Brandbrief an Markus Söder: Den Lehrern in Bayern reicht's

Die bayerischen Lehrer drohen, nach den Osterferien ohne Impfung nicht in die Schulen zurückzukehren. Was sie außerdem fordern.
Ruth Schormann
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
2  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Lehrerin Meike Wiese steht im Unterricht in einem Geographie-Seminar in der Jahrgangsstufe elf am staatlichen Gymnasium in Trudering vor ihrer Klasse.
Lehrerin Meike Wiese steht im Unterricht in einem Geographie-Seminar in der Jahrgangsstufe elf am staatlichen Gymnasium in Trudering vor ihrer Klasse. © Matthias Balk/dpa

München - Bayerns Lehrer wollen nach den Osterferien nicht ohne Corona-Impfung ins Klassenzimmer zurückkehren.

"Wenn die Lehrerinnen und Lehrer und alle an der Schule Beschäftigten am 1. Schultag nach den Osterferien wieder einen Fuß in die Schule setzen sollen, müssen im Vorfeld alle ein Impfangebot erhalten haben", schreibt der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) in einem Brief an Ministerpräsident Markus Söder (CSU). "Wer kein Impfangebot erhalten hat, kann nur den Distanzunterricht anbieten."

Herrmann: "Ultimaten zu stellen, ist ein schlechter Stil"

Staatskanzlei-Chef Florian Herrmann (CSU) zeigte kein Verständnis für die Drohung. "Ultimaten zu stellen, ist ein schlechter Stil", entgegnete Bayerns Corona-Koordinator, zumal wenn ein solches an den Dienstherren gerichtet werde. Nicht jeder könne seine Arbeit einstellen, bloß weil er noch nicht geimpft sei.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Lehrkräfte an Grundschulen und Förderschulen seien zudem bei der Impf-Priorisierung inzwischen in Gruppe zwei eingestuft, viele von ihnen bereits geimpft.

BLLV-Brief: "Wir können nur so viel geben, wie wir sind!"

Im Brief von Verbandspräsidentin Simone Fleischmann machen Lehrerinnen und Lehren ihrem Unmut ordentlich Luft. Sie schreibt: "Dem BLLV (...) reicht's! Die Belastungsgrenzen sind weit überschritten und unser Verständnis für den Umgang der Politik mit dieser dramatischen Situation hat jetzt allmählich ein Ende erreicht. Wir können nur so viel geben, wie wir sind! Und wir lassen uns durch bloße Ankündigungen nicht mehr ruhig stellen!"

Unterstützung kommt von der SPD. Deren bildungspolitische Sprecherin Margit Wild appellierte gestern, Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) "muss jetzt endlich etwas tun für das Personal an den Schulen, für das er die Verantwortung trägt - und das bedeutet, sich für eine schnelle Impfung einzusetzen!"

Eltern fordern, dass Tests zu Hause durchgeführt werden

Seit Wochen dringen Lehrerverbände auf rasche Corona-Impfungen des Schulpersonals und regelmäßige Tests der Schüler. "Diese Selbsttests der Schülerinnen und Schüler müssen aber zwingend durch Fachpersonal oder durch die Eltern (am besten zu Hause) ausgeführt werden", schreibt der BLLV. "Es kann ja wohl nicht sein, dass wir nun auch noch dafür herhalten müssen!" Auch Eltern fordern, die Tests sollten zu Hause durchgeführt werden.

Auch der Verband der Lehrer an beruflichen Schulen in Bayern (VLB) ist sauer, weil zu wenig Tests für Lehrer angekommen seien. Das derzeitige System für Selbsttests in Klassenzimmern schieße laut Verbandspräsident Pankraz Männlein völlig am Ziel vorbei, es gefährde Schüler in Bus und Schulhaus und koste wertvolle Unterrichtszeit.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
2 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Sarah-Muc am 23.03.2021 10:45 Uhr / Bewertung:

    Herr Herrmann nennt das "schlechten Stil" - und was ist das , was seit Jahrzehnten
    total verpennt wird????? Der Zustand in den unsere Schulen "runtergespart" wurden und
    Digitalisierung komplett übersehen wurde???
    Den Lehrern bleibt doch gar nix anderes übrig als zu drohen!!!
    Corona offenbart alles, was von den Regierenden in den letzten zig Jahren verschlafen wurde.
    Und ein weiter so geht nicht mehr, nur haben da die "alten weissen Männer" das Problem, dass sie
    keine Vorstellung haben, von dem was notwendig ist zu unternehmen!
    Nein- ich will keine AfD (schrecklich) - aber es müssen neue Gesichter und Ideen her.

  • SL am 23.03.2021 16:41 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Sarah-Muc

    Die Lehrer(innen) sind eine exemplarische Gesellschaftsschicht, welche immer fordert und droht. Der Zustand der Schulen in Bayern ist nirgends "runtergespart" ganz in Gegenteil befinden sich diese in gutem bis sehr guten Zustand. Die Digitalisierung haben Lehrer(innen) selbst übersehen und jetzt rufen diese sogar von den Mrd. welche für den Digitalpakt zur Verfügung stellen nichts bzw. sehr sparsam ab. Und sie drohen nicht zu arbeiten wenn sie nicht geimpft werden. Andere Arbeitnehmer wie Verkäuferinnen, Kassiererinnen, auch Ärzte usw. sind auch nicht geimpft und leisten jeden Tag Großartiges ohne zu drohen. Zudem sagt selbst die Stiko, es gibt nach internationale und nationaler Datenlage keinen Grund Lehrer priorisiert zu impfen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.