Bad Wiessee: Ein Scheich hat das Hotel Landhaus Strobl am See gekauft

Nach über 84 Jahren im Familienbesitz gehört das "Landhaus Strobl" nun einem Mitglied der Herrscherfamilie des Emirats Katar. Was sich ändert, wie schwer der Abschied fällt.
von  K. Wiendl
Das Landhaus in Wiessee verspricht Gastlichkeit im Landhausstil und gehört nun einem Scheich.
Das Landhaus in Wiessee verspricht Gastlichkeit im Landhausstil und gehört nun einem Scheich. © K. Wiendl

Bad Wiessee - Es ist ein Haus mit Geschichte, das "Landhaus Strobl am See" in Bad Wiessee. Rainer Strobl, einst Skirennläufer der Nationalmannschaft, führt das Traditionshaus mit 23 Zimmern im Ortsteil Abwinkl mit seiner Frau seit 1991. 

60 Jahre zuvor erfolgte die Grundsteinlegung für das "Landhaus Katharina" der Familie Ertle. Deren älteste Tochter übernahm das Gästehaus 1960 und führte es zusammen mit ihrem Mann Karl Strobl. 30 Jahre später übernahm Sohn Rainer mit seiner Frau Sabine das Gästehaus. In den folgenden Jahren bekam das Haupthaus einen Anbau mit Wintergarten.

Traditionsgeführtes Landhaus

"Viermal haben wir umgebaut. Im letzten Frühjahr habe ich nochmals eine halbe Million Euro reingesteckt und die ganzen Bäder richtig toll gemacht", erzählt Unternehmer Rainer Strobl. Auch die Auslastung passt. Doch seine eigentliche Befriedigung findet er in seinem Unternehmen mit 60 Mitarbeitern und vier Filialen. "Hier kann ich etwas bewirken", sagt Strobl. Viele junge Mitarbeiter würden in seinem Unternehmen aus- und weitergebildet werden, in den Bereichen Messtechnik, Bauwerksdiagnostik und Wasserschadensbeseitigung. Hier wickle er über 10.000 Schäden pro Jahr ab. Neu sei nun auch die Sanierung nach Brandschäden.

Deswegen habe sich nur noch seine Frau um das Hotel kümmern können. Nun entschlossen sich die Strobls, ihren Familienbesitz zu verkaufen. "Mir ist es wichtig, dass kein Investor das Haus platt macht", sagt Strobl.

Der jetzige Käufer ist ein langjähriger Stammgast

Früher habe er auch von der Hubertus-Klinik Gäste aus den Golfstaaten bekommen. "Während dort Königsfamilien in einem eigenen Gebäudetrakt residierten, wurden Dolmetscher und Leibgarde bei uns einquartiert", sagt Strobl, der auf seine guten Erfahrungen mit Moslems verweist. Den jetzigen Käufer, ein Mitglied der Herrscherfamilie Al Thani des Emirates Katar am Persischen Golf, kenne man als Gast schon seit zehn Jahren. "Er wollte unser Landhaus schon vor Jahren kaufen, doch wir liebäugelten zunächst mehr mit einem Sternekoch", erklärt Strobl.

Laut seinen Aussagen habe sich auch ein Mitglied der Herzoglichen Familie in Tegernsee interessiert gezeigt. Doch es sei kein Kauf zustande gekommen. Daher hat nun ein Al Thani den Zuschlag bekommen, "der ein netter und bescheidener Katarer aus dem Könighaus ist", erzählt Strobl.

Übergabe Ende Oktober

Immer wieder sei er von dem Scheich gefragt worden, ob er nicht verkaufen wolle, "da Al Thani die Tradition des Hauses so gefalle". Laut Strobl soll sich der Scheich auch in den benachbarten Tegernsee-Villen eingekauft haben und weitere Wohnungen besitzen. Im vergangenen September gab Strobl dem Drängen des Interessenten aus Katar nach und unterzeichnete den Kaufvertrag. Eine entsprechend langfristige Vereinbarung sei mit Al Thani und der neuen Pächterin, Susanne Voglsang, getroffen worden. "Mir war wichtig, dass das hier weiterläuft", bekräftigt Strobl. Ende Oktober erfolgte die Übergabe.

Den Familienbetrieb gibt es nicht mehr. Er ging mit Strobls Verkauf an den Scheich zu Ende. Einzig der Name bleibt: Landhaus Strobl am See.

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