Bericht: Würzburg-Attentäter war schon in Ungarn registriert

Möglicherweise hätte der brutale Attentäter von Würzburg den deutschen Behörden lange vor dem Anschlag auffallen müssen. Ein Bericht der Bild legt nahe, dass der Mann bereits unter anderem Namen in Ungarn als Asylbewerber registriert war.
von  az
Wurde im Chaos-Sommer 2015 versäumt, den späteren Attentäter an der deutschen Grenze gründlich zu überprüfen?
Wurde im Chaos-Sommer 2015 versäumt, den späteren Attentäter an der deutschen Grenze gründlich zu überprüfen? © dpa/ho

Möglicherweise hätte der brutale Attentäter von Würzburg den deutschen Behörden lange vor dem Anschlag auffallen müssen. Ein Bericht der Bild legt nahe, dass der Mann bereits unter anderem Namen in Ungarn als Asylbewerber registriert war.

Würzburg – Während noch immer eins der fünf Opfer des brutalen Axt-Anschlags in einem Regionalzug bei Würzburg mit dem Leben kämpft, legen Recherchen der "Bild"-Zeitung nahe, dass der 17-jährige Attentäter bei seiner Einreise von den deutschen Behörden möglicherweise unsauber kontrolliert wurde. Demnach soll der mutmaßliche Afghane im Jahr 2015, rund ein Jahr vor der Gewalttat, zunächst unter einem völlig anderen Namen in Ungarn Asyl beantragt haben. Dort soll er vorschriftsgemäß registriert worden sein, Fingerbadrücke inklusive. Diese seien auch in die europäische Fingerabdruck-Datei EURODAC eingetragen worden.

Lesen Sie hier: So brutal verletzte der Axt-Terrorist seine Opfer

Bei der Einreise nach Deutschland wurden offenbar keine Fingerabdrücke genommen

Dann soll der 17-Jährige in ein Kinderheim nahe Budapest gekommen sein, wo er kurze Zeit später verschwand. Ende Juni 2015 tauchte er dann an der deutschen Grenze wieder auf und beantragte in Passau unter einem anderen Namen abermals Asyl. Die Tatsache, dass er ohne Beanstandungen in Deutschland aufgenommen wurde, lässt vermuten, dass bei seiner Registrierung keine Fingerabdrücke genommen wurden. Denn sonst hätte den Behörden auffallen müssen, dass die gleichen Fingerabdrücke bereits einem Asylbewerber in Ungarn zuzuordnen sind. Zudem soll es laut "Bild" keine Vernehmung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) oder die Polizei gegeben haben.

Während in Ungarn die Akte des Axt-Mörders wegen "Abwesenheit des Antragstellers" geschlossen wurde, wurde den deutschen Behörden die wahre Identität des 17-Jährigen erst bewusst, nachdem er in dem Regionalzug eine Touristen-Familie aus Hongkong brutal mit einer Axt angegriffen hatte und kurz nach der Tat von Polizisten erschossen worden war.

Eine Bitte um Stellungnahme hat das BAMF laut "Bild" nicht beantwortet.

Hintermänner wollten Attentat wie in Nizza

Unterdessen berichtet der Spiegel, dass der Attentäter wohl bis kurz vor seinem Anschlag Kontakte zu IS-Hintermännern in Saudi-Arabien unterhielt. Dies belegen offenbar Chat-Protokolle, die die Ermittler sicherstellen konnten.

Demnach soll ein IS-Kontaktmann dem 17-Jährigen vorgeschlagen haben, mit einem Auto in eine Menschenmenge zu rasen. Eine ähnliche Attacke hatte vier Tage zuvor in Nizza 85 Menschen das Leben gekostet. Der Islamist lehnte diesen Vorschlag jedoch ab, da er über keinen Führerschein verfügte. Stattdessen kündigte er an, er werde in einen Zug steigen und die erstbesten Fahrgäste angreifen.

Kurz vor der tatverabschiedete er sich von seinem Kontaktmann mit den Worten "wir sehen uns im Paradies".

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