Autorin Ursula Weber im AZ-Interview: Wandern auf den Spuren von Hexen und Geistern
Die Tölzerin Ursula Weber ist Journalistin und Religionspädagogin. Sie tritt als Geschichtenerzählerin und Hochzeitsrednerin auf – und wandert gern.
AZ: Frau Weber, wo sind Sie als Tölzerin denn am liebsten zum Wandern unterwegs?
Ursula Weber: Für mich gibt es nichts Schöneres, als an den Seen und auf den Gipfeln des Voralpenlands unterwegs zu sein. Ich liebe die Häuser und Gärten hier, seine Wälder und Wiesen, seine Moore und blumenreichen Almen.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Touren-Tipps mit Märchen zu kombinieren?
Als professionelle Geschichtenerzählerin war ich 2018 in Österreich auf einem der größten Erzählkunst-Festivals der Welt auf Tour – mit bayrischen Sagen und Märchen. Egal ob im Kaufhaus vor 60 Leuten oder auf großer Bühne mit über 500 Zuhörern, die witzigen und berührenden Geschichten haben sofort die Herzen der Menschen erobert. Was lag also näher, nach meiner Rückkehr, die Geschichten dort zum Leben zu erwecken, wo sie herkamen: an den oberbayrischen Orten, Seen und Berggipfeln. Meine Wanderleidenschaft hat mich schon oft auf diese märchenhaften Pfade geführt. Nun wurde ein anregendes Büchlein für daheim und unterwegs daraus.

Weber: "Das Oberland ist voller märchenhafter Wanderwege"
Ist das Buch also eins für Eltern, die ihren Kindern auf dem Weg etwas erzählen wollen oder auch für Erwachsene?
Gleichermaßen für Klein und Groß. Denn schon die Wegbeschreibungen entführen in die jeweilige Welt der Tour. Die unterschiedlichen Sagen bieten noch einen weiteren Höhepunkt auf der Wanderung selbst. Und nicht nur für Kinder ist es kurzweilig, wenn bei der Brotzeit eine kleine Geschichte vom Zauber dieses Ortes erzählt.
Sie beschreiben 15 Touren vom Werdenfelser Land bis zum Wendelstein – wie haben Sie die ausgewählt?
Das Oberland ist voller märchenhafter Wanderwege. Oft komme ich in einem Jahr gar nicht dazu, alle meine Lieblingswege zu gehen. Für dieses Buch habe ich sie nach verschiedenen Kriterien ausgewählt: verwunschene Pfade oder prächtige Panoramablicke, geeignet für Sonnenhitze oder für Regen, reich an seltenen Blumen oder an schmucken Cafés. Inzwischen haben sich so viele Touren ergeben, dass sich schon Band 2 und 3 anbieten.
Welchen Märchengestalten kann man wo begegnen?
Im Werdenfelser Land sind es das Wetterstein- und das Venedigermanndl, kleine hilfreiche Geister. Natürlich auch Wilderer, die ebenso an anderen Stellen im Buch auf unerlaubter Pirsch sind. Im Pfaffenwinkel lauert so manches See- und Moorungeheuer, in der Isar übrigens auch. Daneben tauchen hilfreiche Hexen auf – und teuflische Gestalten, insbesondere, wenn es ins Tegernseer Tal geht. Heitere Schelmengestalten runden die Touren im östlichen Zipfel, dem Schlierseer- und dem Leitzachtal, ab.

Touren-Empfehlungen von Ursula Weber
Märchenerzählerin und leidenschaftliche Wanderin: Autorin Ursula Weber gibt Tipps, welche ihrer Touren sich am besten eignet...
...für Abenteurer?
Eindrucksstark sind die Partnachklamm, die große Brauneckrunde, der Leonhardstein und die Riederstein-Baumgartenschneid-Runde
...mit kleinen Kindern in der Wandergruppe?
Alle mit "leicht" markierten Touren, also die Ellbach-Isar-Tour, der Hackensee und die Weissach. Dabei kann man die Runden entsprechend der Vorschläge verkleinern. Das geht übrigens auch bei den Touren der Partnachklamm, dem Lautersee, der Sonntratn, dem Brauneck und dem Schlierseer Höhenweg mit Burgruine.
...für Sonntagswanderer?
Sehr entspannt genießen lässt es sich am Lauter- und Ferchensee (siehe unten), bei der Weißachrunde im Tegernseer Tal (auch bei Regen), bei der Leitzachtaler Runde zum Sonnetanken und auf dem Brauneck-Höhenweg – selbst bei reichlich Schnee.
Lesen Sie hier den Touren-Tipp: Wo die Venedigermanndl mit ihrem Erdspiegel leben
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