Bestseller-Autorin Lisa Graf: Nun schreibt sie über weltberühmten Schokoladenhersteller Lindt und Sprüngli
Mit der Trilogie über das Münchner Delikatessenhaus Dallmayr ist sie zur Bestseller-Autorin avanciert. Mit knapp 400.000 verkauften Exemplaren taucht die Wahl-Berchtesgadenerin und gebürtige Passauerin Lisa Graf nun in neue Gefilde im Genusskosmos ein. Dieses Mal: die Geschichte rund um den weltbekannten Schokoladenhersteller Lindt und Sprüngli - "Zwei Familien, eine Leidenschaft".
Lisa Graf wirkt tiefenentspannt. Mit den drei Dallmayr-Bänden hat sie geschafft, was ihr Jahrzehnte verwehrt geblieben war: hohe Verkaufszahlen auf dem heiß umkämpften Büchermarkt. Mit ihren Kriminalromanen - zwei davon spielen in Bad Reichenhall ("Kurschatten-Affäre" und "Die zweite Geige") - konnte sie zwar überzeugen, wirklich hohe Verkaufszahlen erreicht Graf aber erst, seitdem sie sich großen Geschichten bekannter Familienunternehmen widmet.
Die 66-Jährige wählt dabei jene, die Bekanntheit genießen, die auf eine lange Historie zurückblicken und dadurch viel Raum für schriftstellerische Freiheiten bieten. Lisa Graf betont, dass es sich bei ihren Büchern um Romane handelt. Nicht alles, was man darin liest, hat so stattgefunden oder sich auch nur annähernd so zugetragen. Als Romanautorin hat Graf die Freiheit, sich nicht ausschließlich an Fakten orientieren zu müssen.
Reise in die Schweiz
So stieß sie bei ihren Recherchen vor allem auf Informationen zu den männlichen Protagonisten von Lindt und Sprüngli. "Ich war auch in der Schweiz, um die Städte und die Originalschauplätze kennenzulernen", sagt Lisa Graf. Doch die weiblichen Akteure in ihrem neuen Buch sind weitestgehend ihrer Fantasie entsprungen. "Die historischen Abfolgen und die Details müssen einfach stimmen."

Weder zu Dallmayr, dem Familienunternehmen aus ihrem Trilogie-Auftakt, noch zu Lindt/Sprüngli hatte Graf Kontakt während ihrer Recherchen. Der Verlag hat die Unternehmen zwar über die Roman-Absichten informiert. Zu einer näheren Zusammenarbeit kam es in der Folge aber nicht. "Meine Bücher entstehen völlig unabhängig", sagt Lisa Graf. "Ich schreibe nur einen Roman und bin definitiv keine Markenbotschafterin."
Ihr Konzept stößt auf Erfolg. Sie landete mit ihren letzten drei Werken, der Dallmayr-Trilogie immer weit vorne in der Bestsellerliste als eine der bestverkauften Buchautorinnen Deutschlands.
Kommenden Herbst soll Teil zwei erscheinen
Am 2. Oktober veröffentlichte Lisa Graf nun den ersten Band einer weiteren Trilogie, den Roman "Lindt & Sprüngli - Zwei Familien, eine Leidenschaft." Klar ist bereits jetzt: Kommenden Herbst soll Band zwei erscheinen, ein Jahr drauf, 2026, dann Teil drei folgen.
Graf hat auch in der Vergangenheit eher zum Ende des Jahres veröffentlicht. "Meine Bücher sind klassische Wintertitel." Sobald die Tage kürzer werden und die Temperaturen fallen, nimmt die Freude am Lesen zu. Vor allem beim weiblichen Publikum. Tatsächlich ist ein Großteil von Grafs Leserschaft weiblich, sagt die Autorin. "Im Herbst liegt man gemütlich auf dem Sofa, liest sein Buch und isst vielleicht sogar ein Stückchen Schokolade dazu." Klassische Genussthemen seien in der Zeit am Ende des Jahres durchaus beliebt.
Name ist weltweit bekannt
Dass sich die Autorin für das Unternehmen Lindt und Sprüngli entscheiden würde, stand für sie schon seit Langem fest. Es mag kaum Zufall sein, dass das Thema erneut im Genusskosmos angesiedelt ist und sich dann auch noch mit der Lieblingsnascherei der Deutschen beschäftigt. Hinzu kommt: Der Name Lindt ist weltweit bekannt, nicht nur in Europa. In mehr als 120 Ländern finden Kunden Lindt-Produkte.
Die Auswahl des Themas für den Buchstoff blieb lange Zeit Grafs Geheimnis. "Das wussten wirklich nur ich, mein Mann und mein Verlag." Beim Verlag zeigte man sich angetan, sagt Lisa Graf, zumal der Inhalt entscheidendes Kriterium beim Kunden ist. Je bekannter eine Marke, desto besser. Hinzu kommt: Das Unternehmen blickt auf eine lange Historie zurück. Der Ursprung reicht ins 19. Jahrhundert.
Dabei geht es um zwei Familien unterschiedlicher Herkunft: die Konditorenfamilie Sprüngli aus Zürich und die Apothekerfamilie Lindt. Band eins handelt von den Sprünglis, von jenem jungen Rudolf, der in gewisser Weise ein Pionier seiner Zeit war. Ihm gelang es, in der deutschsprachigen Schweiz Schokolade zum ersten Mal in fester Tafelform herzustellen. Früher sei diese häufig auch nur getrunken worden, erzählt Lisa Graf.
In Band zwei soll es dann um Rudolf Lindt gehen, jenen Sprössling der bekannten Schweizer Apothekerfamilie, der nicht in die Norm der Familie passte. Ohne Abitur und Studium eröffnete er bereits mit 24 Jahren eine Schokoladenherstellung. Er gilt seiner Zeit voraus und als Erfinder des Conchierens, eines wichtigen Schritts im Herstellungsprozess von Schokolade.
Geheimnis 20 Jahre lang gehütet
Ein Patentrecht gab es zu dieser Zeit noch nicht. Er hütete sein Geheimnis trotzdem mehr als 20 Jahre lang. "Das Conchieren macht die Schokolade so cremig", sagt Lisa Graf. Früher sei Schokolade eher bröselig gewesen.
Sprüngli zeigte Interesse am Tun von Rudolf Lindt. "Er wollte Lindts Verfahren besser verstehen." Dieser machte jedoch keine Ambitionen, seine Schokoladenmanufaktur beziehungsweise sein Verfahren zu veräußern oder zu teilen.
Erst Ende des 19. Jahrhunderts verkaufte er sein gewachsenes Unternehmen für eine damals stattliche Summe. Die einzige Voraussetzung: dass ihm ein Mitspracherecht erhalten bleibt. Ein Rechtsstreit entbrannte, den Autorin Lisa Graf im dritten Teil besprechen möchte. Der wiederum enthält Anleihen eines Wirtschaftskrimis, kündigt sie an.
"Schreiben bleibt Autorensache"
Dass das Cover des ersten Bandes in Form einer geöffneten Lindt-Schokoladentafel erscheint, war eine Idee ihres Verlages Penguin Random House, der bereits die drei erfolgreichen Dallmayr-Bände veröffentlicht hat.
Mit dem Schreiben kam Graf im Entstehungsprozess gut voran. Künstliche Intelligenz nutzt die Berchtesgadener Autorin dabei im Übrigen nicht. "Ich habe damit schon mal versucht zu recherchieren und ein Exposé zu schreiben." Letzteres habe aber nicht funktioniert. Sie habe das Exposé dann wieder verworfen. Schreiben bleibt Autorsache, auch in Zukunft, sagt sie.
Auf Lesungen wird Lisa Graf auch im kommenden Jahr gehen, vor allem im süddeutschen Raum. Dass es damit auch in der Schweiz klappt, ist zumindest der Plan. Ob daraus etwas wird, muss sich noch zeigen. "Dass eine deutsche Autorin über ein Schweizer Unternehmen schreibt, ist dann doch eher ungewöhnlich", sagt die Berchtesgadenerin Lisa Graf.
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