Bad Aibling: So erlebten die Ersthelfer die Tragödie

Die schrecklichen Eindrücke von der Zugkatastrophe werden Retter und ihre Krisenhelfer wohl noch lange belasten.
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Einer der ersten vor Ort: Kreisbrandrat Richard Schrank (links). Horst Henke, Teamleiter
beim Kriseninterventionsteam (rechts).
dpa Einer der ersten vor Ort: Kreisbrandrat Richard Schrank (links). Horst Henke, Teamleiter beim Kriseninterventionsteam (rechts).

Bad Aibling - Es lag eine gespenstische Stille über dem Ort, als Richard Schrank als einer der ersten an die Unglücksstelle kam. Zerborstene Zugteile überall. Metallsplitter. Glas. Dann sah der Rosenheimer Kreisbrandrat die ersten Menschen aus den Trümmern klettern. „Acht, neun, zehn waren das“, sagt er, „sie waren ganz still. Sind orientierungslos umhergelaufen, unter Schock.“

Lesen Sie hier: Zug-Drama: Es war menschliches Versagen!

Und plötzlich traf ihn die ganze Wucht der Katastrophe: Verschlungenes Metall. Übereinander geschobene Sitzreihen. Menschen eingeklemmt, eingequetscht, zerschnitten und blutüberströmt. Stöhnende, weinende, schreiende Menschen.

„Ich bin seit 33 Jahren bei der Feuerwehr“, sagt Schrank, „aber etwas so Grauenhaftes habe ich noch nicht gesehen“.

Wie man da handlungsfähig bleibt? „Man kann da als Retter nur eines machen: Die Gefühle wegblenden. Funktionieren. Die Rettung organisieren. Sich Zentimeter für Zentimeter vorbewegen und die Leute da rausholen.“

Wie schwer das auszuhalten ist, davon kann Horst Henke viel erzählen. Bis in die Nachmittagsstunden leitete der Teamchef des Kriseninterventionsteams (KIT) vom Roten Kreuz Rosenheim gestern die Psychosoziale Notfallversorgung der Helfer vor Ort. Viele Retter berichteten dort von dem Grauen am Zug, einige hielten nur ein paar Stunden durch und ließen sich entkräftet auswechseln.

„Ich hörte überall im Zug die Leute um Hilfe rufen“

„Da kommen so viele schockierende Eindrücke zusammen“, sagt Henke. „Leidende Menschen, das Hämmern der Hubschrauber, das Kreischen der Maschinen. Die Gerüche, die Schreie, das Blut.“

Solange die Arbeit läuft, solange man gegen die Zeit kämpfe, seien die Bilder zu ertragen, sagt der Krisenhelfer. „Aber am Abend, wenn die Ruhe kommt, dann kommen die Bilder zurück.“

Dann brauchen die Helfer selber Hilfe.

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