Amoklauf von Würzburg: Täter hinterließ Abschiedsbrief - IS veröffentlicht Bekennervideo

Am späten Montagabend ist es in Heidingsfeld bei Würzburg zu einem Amoklauf gekommen. Ein Mann hat in einem Zug mehrere Passagiere mit einer Axt angegriffen. Die Opfer stammen aus Hongkong. Alle aktuellen Entwicklungen lesen Sie hier im Newsblog.
von  az
Ein 17-jähriger Afghane hat am Montagabend 21 Menschen in einem Regionalzug angegriffen. Die Bilder vom Tatort.
Ein 17-jähriger Afghane hat am Montagabend 21 Menschen in einem Regionalzug angegriffen. Die Bilder vom Tatort. © dpa

Heidingsfeld - Blutiger Amoklauf in Heidingsfeld bei Würzburg! Ein Mann hat in einem Regionalzug Reisende angegriffen und laut Polizei mehrere Menschen lebensgefährlich verletzt. Wie die Polizei mitteilte, attackierte der Täter die Fahrgäste mit Hieb- und Stichwaffen. Bei den Tatwaffen handelte es sich um eine Axt und ein Messer.

+++ZDF: Zweifel an Herkunft des Attentäters+++

Das ZDF berichtete am Dienstagabend unter Berufung auf Sicherheitskreise, inzwischen gebe es Zweifel an der Herkunft. In seinem Zimmer habe die Polizei auch ein pakistanisches Dokument gefunden.

+++ Herrmann fordert: Flüchtlingszuzug begrenzen+++

Innenminister Joachim Herrmann hat angesichts des Attentats  seine Forderung einer Begrenzung des Flüchtlingszuzugs erneuert. "Entscheidend bleibt, wir müssen wieder eine stärkere Kontrolle überhaupt über alles behalten, was in unser Land kommt", sagte der CSU-Politiker am Dienstagabend im ARD-"Brennpunkt". "Wir müssen auch den Zuzug begrenzen und dadurch dann in der Lage sein, uns mit denen, die da sind, denen, die auch wirklich fluchtberechtigt sind, dann auch intensiv zu befassen und alles dafür zu tun, dass die nicht derartig aus dem Ruder laufen."

In den vergangenen Monaten hatte die CSU von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) immer wieder eine Obergrenze für Flüchtlinge gefordert. Merkel lehnt eine solche Obergrenze ab.

+++ Ermittler bestätigen islamistischen Hintergrund +++

Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz der Polizei und Staatsanwaltschaft Würzburg wurden weitere Details zum Motiv des Attentäters bekannt. Demnach ist das in seinem Zimmer aufgefundene Schriftstück ein Abschiedsbrief gewesen, in dem er die Tat als "Rache, für das, was seinen muslimischen Schwestern und Brüdern angetan wurde" bezeichnete.

Auslösendes Moment für die Tat könnte gewesen sein, dass der 17-Jährige am vergangenen Samstag die Nachricht erhielt, dass eine gute Bekannte in Afghanistan ums Leben gekommen sei.

Bei seiner Tat hat der Attentäter laut Polizeiangaben wohl dreimal "Allahu akbar" gerufen. Einer dieser Ausrufe wurde auch bei einem Notruf aus dem Zug von der Polizei deutlich vernommen und aufgezeichnet.

Unterdessen ist ein angebliches Bekennervideo aufgetaucht, das den Attentäter als IS-Kämpfer identifizieren soll.

+++ Opfer "schwer und drastisch" verletzt +++

Laut Polizeiangaben erlitten die Opfer des Attentäters "schwere und drastische" Verletzungen. Zwei Personen befinden sich weiterhin in Lebensgefahr.

Bei der chinesischen Familie, die der Mann angriff, handelte es sich um Touristen, die gerade auf der Rückfahrt von Rothenburg ob der Tauber nach Würzburg waren.

Sein letztes Opfer traf der Täter auf der Flucht aus dem Zug auf der Straße an. Es handelt sich um eine Spaziergängerin, die ihren Hund ausführte. Sie wurde zunächst von hinten angegriffen und als sie sich umdrehte mit der Axt mindestens zweimal ins Gesicht geschlagen.

+++ Herrmann: Hinweise auf Radikalisierung +++

In München hat sich Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Mittag erneut zum Stand der Ermittlungen geäußert.

Nach Angaben von Herrmann kam der 17-Jährige Afghane vor mehr als einem Jahr nach Deutschland. Er wurde ursprünglich in Passau als sogenannter unbegleiteter, minderjähriger Flüchtling registriert und schließlich dem Landkreis Würzburg zugewiesen. Dort verbrachte er zunächst einige Monate im ehemaligen Kolpingheim Ochsenfurt, bevor er vor zwei Wochen in eine Gastfamilie kam.

Nach bisherigem Ermittlungsstand war der junge Mann weder in Ochsenfurth noch bei der Gastfamilie als radikal und fanatisch aufgefallen. Er galt als gläubiger Muslim, der die Moschee jedoch primär an Feiertagen aufsuchte und sonst eher selten. Er wurde als jung und ausgeglichen beschrieben.

Erste Indizien deuten darauf hin, dass sich der Täter zuletzt selbst radikalisierte. So wurde in seinem Zimmer nicht nur eine handgemalte IS-Flagge gefunden, sondern auch ein Schriftstück in Paschtu. Dieser Text soll laut Herrmann in arabischen und lateinischen Schriftzeichen verfasst worden sein und auf eine Radikalisierung hindeuten.

Auch wenn sich der IS zu der Tat bekannt hat und den Amokläufer als einen seiner Kämpfer bezeichnete, gibt es laut Innenminister Herrmann derzeit keinerlei Hinweise auf eine Vernetzung des Täters mit islamistischen Netzwerken.

+++ SEK war wegen Drogen-Einsatz vor Ort +++

Das Sondereinsatzkommando der Polizei, das den Attentäter stellte und erschoss, war wegen eines vorangegangenen Einsatzes gegen einen Drogen-Dealer in Würzburg vor Ort. Das erklärte Innenminister Herrmann am Dienstagmittag.

+++ Herrmann kritisiert Künast scharf +++

In einer Pressekonferenz zur Bluttat von Würzburg lobte Innenminister Herrmann das Vorgehen der Polizeikräfte ausdrücklich. Den Tweet der Grünen-Politikerin Renate Künast, die auf Twitter gefragt hatte, warum der Täter nicht angeschossen, statt erschossen wurde, bezeichnete Herrmann abfällig als "Merkwürdige Kommentierungen anderer Personen in Deutschland".

+++ IS beansprucht Tat für sich +++

Die der Terrormilliz IS nahestehende Nachrichtenagentur Amak vermeldet, dass der Attentäter von Würzburg ein Kämpfer des sogenanntent Islamischen Staats gewesen sein soll.

Überprüfbar ist diese Aussage bislang allerdings nicht. Bereits in der Vergangenheit hatte der IS mehrfach Taten für sich beansprucht, obwohl die jeweiligen Täter erwiesenermaßen niemals Kontakt zu der Terrormiliz hatten.

+++ Opfer stammen aus Hongkong +++

Die Tat hat sich um kurz nach 21 Uhr auf der Strecke zwischen Treuchtlingen und Würzburg ereignet. Nach Polizeiangaben sind vier Menschen schwer, ein weiterer leicht verletzt worden. Vier Opfer stammen aus Hongkong.

Es handele sich um eine Familie und einen Freund, berichtete die Hongkonger Zeitung "South China Morning Post" am Dienstag unter Hinweis auf die Behörden in der asiatischen Wirtschaftsmetropole. Die vier Verletzten seien ein Vater (62) und die Mutter (58) einer Tochter (27) und deren Freund (31) gewesen. Der Vater und der Freund hätten versucht, die anderen Mitglieder in der Gruppe vor dem Angreifer zu schützen. Ein fünfter Mitreisender, der 17-jährige Sohn, sei unverletzt davon gekommen, berichtete das Blatt. Laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann befinden sich zwei der vier Schwerverletzten weiterhin in akuter Lebensgefahr.

+++ Immer mehr Einzelheiten zum Täter bekannt +++

Der Täter wurde auf der Flucht von der Polizei erschossen – das bestätigten sowohl ein Polizeisprecher als auch ein Sprecher des bayerischen Innenministeriums. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) äußerte sich um kurz vor Mitternacht zum genaueren Ablauf der Tat: Während des Angriffs habe ein Passagier die Notbremse gezogen. Der Zug stand dann zwischen Ochsenfurt und Heidingsfeld auf freier Strecke. Der Täter sei dann ausgestiegen geflüchtet. Wegen eines anderen Einsatzes war ein Sondereinsatzkommando in Würzburg – die Beamten wurden daraufhin sofort nach Heidingsfeld geschickt. Auf der Flucht wollte der Amokläufer weitere Polizisten mit der Axt angreifen, woraufhin er im Ort erschossen wurde.

Lesen Sie hier: Schock im Zug - "Es sah aus wie in einem Schlachthof"

Bei dem Täter handelt es sich um einen 17-jährigen Afghanen. Auch Herrmann bestätigte die Täterangaben kurz daraufhin, macht aber auch deutlich, dass es sich dabei lediglich um erste Ermittlungsergebnisse handelt. Nach Angaben der Ermittler war der junge Mann ein Einzeltäter. "Er war (...) allein in dem Zug. Er hat allein die Taten begangen", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Dienstagmorgen im ZDF-"Morgenmagazin". Laut Herrmann kam der 17-Jährige als unbegleiteter, minderjähriger Flüchtling nach Deutschland. Seit zwei Wochen war er in einer Pflegefamilie untergebracht, zuvor lebte er in einer Flüchtlingsunterkunft. Zum Motiv machten sowohl die Polizei als auch der Innenminister zunächst keine Angaben.

+++ Täter soll "Allahu Akbar" gerufen haben - IS-Flagge gefunden +++

"Es gibt eine Aussage, dass er, kurz bevor er von der Polizei erschossen wurde, einen islamischen Ausruf gemacht haben soll", sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am frühen Dienstagmorgen der Deutschen Presse-Agentur. Dies sei aber noch keineswegs erwiesen. Er soll während der Tat "Allahu Akbar" (Gott ist groß) geschrien haben.

Zudem erklärte Herrmann am Dienstag im Morgenmagazin, dass die Ermittler im Zimmer des Täters eine handgemalte IS-Flagge gefunden haben. Nun müsse geprüft werden, ob der junge Afghane sich selbst radikalisiert habe, oder ob es tatsächliche Verbindungen zum IS gebe.

Hier hat sich der Amoklauf ereignet
 
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