Juckreiz und Ausschlag: Parasiten in oberbayerischen Seen
München - Ob vor Jahren am Tegernsee oder aktuell am Ammersee, am Weßlinger See oder jährlich wiederkehrend am Feringasee in Unterföhring: Die Badegäste klagen über Juckreiz und Ausschlag.
Höhere Wassertemperaturen bieten ideale Bedingungen für Zerkarien, die auf der menschlichen Haut juckende Pusteln hinterlassen können. Die Saugwürmer befallen eigentlich nur Wasservögel. Sie bohren sich in deren Haut, entwickeln sich in ihrem Körper, und ihre Eier gelangen mit dem Vogelkot wieder ins Gewässer. Sind die tausendfachen Sauglarven einmal im Wasser, können sich die Zerkarien auf der Suche nach einem Wirt unter anderem auch in die Haut des Menschen bohren. Im Menschen überleben die Larven nicht lang, denn sie entwickeln sich eigentlich nur in den Schwimmhäuten von Wasservögeln weiter.
Schilder warnen vor den Saugwürmern
Doch wer davon befallen ist, den tröstet dies wenig. Gerötete, juckende Stellen heilen erst nach Tagen ab. Kratzt man sie auf, kann es auch zu Entzündungen kommen. Dies bekamen zuletzt Badegäste in Herrsching am Ammersee zu spüren. Nun hat das Landratsamt reagiert und Warnschilder mit Hinweisen auf Zerkarien aufgestellt. Auch am Weßlinger See wird inzwischen vor den Saugwürmern gewarnt. Am Feringasee kennt man das Problem seit rund zehn Jahren, wird Badegast Marion W. zitiert, die gleich an mehreren Stellen vom Ausschlag geplagt ist. "Das Problem verschlechtert sich von Jahr zu Jahr."
Die Ursache ist dort wie anderswo die Vielzahl an Graugänsen. Bis zu 70 Gänse seien es derzeit am Baggersee in Unterföhring, die die Liegewiesen massiv verkoten. Die Gänse zu dezimieren gleicht einem Kampf gegen Windmühlen. Denn deren Bejagung ist rechtlich wie politisch heikel. Der Aufschrei von Naturschützern würde prompt folgen. "Hunde von der Leine zu lassen", empfiehlt dagegen ein Herrschinger Hundebesitzer als "Prophylaxe." Doch die ist wenig realistisch, denn am Herrschinger Ufer herrscht Leinenpflicht.
Keine kurzfristige Parasiten-Lösung in Sicht
Eine kurzfristige Lösung des Problems durch Eingriffe in die betroffenen Gewässer ist derzeit nicht in Sicht, konstatiert das Landesamt für Gesundheit auf seiner Homepage. Pressesprecherin Christina Walzner vom Landkreis München setzt grundsätzlich auf das Verantwortungsbewusstsein der Erholungssuchenden: "Bitte keine Vögel füttern". Denn es gelte: "Je mehr Futter, desto mehr Kot – und folglich mehr Zerkarien." Ein Herrschinger, der bis zu 40 Pusteln der Saugwürmer auf seiner Haut zählte, hat als Konsequenz den Badesee gewechselt. Nun schwimmt er im Pilsensee.
Lesen Sie hier: Fuchsbandwurm in München - Wie schützt man sich?
- Themen: