Bayerischer Polizist kämpft um Förderung – und spricht Innenminister Herrmann direkt an: "Zeige den anderen, wie es geht"

Der bayerische Polizist Andi Wimmer feiert zahlreiche internationale Erfolge im Schießen. Die Disziplin gilt im Freistaat jedoch nicht als Dienstsport.
Kilian Pfeiffer |
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Mehrere Medaillen trägt Andi Wimmer um seinen Hals. Er will, dass das Schießen Teil der Spitzensportförderung wird.
Mehrere Medaillen trägt Andi Wimmer um seinen Hals. Er will, dass das Schießen Teil der Spitzensportförderung wird. © Kilian Pfeiffer

Grassau - Der Grassauer Andi Wimmer ist einer der besten Sportler bei der bayerischen Polizei. Mehrfacher Europa- und Weltmeister – in mehreren Disziplinen im Schießsport. In der Spitzensportförderung ist der Trainer und Teamkapitän der Mannschaft des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd dennoch nicht vertreten. Das Problem: Seine Disziplinen sind nicht olympisch. Das wurmt den 41-jährigen Beamten.

Polizist aus Grassau kann für seine sportlichen Erfolge nur in der Freizeit trainieren

Geehrt wurde Wimmer schon mehrfach. Zuletzt in Grassau (Landkreis Traunstein), seinem Heimatort. Dort wurde er mit anderen Sportlern verschiedener Disziplinen ins Rathaus eingeladen. Er gilt wegen seiner sportlichen Leistungen nun als Botschafter seiner Heimatgemeinde.
Aus Berufswegen ist Wimmer mit Waffen vertraut. Mit sportlichem Gerät schießt er aber bereits viel länger: Seit seinem zwölften Lebensjahr. "Ab diesem Zeitpunkt darf man ein Luftgewehr bedienen", sagt er am Rande des 75-jährigen Jubiläums des Bayerischen Polizeisportkuratoriums in der Eisarena an der Kunsteisbahn am Königssee. Wimmer steht dort auf der Bühne – als Polizeivertreter in Dienstkleidung.

Er wird für seine herausragenden Leistungen im Schießen geehrt. Wenn man es genau nimmt, hat sein sportlicher Erfolg, für den ihn das Kuratorium auszeichnet, aber nichts mit einer beruflichen Förderung bei der bayerischen Polizei zu tun. Denn der Polizist betreibt seine Sportdisziplinen in der Freizeit.

100 Polizisten in Bayern sind im Programm der Spitzensportförderung

Als Sportler wird er nicht gefördert wie etwa jene bayernweit rund 100 Spitzensportler, die die Ausbildung zum Polizisten gemacht haben. Weil sie so gut waren, wurden sie in das Programm der Spitzensportförderung aufgenommen. Solche Talente können sich glücklich schätzen. Die Arbeit ist dann der Sport. Geld gibt es obendrein. Ein Berufsjahr ist schnell erklärt: elf Monate Sport, einen Monat Polizeidienst. Jeder Spitzensportgeförderte wird entlohnt wie jeder andere Polizist desselben Dienstgrades. Wimmer findet es gut, dass es eine solche Förderung gibt. Jedoch: Für ihn gilt sie nicht. "Ich trainiere nicht während meiner Dienstzeit, sondern ausschließlich davor und danach", sagt er.

Beim Festakt sind auch zwei Minister auf der Bühne: Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und Innen- sowie Sportminister Joachim Herrmann (beide CSU). Wimmer wird auf die Bühne gerufen. Um seinen Hals hängt ein Schwung Medaillen: drei goldene, zwei in Silber, eine in Bronze. Sie sind die Erfolge seiner sportlichen Leistungen bei der vergangenen Europameisterschaft im französischen Châteauroux (Départements Indre). Der Innenminister beglückwünscht Wimmer, Staatsministerin Kaniber ebenso. Auf der Bühne wird der 41-Jährige als "Vorbild" bezeichnet – wegen seiner zahlreichen internationalen Erfolge. Wimmer sagt vor rund 200 Gästen, viele davon hochrangige Polizeivertreter: "Ich habe es mir zum Ziel genommen, dass das Schießen bis zu meiner Pensionierung Dienstsport wird."

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Schießsport nicht im Dienstsportkatalog:  "Wie soll ich junge Leute motivieren?"

Es existiert ein Dienstsportkatalog: Berggehen ist da drin zu finden, Leichtathletik ebenso wie Fahrradfahren. Der Schießsport, dem Wimmer passioniert nachgeht, ist nicht enthalten. Verantwortliche bei der Polizei sagen, Schießen sei kein Sport, sondern eine Grundfertigkeit. Außerdem seien seine Disziplinen nicht olympisch, sagt Wimmer. Polizisten, die in olympischen Sportarten Bestleistungen zeigen, sind im geförderten Programm. Wimmer mit seinen Vorderladern nicht. Erfolgreich ist er zudem im Blasrohrschießen und bei Traditionsfeuerwaffen, die in Tracht geschossen werden. Dort ist er mehrfacher bayerischer Meister. In 23 Disziplinen nimmt er insgesamt teil.

Wimmer ist Trainer und Teamkapitän in der Mannschaft des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd und sagt: "Wie soll ich junge Leute motivieren, an Polizeimeisterschaften teilzunehmen, bei denen Spitzensportgeförderte mitmachen, die den ganzen Tag trainieren?" Hier brauche es unterstützende Anreize. Das Präsidium sei groß. Viele müssten lange Anfahrtswege in Kauf nehmen, damit sie zum Training kommen. Wimmer will an der Sache dranbleiben. Er möchte das Schießen zumindest im Dienstsportkatalog sehen. "Ich zeige den anderen auch, wie es geht."

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3 Kommentare
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  • am 21.04.2024 11:23 Uhr / Bewertung:

    Bravo!

    Aber wie man die Mütze richtig aufsetzt üben wir nochmal.

  • Chris_1860 am 21.04.2024 13:00 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von

    Du hast mal wieder den Inhalt des Artikels brillant und messerscharf erfasst.

    @SL:
    Nein, wir brauchen von dir kein erneutes Polizeibashing.

  • SL am 21.04.2024 14:34 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Chris_1860

    Schön dass Sie bei jeder Gelegenheit an mich denken, ich würde sagen Zweck erfüllt. Aber ich bin auch dafür den Kollegen von der Arbeit freizustellen, damit er auf Kosten der Steuerzahler seinen Schießübungen frönen kann.

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