Bio und Bayern: Das Beste aus beiden Welten

Landwirtschaftsminister Brunner will seit Jahren die Attribute Bio und Bayern in einem Siegel vereinen. Jetzt hat ihm die EU-Kommission grünes Licht für sein Logo gegeben. Was es für Verbraucher bedeutet.
von  Anna Munkler
Wie soll das Ei sein? Bio oder doch lieber regional? Wer beides will, erkennt die richtigen Produkte ab Herbst an dem neuen Siegel.
Wie soll das Ei sein? Bio oder doch lieber regional? Wer beides will, erkennt die richtigen Produkte ab Herbst an dem neuen Siegel. © dpa/AZ

München - Immer dieser innere Kampf in der Gemüseabteilung: Bio oder regional? Ist die Bio-Tomate aus Holland besser, gesünder, nachhaltiger oder die konventionell angebaute vom Bodensee? Genauso geht es bei den Eiern, bei der Milch oder beim Fleisch weiter. Für verantwortungsbewusste Verbraucher kann ein Einkauf da direkt stressig werden.

Ab Herbst soll es gegen diese innere Zerrissenheit ein Mittel geben: das neue bayerische Bio-Siegel. In Zukunft müssen Kunden, die Wert auf biologischen Anbau in der Region legen, nur noch auf das ovale blau-weiße Logo achten, das Agrarminister Helmut Brunner gestern in München vorgestellt hat.

Wozu braucht es das neue Siegel? Mehrere Monate hat die EU-Kommission das Siegel geprüft und schließlich grünes Licht gegeben.

Brunner ist darüber erleichtert. Er kämpft schon seit einigen Jahren für ein regionales Bio-Siegel. „Im Supermarkt gibt es zwar häufig eine Bio-Ecke, dort steht aber nicht, wo das Bio herkommt“, sagt er. „Und ob in Mexiko oder Ägypten die gleichen Standards gelten wie bei uns, ist zumindest fraglich.“

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Zudem seien so weite Transportwege kaum mit dem Grundgedanken von Bio in Einklang zu bringen. „Bio und regionale Herkunft sind Megatrends, die wir ideal miteinander verbinden können“, betont der Minister.

Welche Produkte bekommen das Siegel? Betriebe, die künftig das bayerische Bio-Siegel für ihre Produkte haben wollen, müssen neben der Einhaltung der EU-Öko-Verordnung noch weitere Kriterien einhalten. So dürfen pro Hektar beispielsweise maximal zehn Mastschweine oder 140 Legehennen gehalten werden. Nach der EU-Verordnung wären 14 Schweine oder 230 Hennen erlaubt. Außerdem dürfen die Hersteller von Produkten mit dem bayerischen Siegel nicht gleichzeitig andere Lebensmittel auf konventionelle Art produzieren.

Eine nur teilweise Umstellung auf ökologische Landwirtschaft, wie sie zum Beispiel beim EU-Biosiegel erlaubt ist, ist nicht möglich. Außerdem muss lückenlos nachgewiesen werden, dass das Erzeugnis aus Bayern kommt.

Welches Problem bringt das Siegel mit sich? Für den Verbraucher klingt das gut. Doch schon jetzt kann die heimische Bio-Produktion nicht mit der Nachfrage mithalten.

Während in der konventionellen Landwirtschaft mehr hergestellt wird, als verbraucht werden kann, nimmt im Bio-Bereich laut Agrarministerium die Abhängigkeit von Importen zu. Nur weil es ein neues Logo gibt, heißt das nicht, dass in Bayern automatisch auch mehr biologische Lebensmittel produziert werden.

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Landwirtschaftsminister Brunner hofft aber, dass er durch das neue Siegel den Ökolandbau in Bayern vorantreiben kann: „Ich bin überzeugt davon, dass sich das bayerische Bio-Siegel auf dem Markt schnell durchsetzen wird und dass es dem Ökolandbau in Bayern zusätzlich Aufschwung verleiht.“

Welche weiteren Pläne hat das Ministerium mit dem Siegel? Brunner würde das Logo gern auch exportieren. Das Agrarministerium hat Siegel für alle Bundesländer und EU-Mitgliedsstaaten entworfen.

Sie sehen aus wie das bayerische, nur dass in der Mitte die jeweiligen Landesfarben zu sehen sind. Wenn regionale Produkte den Standards entsprechen, könnte das Siegel beantragt werden. Verliehen würde es dann vom Freistaat Bayern.

Regional, ökologisch, fair - Was sagen diese Siegel über Lebensmittel?

 

EU-Bio Siegel

Die Auswahl an Bio-Siegeln ist mittlerweile fast unüberschaubar groß. Und nicht alle haben dieselben Standards. Die wohl bekanntesten Siegel sind das grüne EU-Bio-Siegel und das sechseckige deutsche Bio-Siegel. Beide garantieren Produkte, die nach der EU-Öko-Verordnung hergestellt wurden. Für andere Siegel wie Bioland, Biokreis, Naturland oder Demeter sind die Richtlinien strenger.

Nicht mit den Bio-Logos zu verwechseln ist das Siegel „Ohne Gentechnik“. Die grüne Raute sagt lediglich aus, dass in dem jeweiligen Produkt keine gentechnisch veränderten Zusatzstoffe enthalten sind.

Fairtrage-Siegel

Faire Siegel sollen nach internationalen Standards unter anderem einen Mindestpreis für Erzeuger und ein Verbot von Kinderarbeit garantieren. Am bekanntesten ist das grün-blau-schwarze Fairtrade-Siegel.

Siegel "Geschützte Ursprungsbezeichnung"

Zwei EU-Logos garantieren die Herkunft von Lebensmitteln. Die rot-gelbe „Geschützte Ursprungsbezeichnung“ belegt, dass die Rohstoffe aus der Region stammen, aus der sie laut Produktname kommen sollen und auch dort verarbeitet wurden. Ein Beispiel ist der Allgäuer Emmentaler. Bei der blau-gelben „Geschützen Geographischen Angabe“ muss nur ein Produktionsschritt in der jeweiligen Region erfolgt sein. Speziell für bayerische Produkte gibt es das Siegel „Geprüfte Qualität Bayern“, das jetzt um die Bio-Variante erweitert wurde.

Siegel des Herkunftsortes

Oft können Verbraucher übrigens auch selbst auf der Packung oder dem Produkt ablesen, woher landwirtschaftliche Erzeugnisse kommen. Milch- und Fleischprodukte haben meist eine ovale Kennzeichnung, an der der Herkunftsort abzulesen ist. Beginnt die Nummer in dem Oval mit „DE-BY“, war zumindest der letzte Verarbeitungsschritt in Bayern. Auf Eier wird ein Code aufgestempelt. Um bayerische Eier handelt es sich dann, wenn hier die zweite bis sechste Stelle „DE-09“ heißen. amu

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