Attacke auf Asylbewerber: Lange Haftstrafe für Brüder

"Bruder, für dich töte ich jeden." Das hat ein 24-Jähriger aus Niederbayern nach der Attacke auf einen Asylbewerber seinem jüngeren Bruder geschrieben. Zum Glück überlebte der 18-Jährige den Angriff der Brüder. Diese müssen nun mehrere Jahre ins Gefängnis.
Regensburg - Für die Attacke auf einen 18 Jahre alten Asylbewerber müssen zwei Brüder mit mehreren Jahren Haft büßen. Das Landgericht Regensburg verurteilte am Montag einen 24-Jährigen aus Niederbayern wegen gefährlicher Körperverletzung zu fünf Jahren und drei Monaten Haft. Sein 19 Jahre alter Bruder erhielt ebenfalls wegen gefährlicher Körperverletzung drei Jahre und neun Monate Jugendhaft, ein dritter Angeklagter bekam zwei Jahre und neun Monate Haft. Zudem muss das Trio zusammen 7500 Euro Schmerzensgeld an das Opfer zahlen.
Ein rassistisches Motiv oder eine bedingte Tötungsabsicht erkannte das Gericht nicht. "Rassismus war nicht das Motiv für die Tat. Sie wäre auch passiert, wenn das Opfer Deutscher gewesen wäre", hatte Oberstaatsanwalt Theo Ziegler in seinem Plädoyer gesagt. Die Attacke sei eine Mischung aus "falschem Stolz und Machogehabe gewesen". Dem folgte auch die Jugendkammer.
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Die Angeklagten hätten vor fast genau einem Jahr nach mehreren Provokationen des Opfers den Entschluss gefasst, eine Bestrafungsaktion durchzuführen, sagte der Vorsitzende Richter Carl Pfeiffer in der Urteilsbegründung. Demnach hatte der junge Mann aus Mali zunächst die Freundin des jüngeren Bruders beleidigt und im Zug den beiden vor die Füße gespuckt. Aus dem Zug hatte der jetzt 19-Jährige seinen Bruder angerufen und um Hilfe gebeten. Am Bahnhof in Niederlindhart (Landkreis Straubing-Bogen) soll der Afrikaner dann eine obszöne Geste in Richtung des älteren Bruders gemacht haben.
Daraufhin stürmte das Trio in den Zug und fiel über den jungen Mann her. Sie zogen ihrem Opfer die Jacke über den Kopf, schlugen und traten auf den 18-Jährigen ein. Zudem schlug der ältere Bruder zweimal mit einem spitzen Notfallhammer zu. Der 18-Jährige aus Mali erlitt bei der Attacke Prellungen am gesamten Kopf sowie zwei Platzwunden am Kopf. Drei Tage musste er im Krankenhaus behandelt werden. Alle drei Angeklagten waren bereits wegen Körperverletzung vorbestraft.
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"Bruder, für dich töte ich jeden", hatte der 24 Jahre alte Angeklagte nach der Attacke seinem Bruder geschrieben. Dies sei aber lediglich als Treueschwur unter Brüdern zu verstehen gewesen und nicht wörtlich als Tötungsabsicht, hatte der Verteidiger des Mannes gesagt. Auch Äußerungen in Kurznachrichten des 24-Jährigen wie "Scheiß-Nigger" seien keine fremdenfeindlichen Äußerungen, sondern der übliche Umgangston in diesem Milieu.
Die beiden Brüder konsumieren seit Jahren harte Drogen - der Jüngere nach eigenen Angaben seit dem 12. Lebensjahr. Daher hatten die Verteidiger der beiden Brüder auch die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt gefordert. Die Tat sei durch den erheblichen Drogenkonsum bedingt. Durch die jahrelange Einnahme von Drogen sei sein Mandant zum "asozialen Verbrecher und zum Schläger geworden", sagte der Verteidiger des älteren Bruders in seinem Plädoyer. Die Kammer habe jedoch erhebliche Zweifel an einer entsprechenden Abhängigkeit, betonte der Vorsitzende. Die Verteidigerin des dritten Angeklagten hatte einen Freispruch für ihren Mandanten gefordert.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.