Anschlag auf Asylunterkünfte: Begrüßungsparty fällt aus

Die Willkommensparty war schon vorbereitet. Im Januar sollten die Flüchtlinge in Vorra einziehen. Doch Brandanschläge haben dies jetzt verhindert. Die Täter sind offensichtlich rechtsextrem. Eine mögliche Spur führt zu einer "Clique".
dpa |
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Der Nazi-Anschlag auf drei Flüchtlingsheime in Vorra. Die Bilder
dpa 6 Der Nazi-Anschlag auf drei Flüchtlingsheime in Vorra. Die Bilder
Der Nazi-Anschlag auf drei Flüchtlingsheime in Vorra. Die Bilder
dpa 6 Der Nazi-Anschlag auf drei Flüchtlingsheime in Vorra. Die Bilder
Der Nazi-Anschlag auf drei Flüchtlingsheime in Vorra. Die Bilder
dpa 6 Der Nazi-Anschlag auf drei Flüchtlingsheime in Vorra. Die Bilder
Einsatzkräfte der Feuerwehr vor der ausgebrannten Gastsätte in Vorra.
dpa 6 Einsatzkräfte der Feuerwehr vor der ausgebrannten Gastsätte in Vorra.
Der Schriftzug "Kein Asylant in Vorra" steht an einer Hauswand.
dpa 6 Der Schriftzug "Kein Asylant in Vorra" steht an einer Hauswand.
Im mittelfränkischen Vorra sind Brandanschläge auf drei geplante Flüchtlingsunterkünfte verübt worden.
dpa 6 Im mittelfränkischen Vorra sind Brandanschläge auf drei geplante Flüchtlingsunterkünfte verübt worden.

Vorra - Wer immer die Brandsätze in die leeren Flüchtlingsunterkünfte geworfen hat, über ihre Motive ließen die Unbekannten keine Zweifel: "Kein Asylat in Vorra" prangt am Freitagfrüh auf der frisch verputzten weißen Wand eines Scheunenanbaus im mittelfränkischen Vorra. Die Schrift der mit rot-brauner Farbe aufgesprühten Schmiererei ist genauso krakelig wie die beiden Hakenkreuze rechts und links davon. Für die Polizei gibt es kaum Zweifel am rechtsextremen Hintergrund der Taten in dem beliebten Ausflugsort.

Die Spuren der Brandanschläge auf das zweigeschossige Gasthofgebäude im Ortszentrum sind unübersehbar: In der oberen Etage sind an den Fensterrahmen Rußspuren zu erkennen. Die darüber liegenden Dachgauben hat das Feuer schwarz verkohlt. In dem ebenfalls in Brand gesetzten Wohnhaus einen Steinwurf davon entfernt reicht ein Blick in die weit geöffnete Eingangstür, um die Wucht der Flammen zu erkennen: Der hölzerne Treppenaufgang ist komplett ausgebrannt.

Eine Anwohnerin zeigt sich entsetzt von den Anschlägen: "Wir waren alle froh, dass das lange leerstehende Gebäude endlich mal hergerichtet wurde", sagt sie und zeigt auf die in zartem Beige verputzte Unterkunft mit dem hellroten Ziegeldach.

Ob es denn Vorbehalte im Ort gegenüber Flüchtlingen gibt? Die Mitvierzigerin schüttelt den Kopf: "Ganz im Gegenteil. Wir haben uns schon auf die Ankunft der Flüchtlinge gefreut. Wir haben uns darauf vorbereitet, sie willkommen zu heißen." Die Begrüßungsfeier werde nun wohl erst mal ausfallen, bedauert die Frau. Schon vor Monaten habe sich auf Initiative der Pfarrei ein Unterstützerkreis gegründet, um sich auf die Ankunft der 70 bis 80 Asylbewerber vorzubereiten.

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Ein bisschen ratlos zeigt sich auch Bürgermeister Volker Herzog (SPD). Er beteuert, dass es "keine rechten Umtriebe" in Vorra gebe - und verweist auf die große Offenheit vieler Bürger gegenüber den erwarteten Ausländern. Noch am vorletzten Wochenende hätten sich viele Bürger bei einem "Tag der offenen Tür" ein Bild von den frisch renovierten, fast bezugsfertigen Unterkünften gemacht. Eingeladen hatte der Besitzer, der die Gebäude vor ein paar Jahren erwarb.

Erst auf Nachfragen kommt das Gemeindeoberhaupt auf die "Clique" zu sprechen, die sich seit zwei bis drei Jahren in einem Wochenendhaus am Waldrand oberhalb Vorras gelegentlich trifft und "dort ihre Lieder singt". Da es Hinweise gebe, dass sie dem rechtsextremen Spektrum angehören, stehe die Gruppe seit längerer Zeit unter Beobachtung der Polizei, berichtetet Herzog. Außer dass es "Auswärtige" seien und sie bisher eigentlich im Ort nicht besonders aufgefallen seien, wisse er nichts über sie. Auch von der Polizei habe er nie Informationen über die Gruppe bekommen.

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Die Polizei ermittelt gegen Unbekannt. Nach bisherigen Erkenntnissen sind die Täter am späten Donnerstagabend in die Gebäude eingedrungen und haben dort Feuer gelegt. Die Bewohner der Ortschaft wurden erst aufmerksam, als dichte Rauchwolken aus den Fenstern des Gasthofs und dem früheren Wohnhaus quollen. Zu den Augenzeugen gehört auch der mittelfränkische Regierungsvizepräsident Eugen Ehmann, der in Vorra wohnt, in Sichtweite zum alten Gasthof. Dicke Qualmwolken sah er, als er - aufgeschreckt von den Sirenen der örtlichen Feuerwehr - aus dem Haus trat. Ehmanns Behörde ist verantwortlich für die Unterbringung von Flüchtlingen. Die Unterkunft in Vorra stehe dafür erst mal nicht mehr zur Verfügung, meint er.

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