Besucher-Ansturm: Gibt's bald Tickets fürs Oberland?

München - Das vergangene Wochenende hat Einheimische, aber noch mehr Menschen aus dem Großraum München in die Berge gelockt.
Von einem "brutalen Ausflugsverkehr" spricht der Tölzer Polizeichef Johannes Kufner, vor allem am zugeparkten Kesselberg zwischen Kochel- und Walchensee. Eine Streife habe auf der Bundesstraße zwischen Lenggries und Bad Tölz in zwölf Minuten knapp 90 Motorräder in einer Richtung gezählt.
Kesselberg komplett zugeparkt
Von "irre" über "Katastrophe" bis "Hölle" reichten die Schilderungen der Beobachter. Der Kesselberg, die beliebte Strecke für Feuerstühle, war beidseitig zugeparkt. "Den Berg rauf und runter" herrschte Dauerstau. Eine solche Verkehrssituation hat selbst Jachenaus Bürgermeister Klaus Rauchenberger "noch nie erlebt". Kochels Bürgermeister Thomas Holz ist überzeugt, dass der Sonntag "erst ein Vorgeschmack auf das war, was uns in diesem Sommer erwartet".
Denn die Überlastung habe sich ja schon eingestellt, "obwohl noch gar keine Badegäste da waren und die Herzogstandbahn noch nicht in Betrieb ist". Übernachtungsgäste und auch Tagesausflügler seien natürlich willkommen. "Aber es geht einfach nicht, dass man sich nicht an die Regeln hält."
Polizei spricht von "teilweise chaotischen Zuständen"
Gegen diese verstießen auch die Ausflügler in Bad Feilnbach und Umgebung. Am Samerberg und in Aschau sprach die Polizei von "teilweise chaotischen Zuständen". "Das war Chaos", klagt auch Samerbergs Bürgermeister Georg Huber. Schon um 10 Uhr waren die Wanderparkplätze dicht. Unter der Kampenwand blockierten Wildparker Bauern bei ihren Mäharbeiten. Die Polizei verteilte weit mehr als 100 Bußgeldbescheide an "völlig rücksichtslose" Autofahrer. Die Wanderer aber seien insgesamt "vernünftig gewesen, die sind auch am Gipfel nicht aufeinander gesessen", resümiert die Polizei.
Einen ähnlichen Ansturm erlebte das Tegernseer Tal. Nun hätten sich "alle Ausflügler ins Oberland zwängen müssen", ist vielfach zu hören. Ein Lied davon singen kann auch Thomas Gigl als Wirt des Berggasthofes Neureuth über dem Tegernsee. Obwohl auch er, wie alle Gastronomen, am Sonntag noch geschlossen hatte, "saßen in den Wiesen rund ums Haus rund 500 Leute".
Wirt sagt Ärger um Sitzplätze voraus
Nun graut nicht nur ihm wegen der Abstandsregelung bei reduziertem Platzangebot vor dem Ansturm am Vatertag. Denn an einem solchen Tag würden die Gäste länger sitzenbleiben, während andere schon auf freiwerdende Plätze gierten. "Da wird's Ärger geben", prophezeit Gigl.

Inzwischen rüsten sich alle Oberlandgemeinden für die nächsten Tage bis Pfingsten. Ähnlich wie Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagen zu Beginn der Ausgangsbeschränkungen schickte nun sein Kollege Hans Schandl aus Jachenau einen Brandbrief nach München. Die Politik sei "gefordert", um einen "Verkehrsinfarkt zu verhindern." Schandl hält sogar "Eintrittskarten" in die Naherholungsgebiete für sinnvoll.
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