Baustelle Bayerischer Landtag: Sanierung und Umbau für 106 Millionen Euro

Der Plenarsaal bekommt derzeit ein neues Dach, es wird energetisch generalsaniert und ein Foyer für Besucher geschaffen. Die Kosten: 106 Millionen Euro.
Natalie Kettinger
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Landtagspräsidentin Ilse Aigner deutet auf das neue Dach des Plenarsaals. Jede der insgesamt 101 Glasplatten wiegt 650 Kilogramm. Zwischen Saal und Dach wurde für die Arbeiten aus Sicherheitsgründen eine Zwischendecke eingezogen. Eine Wellblech-Konstruktion soll Handwerker und Material zudem vor Hitze und Regen schützen. Ende des Jahres soll alles fertig sein.
Landtagspräsidentin Ilse Aigner deutet auf das neue Dach des Plenarsaals. Jede der insgesamt 101 Glasplatten wiegt 650 Kilogramm. Zwischen Saal und Dach wurde für die Arbeiten aus Sicherheitsgründen eine Zwischendecke eingezogen. Eine Wellblech-Konstruktion soll Handwerker und Material zudem vor Hitze und Regen schützen. Ende des Jahres soll alles fertig sein. © Daniel von Loeper

München - Ein bisschen scheint es, als würden Baustellen Ilse Aigner verfolgen. Als sie Bundeslandwirtschaftsministerin war, wurde ihr Dienstsitz erweitert. Monatelang hatte es die Bayerin in Berlin mit der Basalt-Wand eines Anbaus zu tun, der neu errichtet wurde. Mitarbeiter sprachen bereits von der "Aigner-Nordwand". Als die CSU-Politikerin dann in München das Bau-Ressort übernahm, wurde auch dort renoviert. Heute ist sie Landtagspräsidentin – und wieder wird an ihrem Amtssitz herumgewerkelt.

Neues Dach für den Bayerischen Landtag

Die Zahlen sind dabei durchaus beeindruckend: Ein 30 Meter hohes Gerüst an der Außenfassade, dazu gewaltige Eisenträger, insgesamt 150 Tonnen Stahl, bilden aktuell den Rahmen für die Sanierung des Daches über dem Plenarsaal. Und jede der 101 Scheiben, aus denen das Dach einmal bestehen wird, bringt weitere 650 Kilogramm auf die Waage.

Das Gerüst an der Außenfassade des Plenarsaals ist fast 30 Meter hoch. Es aufzurichten hat drei Monate gedauert.
Das Gerüst an der Außenfassade des Plenarsaals ist fast 30 Meter hoch. Es aufzurichten hat drei Monate gedauert. © Daniel von Loeper

Rund sechs Millionen Euro kostet das prestigeträchtige Bauprojekt, das von der Firma Waagner Biro Steel and Glass GmbH aus Wien durchgeführt wird. Die Österreicher haben bereits das Dach des British Museum in London, den Hangar-7 auf dem Flughafen Salzburg und die Kuppel des Reichstags gebaut.

Bis Ende des Jahres soll das Plenarsaal-Dach fertig sein. "Wir hoffen natürlich, dass jetzt im Sommer möglichst viel geschehen kann, dass kein Sturm, Hagel, Wetter uns das im wahrsten Sinne des Wortes verhagelt", sagt Ilse Aigner.

Besucherfoyer mit Sicherheitsschleuse und Multimedia-Wand

Es ist bereits das zweite Mal innerhalb weniger Jahre, dass Handwerker dem Maximilianeum aufs Dach steigen: Nach dem Umbau 2005 seien an der Decke Mängel aufgetreten, erzählt Aigner. Bei Regen tropfte Wasser auf die Zwischendecke, das in Eimern aufgefangen werden musste. Die undichten Stellen traten allerdings erst zu einem Zeitpunkt auf, an dem die ausführende Firma nicht mehr zuständig war. Daraus hat man im Landtag gelernt: Mit Waagner Biro Steel and Glass wurde für die gesamte Laufzeit der Gewährleistung von 21 Jahren ein Wartungsvertrag geschlossen.

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Auch an anderen Stellen in dem 148 Jahre alten Gebäude wird derzeit gewerkelt, etwa dort, wo einst der Bayerische Rundfunk seine Büros hatte: Bis zur Landtagswahl 2023 soll hier das Besucherfoyer mit Sicherheitsschleuse, multimedial-bespielbarer Wand und barrierefreiem Zugang über einen Aufzug entstehen. Eine neue, moderne Anlaufstelle für die rund 60.000 Menschen, die jedes Jahr den Sitz des Landesparlamentes besuchen.

Ganz einfach sei es nicht, im Bestand zu bauen, sagt Matthias Goetz vom Staatlichen Bauamt. Aber trotz Personalausfällen wegen Corona und Lieferengpässen bei Dämmungen oder Abdeckungen liege man zeitlich und bei den Kosten im Rahmen.

Ilse Aigner: "Hier ist alles nur irgendwie reingebastelt worden"

Rund 106 Millionen Euro sind insgesamt für alle Maßnahmen veranschlagt, die bis 2027 umgesetzt werden sollen. Von der aufwendigsten bekommt man eigentlich nichts mit: In den Kellergewölben unter der Auffahrt an der Isar-Seite werden die Voraussetzungen für eine "umfassende energetische Generalsanierung" des historischen Gemäuers geschaffen. Denn dort ist Platz für die modernen Systeme, die dafür gebraucht werden.

Das Maximilianeum ist 148 Jahre alt. Manchen Bereichen im Keller - etwa diesem Schacht - sieht man das durchaus an.
Das Maximilianeum ist 148 Jahre alt. Manchen Bereichen im Keller - etwa diesem Schacht - sieht man das durchaus an. © Sven Hoppe/dpa

Zwar habe man die Beleuchtung schon vor einiger Zeit auf LED umgestellt, Dächer mit Photovoltaik-Anlagen versehen, Fenster gedämmt und nur noch Kaltwasser in den Büros mit Waschbecken, erzählt Aigner. Mit den neuen Anlagen in den Kavernen soll aber noch mehr Energie eingespart werden: 15 Prozentpunkte bei der Heizung, 20 bei der Lüftung und 25 bei der Kühlung.

Und noch etwas soll besser werden: die Elektronik. "In den letzten 60 Jahren ist hier alles nur irgendwie reingebastelt worden", sagt Aigner und deutet auf einen kunterbunten Kabelsalat, der sich an der Decke kringelt.

"Einfach irgendwie reingebastelt": Dieser Kabelsalat an der Decke eines Ganges soll im Zuge der Sanierung verschwinden.
"Einfach irgendwie reingebastelt": Dieser Kabelsalat an der Decke eines Ganges soll im Zuge der Sanierung verschwinden. © Daniel von Loeper

Die Landtagspräsidentin ist gelernte Radio- und Fernsehtechnikerin, schon ihr Vater übte diesen Beruf aus. "Den hätte der Schlag getroffen, wenn er das gesehen hätte", sagt sie und lacht.

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2 Kommentare
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  • aynRand am 06.08.2022 11:11 Uhr / Bewertung:

    Schadensmaximierung für schlappe 106 Millionen Euro? - Ihr seid nicht mehr zu retten! Aber der Größenwahn bricht sich ja nicht zum ersten Mal Bahn.

  • DaMamaIhrBua am 06.08.2022 05:48 Uhr / Bewertung:

    Die Sicherheitsschleuse schützt vorm Volk.

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