Beliebtes Touristenziel in Bayern ist nun in Gefahr: "Unser Landschaftsbild wird zerstört"

Stephan Märkl, der Bürgermeister von Grainau am Eibsee, wehrt sich gegen einen geplanten Windpark in einer Tiroler Nachbargemeinde.
Niclas Vaccalluzzo
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Ärger am Eibsee: Eine österreichische Firma plant einen Windpark direkt an der deutschen Grenze.
Ärger am Eibsee: Eine österreichische Firma plant einen Windpark direkt an der deutschen Grenze. © Jan Eifert/imago

Grainau/Ehrwald - Mehr Natur geht nicht: türkisgrünes Wasser, zahlreiche Badestellen und am Fuße des Zugspitzmassivs. Der Eibsee in der Gemeinde Grainau gilt als eines der schönsten Natur-Highlights in Bayern. Trotz hoher Besucherzahlen und einer großen touristischen Bedeutung wirkt der Bergsee fast unberührt. Wird sich das künftig ändern?

Denn wenn es nach den Plänen des Windparkbetreiber "ImWind" aus Niederösterreich geht, sollen sich in der kristallklaren Seeoberfläche des Eibsees künftig neben der schneebedeckten Zugspitze auch Windräder spiegeln. Geplant sind elf bis zu 230 Meter hohe Anlagen an den Felshängen im Südwesten des Sees – auf Tiroler Gebiet direkt an der Grenze.

Bürgermeister von Grainau am Eibsee tobt: "Unser Landschaftsbild wird zerstört!" 

Die Windräder würden dann künftig vom beliebten Eibsee aus zu sehen sein. Auch vom Zugspitzgipfel und Waxenstein aus hätte man die Windräder im Blick. Am Montag gab es im österreichischen Ehrwald – die Nachbargemeinde von Grainau – eine Infoveranstaltung zum Windpark. Zu der Veranstaltung kamen rund 250 interessierte Anwohner – darunter auch zahlreiche Gegner des Projekts.

Vor einem Dreivierteljahr sei die "ImWind GmbH" an die Gemeinde herangetreten und hätte das Projekt präsentiert, sagt Markus Köck, Bürgermeister von Ehrwald, der AZ. Planmäßig soll es bis 2031 realisiert sein. Bei dem Treffen seien zahlreiche Gegner der Windräder anwesend gewesen.

Eine Illustration des geplanten Windparks von der Gemeinde Ehrwald aus.
Eine Illustration des geplanten Windparks von der Gemeinde Ehrwald aus. © ImWind GmbH

Der Bürgermeister der Eibsee-Gemeinde Grainau, Stephan Märkl (CSU), ist außer sich. "Das ist ein wahnsinniger Einschnitt", sagt er zur AZ. "Unser Landschaftsbild wird zerstört und der Tourismus ist gefährdet!" Märkl ist davon überzeugt, dass sich der touristisch genutzte Bergwald nicht für den Bau der Anlagen eignet. Hierfür müssten schließlich viele Bäume gefällt werden.

"Ich habe ja nichts dagegen, wenn Windräder neben einer Autobahn stehen, aber das ist ein massiver Eingriff in die Natur – da braucht es eine große Fläche", sagt er. Außerdem ist er sich sicher, dass auf den Felshängen ohnehin nicht genug Wind weht: "Ich wohne hier schon mein Leben lang und weiß das!"

"Windräder sind keine Verschandelung der Landschaft, sondern Symbol für die Energieunabhängigkeit"

Michael Pölzler, Projektleiter des geplanten Windparks, hält dagegen: "Im vergangenen Jahr wurde eine Vorort-Begehung mit einem Transportspezialisten sowie Expertinnen und Experten aus den Fachrichtungen der Geo- und Biologie, Windmessung und Bautechnik durchgeführt", sagt er der AZ.

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Diese habe ergeben, dass der Standort durchaus Potenzial für die Windräder bietet, welche bis zu 40.000 Haushalte mit Strom versorgen könnten. Pölzler betont außerdem die immense Bedeutung des Projekts für die Region Tirol. "Mehr als 50 Prozent der Energie im Land Tirol entstammt noch fossiler Energieerzeugung." Windräder seien in der Region Mangelware. 

"Dass man die sieht, ist klar", so der Projektleiter. Für ihn seien Windräder jedoch keine Verschandelung der Landschaft, sondern vielmehr ein "Symbol für die Energieunabhängigkeit". In Österreich seien einige Windräder auf Bergen – und die Wanderer hätten nichts dagegen.

Bürgerabstimmung entscheidet über Realisierung des Windparks am Eibsee

Im nächsten Schritt will Markus Köck die Bürger Ehrwalds in einer Bürgerabstimmung über das Projekt entscheiden lassen. "Ich erwarte eine knappe Entscheidung", so der Bürgermeister.

Danach würden weitere umfangreiche Tests zur Machbarkeit des Projekts folgen. Er verstehe die Sorgen seines deutschen Kollegen. "Als Privatperson teile ich die Meinung – vielleicht gibt es bessere Orte für einen Windpark", sagt er.

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  • NeoBavaria am 22.01.2024 08:59 Uhr / Bewertung:

    Ich wüsste nicht, weshalb die Gegend in Oberbayern schützenswerter ist als eine Gegend in Franken, dort stehen viel mehr Windräder, sowas ist einfach frech und nicht solidarisch!

  • Der Münchner am 22.01.2024 10:31 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von NeoBavaria

    Wer Strom von Windrädern wiil der sollte auch die Windräder bekommen!

  • Schorsch77 am 21.01.2024 12:38 Uhr / Bewertung:

    Die tun gerade so als würden die Windräder im See gebaut werden.

    Das Eibsee-Hotel ist drei Kilometer weg von der Grenze und dem Bergrücken, Grainau sogar über fünf Kilometer.

    Ja, an wenigen Standorten wird man am Horizont hinter dem Berggipfel evtl. die Rotoren in der Ferne sehen können.

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