Alternativ unterwegs: Ein neuer Stadtführer für München

Fernab von Fußgängerzone und Hofbräuhaus: Junge Münchner haben einen speziellen Stadtführer geschrieben, der die Landeshauptstadt abseits der klassischen Touristenziele zeigt.
Sophie Anfang |
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Stadtführermacher Florian Sperk, Amelie Bauer und Fabian Lieke.
anf Stadtführermacher Florian Sperk, Amelie Bauer und Fabian Lieke.

Fernab von Fußgängerzone und Hofbräuhaus: Mit "Alternativ unterwegs" haben junge Münchner einen speziellen Stadtführer geschrieben.

München - München, das ist eine Spitzenstadt, da sind sich die drei Stadtführer-Macher Fabian Lieke (27), Amelie Bauer (25) und Florian Sperk (30) einig. Auch wenn sie es einem nicht immer einfach macht mit ihren teuren Preisen und ihrem Schickimickitum.

„Alternativ unterwegs“, so heißt der neue Stadtführer, mit dem die Jung-Verleger zeigen wollen, dass es in München abseits von Pappbecher-Kaffee-Ketten und Fußgängerzone einiges zu entdecken gibt.

„Es passiert sehr viel in München“, sagt Amelie Bauer. Dem wollten sie gerecht werden. Mit klassischen Einkaufs- und Ausgehtipps, aber auch mit Interviews mit Menschen, „die Probleme aufzeigen.“

Für ihr Buch haben die Macher mit vielen Münchner Akteuren gesprochen, vom Bündnis für Bezahlbares Wohnen bis zu einem Isarsurfer der ersten Stunde.

Die Interviews sind über das Buch verteilt und bieten Lesestoff – vielleicht für die Zeit im Bio-Café, das man sich im Stadtführer ausgeguckt hat.

Lesen Sie hier: So gut ist regionale Küche

Der Öko-Ansatz fällt beim Durchblättern gleich ins Auge: Kleine Betriebe, Regionales und Bio dominieren. Statt der Frauenkirche werden etwa das alte Gewerkschaftshaus an der Pestalozzistraße vorgestellt.

Eines ist Autorin Bauer dabei wichtig: „Wir wollten nicht schreiben: So oder so musst du leben.“ Sie wollten ihren persönlichen Blick auf die Stadt zeigen.

Zweieinhalb Jahre haben Bauer, Lieke, Sperk und noch eine Handvoll weitere Mitstreiter an dem Buch gearbeitet. Am Anfang stand ein Internet-Blog. Dass die Tipps auf Papier veröffentlicht werden sollten, war den Machern jedoch sofort klar: „Wir wollten nicht das typische Do-it-Yourself-Projekt sein“, sagt Lieke, der Geschäftsführer der Gartenlaube UG, die extra gegründet wurde, um das Buch im Eigenverlag veröffentlichen zu können. Damit es klappt, haben sie eigenes Geld in das Projekt gesteckt und viel unbezahlte Arbeit.

336 Seiten dick ist der Stadtführer geworden, 3000 Stück wurden – natürlich auf Öko-Papier – gedruckt und liegen seit kurzem in Münchner Buchläden (Preis: 15 Euro). Zum untypischen Papier kommen die Fotos, die analog geschossen wurden und nostalgisch daherkommen.

München, die Stadt, die neu entdeckt werden soll, haben die Autoren auch eher alternativ eingeteilt: Nicht in Viertel oder Bezirke, sondern in sechs Zonen, die entstehen, wenn man sich als natürliche Grenzen die Isar und die Stammstrecke denkt. Die einzelnen Tipps sind auf handgezeichneten Karten eingetragen. Zehn davon hat die AZ hier zusammengestellt. Darunter sind Neues und Wiederentdecktes, Kulturelles und Kulinarisches. Viel Spaß beim Unterwegs-sein:

Café Frischhut

„Himmlisch“ findet Bauer die Schmalznudeln im Café Frischhut. Weil man dem Gebäck beim Brutzeln zusehen kann und es im Sommer hausgemachten Eistee gibt. Prälat-Zistl-Str. 8, Mo-Sa 8-18 Uhr.

Zimtschneckenfabrik

Noch eine süße kulinarische Empfehlung: In Giesing gibt’s ofenfrische Zimtschnecken oder anderes Kleingebäck. Kinder können hier backen lernen. Chiemgaustr. 81, Di-Fr 9-15 Uhr, Sa-So, 14-17 Uhr.

Beirut Beirut

Ein Stückchen Libanon mitten in Untersendling: Im Beirut Beirut gibt es frische Falafel und andere orientalische Spezialitäten. Wenn man mal Fernweg hat. Valleystr. 28, Mo-Sa, 11.30-20 Uhr.

Nearbees

Kein Ort im eigentlichen Sinne, dafür eine Plattform für die Stadt: Auf nearbees.de finden Imker und Honigliebhaber zusammen. Dort kann man seine Postleitzahl eingeben und Imker in seiner Umgebung finden. Ihren Honig kann man gleich über die Webseite bestellen – wenn man keine Zeit hat, persönlich hinzufahren.

Haus der Eigenarbeit

Schweißen, Schreinern, Nähen, das alles geht im Haus der Eigenarbeit. Verschiedene Geräte können zeitweise gemietet werden, vor Ort sind Profis, die beraten können. Darüber hinaus gibt es Kurse zu verschiedenen Themen. Wörthstr. 42, Di-Fr 15-21 Uhr.

Schwabinger Bücherschrank

Neuer Lesestoff ist in der Urlaubszeit nie verkehrt. In den Bücherschrank kann man Romane hineinstellen oder hinausholen – zu jeder Tag- und Nachtzeit und kostenlos. Elisabethstr. 142

Kapelle Väterchen Timofei

Er hörte den Ruf der Heiligen Maria und kam nach München, um eine Kirche zu bauen: Timofei Prochorow verschlug es 1952 aufs Oberwiesenfeld. Seitdem steht dort eine Kapelle nahe des Tollwood-Geländes. Spiridon-Louis-Ring 100, täglich 11-17 Uhr.

Stadtgärtnerei

Es ist etwas versteckt, doch wer Blumen mag, sollte den Weg in die Stadtgärtnerei nicht scheuen. Dort, wo die Stadt allerhand Grünes zieht, können Sträuße zusammengestellt und gekauft werden. Eingang gegenüber der Eduard-Schmid Straße 29, Mo-Fr 7.30-11.30 Uhr.

Studiobühne

Dieser Sommer ist die letzte Chance, die Studiobühne der Uni München in ihrer alten Umgebung zu erleben. Im Oktober wird das Gebäude an der Ludwigstraße abgerissen, bis ein neuer Spielort gebaut ist, müssen die Studenten mit ihren Produktionen auf kleinere Theater ausweichen. Wer überraschendes Theater mag, sollte vorher noch einmal hier vorbeischauen. Ludwigstraße 25, Webseite.

Weltraum

Einmal ins Kunstuniversum, bitte! Jeden Freitag wird im unabhängigen Projektraum eine neue Ausstellung eröffnet. Die Öffnungszeiten sind ebenfalls so weitläufig wie das All. Rumfordstr. 26, rund um die Uhr.

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