Amok-Fahrer von Regensburg schweigt noch immer

Vor zwei Wochen raste ein Mann durch Regensburg, am Ende der Fahrt starb ein kleines Mädchen. Der Fahrer schweigt. Die Polizei wehrt sich gegen Vorwürfe, sie habe ihn gejagt und in die Enge getrieben.
von  dpa
Ein Mädchen stellt am Freitag am Unfallort eine Kerze ab.
Ein Mädchen stellt am Freitag am Unfallort eine Kerze ab. © dpa

Vor zwei Wochen raste ein Mann durch Regensburg. Am Ende der irrsinnigen Fahrt starb ein fünfjähriges Mädchen. Der in eine Klinik eingewiesene Fahrer schweigt. Derweil wehrt sich die Polizei, sie habe den Mann bei der Verfolgung in die Enge getrieben.

Regensburg – Gut zwei Wochen nach der tödlichen Raserei in Regensburg, bei der ein fünfjähriges Mädchen getötet wurde, schweigt der Tatverdächtige noch immer. „Der Mann macht keinerlei Angaben zu den Vorwürfen“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Wolfhard Meindl, der Nachrichtenagentur dpa. Damit ist das Motiv für die schreckliche Tragödie nach wie vor unklar.

Der 46-Jährige war Anfang August mit seinem Sportwagen durch die Domstadt gerast, hatte eine Spur der Verwüstung hinterlassen und mehrere Menschen verletzt. Letztlich endete die irrsinnige Fahrt im Schaufenster eines Waschsalons. Dort erfasste das Fahrzeug zwei kleine Mädchen. Die Fünfjährige starb später im Krankenhaus, die drei Jahre alte Schwester überlebte schwer verletzt. Sie konnte inzwischen das Krankenhaus verlassen.

Etwa eine Stunde lang habe der 46-Jährige die Polizei und die Passanten in Regensburg in Atem gehalten, erläuterte Meindl. Der Todesfahrer hatte psychische Probleme und sich zuvor freiwillig in einer psychiatrischen Klinik behandeln lassen. Am Abend vor der Todesfahrt hatte er die Klinik in Absprache mit seinem Arzt verlassen.

Bei der Raserei in Regensburg stand der Fahrer nach Angaben der Polizei nicht unter Alkoholeinfluss. Ob der 46 Jahre alte Fahrer Medikamente oder Betäubungsmittel eingenommen hatte, solle bei einer chemisch-toxikologischen Untersuchung geklärt werden. Dieses Ergebnis wird in etwa drei Wochen erwartet.

Nach der tödlichen Irrfahrt wurde der Mann mit einem Unterbringungsbefehl in eine geschlossene Psychiatrie eingewiesen. Gegen ihn wird wegen Totschlags ermittelt. „Wir gehen derzeit davon aus, dass der Mann zum Tatzeitpunkt schuldunfähig oder zumindest eingeschränkt schuldfähig war“, sagte Oberstaatsanwalt Meindl. Ein Gutachter solle den Mann untersuchen.

Vorwürfe, die Polizei habe sich mit dem 46-Jährigen eine wilde Verfolgungsjagd geliefert und ihn in die Enge getrieben, wies die Staatsanwaltschaft zurück. „Nach derzeitigem Stand gab es kein Fehlverhalten der Polizei“, betonte Meindl. Mehrfach hätten die Streifenwagenbesatzungen den Blickkontakt zu dem flüchtenden Fahrzeug verloren. Zudem hätten mehrere Passanten ausgesagt, dass die Polizei mehrere Sekunden Abstand gehalten hatte. „Nicht die Polizei hat ihn gehetzt, sondern der Mann hat die Polizisten gezogen“, sagte Meindl.

Begonnen hatte die Irrfahrt, nachdem sich der Mann in voller Kleidung in dem Brunnen eines Stadtparks gebadet hatte. Laut eines Zeugen setzte er sich anschließend in den Wagen und raste davon. Mit Tempo 120 überfuhr er rote Ampeln, raste in falscher Richtung durch Einbahnstraßen, über Rad- und Gehwege, durchquerte eine Baustelle und fuhr einem Landschaftgärtner über den Fuß. Eine Radfahrerin konnte sich nur mit einem beherzten Sprung retten.

Auf Höhe des Hauptbahnhofes fuhr der 46-Jährige gar auf einen Streifenwagen auf. „Als der Beamte versuchte, durch das Fenster den Schlüssel abzuziehen, fuhr der Mann wieder los“, schilderte Oberstaatsanwalt Meindl. Nur um wenige Zentimeter wurde der Beamte von dem Sportwagen verfehlt. Wenig später war er einem quergestellten Streifenwagen über den Fußweg ausgewichen. „Die Beamten hatten in diesem Fall gar keine andere Möglichkeit, als die Verfolgung aufzunehmen“, sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums Oberpfalz, Stefan Hartl.

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