13 Kilometer für 540 Euro: Eine bayerische Tradition für Schulkinder ist in Gefahr
Berchtesgaden - Eine neue Realität zeichnet sich im Bereich des schulischen Wintersports ab. Während Skifahren früher ein fester Bestandteil an Schulen war, stellt man im Schulamt Berchtesgadener Land etwa zunehmend fest, dass die Attraktivität bei Eltern und Schülern schwindet. "Viele Eltern sind oft keine Skifahrer mehr", sagt Schulamtsdirektor Helmut Mayer. Hinzu kommen explodierende Kosten für den Transport der Kinder. Immer weniger Schulen gehen im Alpenvorland zum Skifahren.
"Für einige Kinder ist der Skikurs oft die einzige Berührung mit der Sportart", sagt Mayer weiter. Dass immer seltener mit den Grundschülern zum Skifahren gegangen wird, hat seine Gründe. Zum einen seien es die extrem gestiegenen Kosten für Bustransporte, die sich zum Teil fast verdoppelt hätten, sagt er. "Wenn man drei Tage Skikurs hat, kann es teuer werden."
Ski-Unterricht im Berchtesgadener Land: Dieses Jahr sind nur noch elf Grundschulen angemeldet
Meldeten sich in früheren Jahren fast alle der 17 Landkreis-Grundschulen zum Skisport, sind es dieses Jahr nur noch elf. "Bei zwei Schulen ist es noch nicht sicher", sagt Mayer. In einer Region, in der das Skifahren fast vor der Haustür möglich ist, ist das wenig, wie auch der Schulamtsdirektor attestiert.
Skifahren gilt mittlerweile als teuer. "Wir haben auch sozial schwächer gestellte Familien, die sich das nicht mehr leisten können", sagt Mayer. Zwar gibt es Unterstützungs- und Förderleistungen, etwa von Gemeinden, die unter anderem Teile des Bustransports übernehmen. Allerdings wird das individuell entschieden. Hinzu kommt die Skiausrüstung, die bei vielen Grundschülern nicht mehr vorhanden ist und daher ausgeliehen werden muss.
Eine Schule in Laufen etwa hat einen deutlich längeren Anfahrtsweg als eine Schule aus Berchtesgaden. "Wenn der Busfahrer dann noch vor Ort bleibt, wird es teurer", weiß Helmut Mayer. Für Familien mit geringerem Einkommen sei das oft nicht zu stemmen. Als Mayer selbst noch als Lehrer aktiv war, waren dreitägige Skikurse am Wolfsberglift, am Götschen oder im österreichischen Heutal fester Termin im Jahreskalender. "Heute ist das nicht mehr so: Wintersport üben wir zwar aus. Aber es wird auch mal zum Eislaufen nach Inzell oder Berchtesgaden gefahren oder die Schüler gehen zum Rodeln."
Skifahren in Bayern: Ein Ausflug mit dem Bus für 13 Kilometer kostet 540 Euro
Welcher Wintersport ausgeübt wird, darüber wird in der Lehrerkonferenz und im Elternbeirat entschieden. Die Kosten im Auge zu behalten, dennoch attraktive Angebote zu machen, sagt Mayer, sei heutzutage schwieriger geworden. Er weiß von einer Busfahrt von Teisendorf nach Waging. Laut Google-Maps sind das keine 13 Kilometer Fahrtstrecke. Ein Lehrerkollege hatte einen Bustransport für einen Ausflug organisiert. Abgerechnet wurde dieser schließlich mit 540 Euro.
Getragen wurden die Kosten schließlich von den Schülereltern. In Zeiten, in denen Bildungseinrichtungen wegen Interessenverschiebungen und steigender Kosten zunehmend individuelle Entscheidungen über ihr Sportangebot treffen, ist klar: Die traditionelle Rolle des Skifahrens als schulischer Wintersport ist in Gefahr.
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