Bier auf Ex: Bürgermeister-Kandidat bittet um Verzeihung

Er exte eine Halbe und zeigte das auf Facebook. Nach harter Kritik kriecht der Schongauer Tobias Kalbitzer jetzt zu Kreuze - beklagt aber auch bayerische "Doppelmoral".
von  Thomas Gautier
Bier leer in nur acht Sekunden - das bedauert Tobias Kalbitzer aus Schongau jetzt.
Bier leer in nur acht Sekunden - das bedauert Tobias Kalbitzer aus Schongau jetzt. © AZ-Screenshot: Facebook/buergermeisterkalle

Schongau - Acht Sekunden haben sein Leben verändert - so lang hat Tobias Kalbitzer gebraucht, um sein Bier auf Ex zu trinken. Jetzt  bedauert der Schongauer Bürgermeister-Kandidat seine Teilnahme am Trinkspiel "Neknominate" auf Facebook. „Aufmerksamkeit habe ich sicher erzielt – aber ob das der richtige Weg war, weiß ich nicht“, sagte der 27-Jährige am Donnerstag.

„Ich bereue es schon, übernehme aber Verantwortung. Ich habe mich angreifbar gemacht, aber das ist nur menschlich.“ Er sei sich seiner Vorbild-Funktion erst durch die heftigen Reaktionen so richtig bewusst geworden. Kalbitzer will bei den Kommunalwahlen am 16. März für die Alternative Liste Schongau ins Rathaus der oberbayerischen Kommune einziehen.

Kalbitzer hatte am 2. Februar ein Video von sich auf seine Facebook und UWV dazu auffordert, das gleiche zu tun.

Als Bürgamoaschta muss ma eben doch an sauban durscht ham!", schreibt er in dem Post über das Video. "Ich nominiere Robert Stöhr, Falk Sluyterman und Ralf Alexander Schnabel! Prost, auf an saubernen Wahlkrampf!"

Hintergrund des Videos ist das Trinkspiel „Social beer game“, das seit einigen Tagen auf Facebook Furore macht. Dafür stellen Nutzer ein Video von sich online, in dem sie ein Bier in einem Zug trinken. Dazu fordern sie Freunde auf, das nachzumachen.

Kalbitzers Herausforderung lief dagegen ins Leere: Seine Gegenkandidaten kamen der Aufforderung nicht nach. Falk Sluyterman (SPD) schrieb, dass er zwar als Student sehr gut im "Bier-exen" gewesen sei, aber kein Video von sich veröffentlichen wolle, da er seinen drei Söhnen bereits verboten habe, auf solche Aufforderungen einzugehen. Auch Robert Stöhr (CSU) teilte über Facebook mit, dass er für solche Späße nicht zu haben sei.

„Die Wettschulden werde ich sicher auch nicht einfordern“, sagte Kalbitzer.

Harte Kritik an seiner Aktion

Für seine Facebook-Aktion hatte es scharfe Kritik gegeben. Kalbitzer betonte, er habe mit seinem Video aber niemandem schaden wollen. „Ich bin weit davon entfernt, zum Komasaufen aufzurufen“, sagte er und kritisierte eine „Doppelmoral“ in Bayern. „Wir haben vor gar nicht allzu langer Zeit einen Ministerpräsidenten gehabt, der gesagt hat, nach zwei Maß kann man noch fahren" - womit er auf Günther Beckstein abzielt.

Ob der Trubel nur schlecht für ihn war, ist nicht ganz sicher - zwei Tage nach der Aktion hatte Kalbitzer 238 Likes. Am Freitag waren es 1500. Der Kandidat hat also Aufmerksamkeit erzeugt, - und das ist in einem Wahlkampf ja nicht ganz schlecht.

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