestuft, viele von ihnen bereits geimpft.
BLLV-Brief: "Wir können nur so viel geben, wie wir sind!"
Im Brief von Verbandspräsidentin Simone Fleischmann machen Lehrerinnen und Lehren ihrem Unmut ordentlich Luft. Sie schreibt: "Dem BLLV (...) reicht's! Die Belastungsgrenzen sind weit überschritten und unser Verständnis für den Umgang der Politik mit dieser dramatischen Situation hat jetzt allmählich ein Ende erreicht. Wir können nur so viel geben, wie wir sind! Und wir lassen uns durch bloße Ankündigungen nicht mehr ruhig stellen!"
Unterstützung kommt von der SPD. Deren bildungspolitische Sprecherin Margit Wild appellierte gestern, Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) "muss jetzt endlich etwas tun für das Personal an den Schulen, für das er die Verantwortung trägt - und das bedeutet, sich für eine schnelle Impfung einzusetzen!"
Eltern fordern, dass Tests zu Hause durchgeführt werden
Seit Wochen dringen Lehrerverbände auf rasche Corona-Impfungen des Schulpersonals und regelmäßige Tests der Schüler. "Diese Selbsttests der Schülerinnen und Schüler müssen aber zwingend durch Fachpersonal oder durch die Eltern (am besten zu Hause) ausgeführt werden", schreibt der BLLV. "Es kann ja wohl nicht sein, dass wir nun auch noch dafür herhalten müssen!" Auch Eltern fordern, die Tests sollten zu Hause durchgeführt werden.
Auch der Verband der Lehrer an beruflichen Schulen in Bayern (VLB) ist sauer, weil zu wenig Tests für Lehrer angekommen seien. Das derzeitige System für Selbsttests in Klassenzimmern schieße laut Verbandspräsident Pankraz Männlein völlig am Ziel vorbei, es gefährde Schüler in Bus und Schulhaus und koste wertvolle Unterrichtszeit.