Alois Glück über die CSU: "Eine Partei der inneren Konflikte"

Alois Glück, langjähriger Landtagspräsident, geht im Interview mit seiner CSU hart ins Gericht – aber er nennt auch bereits Lösungen.
von  Ralf Müller
Alois Glück: Der 78-Jährige aus Hörzing im Landkreis Traunstein war bis zu seinem Ausscheiden mit 38 Mandatsjahren dienstältester deutscher Parlamentarier.
Alois Glück: Der 78-Jährige aus Hörzing im Landkreis Traunstein war bis zu seinem Ausscheiden mit 38 Mandatsjahren dienstältester deutscher Parlamentarier. © Armin Weigel/dpa

AZ: Herr Glück, Politologe Weidenfeld hat in der AZ gesagt, die CSU habe sich ein "querulatorisches Image" zugelegt. Sehen Sie das auch so?
ALOIS GLÜCK: Leider ist es so, dass über unser Erscheinungsbild die CSU seit längerer Zeit vor allem als eine Partei der inneren Konflikte wahrgenommen wurde. Nun dürfte allen Beteiligten klar sein, dass dieses Kapitel zu Ende sein muss.

Diese Einsicht besteht zumindest verbal schon lange. Aber wird es nicht erst dann Ruhe geben, wenn einer der beiden Lagerbildner abtritt?
Es ist dringend notwendig, in einer gründlichen Wahlanalyse alle Themen zu benennen. Natürlich ist an dem Wahlergebnis nicht eine Person schuld. Wir müssen tiefgründiger analysieren, was den Weg der Partei betrifft. Nur eine Personaldebatte zu führen und zu glauben, dass wir damit alle Probleme lösen, ist ein Irrweg.

Glück hält Doppelspitze für schweren Fehler

Sie haben einmal beanstandet, dass sich die CSU sowohl thematisch wie regional wie personell "verzwergt" hätte. Sehen Sie das noch so?
Wir haben in Bayern unsere Basis. Aber es ist eine große Gefahr für die CSU, wenn der Eindruck entsteht, dass wir nur eine Partei für Bayern sind und wir nicht mehr als Partei für Deutschland und Europa wahrgenommen werden. Obwohl wir beispielsweise mit Minister Gerd Müller die wohl beste Besetzung dieses Amtes haben, seit es das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit gibt. Mit Manfred Weber haben wir einen herausragenden Europapolitiker. Es ist wichtig, dass die Bandbreite der Partei CSU sich sichtbar und wahrnehmbar in der Führungsmannschaft verkörpert. Deshalb wäre die Verbindung der Ämter Ministerpräsident und Parteivorsitzender in einer Person ein schwerer strategischer Fehler. Die Entscheidung Doppelspitze nach dem plötzlichen Tod von Franz Josef Strauß war eine entscheidende Weichenstellung für den weiteren Erfolg der Partei.


Für seine Verdienste um Staat und Kirche erhält der frühere Landtagspräsident Alois Glück (CSU) den mit 50.000 Euro dotierten Julius-Itzel-Preis. Die Preisverleihung findet am 11. November in der Evangelischen Akademie Tutzing statt.

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