Zwitter-Krimi: So ist der "Tatort: Auf einen Schlag" - die AZ-Kritik

Das neue Ermittler-Team aus Dresden hatte am Sonntag Premiere. Der Film ist ein unentschiedener Zwitter aus Krimi und Komödie geworden. Die Kritik der AZ-Kulturredaktion.
Das Konkurrenzgerangel ist groß, und jede bessere deutsche Großstadt buhlt um den Spitzenplatz an krimineller Energie und ausschweifender Fantasie im regionalen Verbrecher-Angebot: Wer bietet das beste Böse? Und vor allem: Wer bietet das originellste Team. In Dresden hat man zum Start des neuen Teams Ralf Husmann („Stromberg“) als Autor verpflichtet, um mit einem Paukenschlag zu beginnen.
Ermittler vorgestellt: Das ist das neue "Tatort"-Team aus Dresden
„Auf einen Schlag“ (Regie: Richard Huber ARD/MDR) ist zwar sehr unterhaltsam, aber wieder so ein unentschiedener Zwitter aus Krimi und Komödie, zusätzlich aufgemotzt durch die privaten Sorgen der sich gegenseitig anzickenden supersmarten Kommissarinen (Karin Hanszewski und Alwara Höfels). Jella Haases Kurzauftritt als Polizeianwärterin Maria, das naive Dummchen mit dem richtigen Riecher, nimmt ein tödliches Ende. Der Pseudoskandal wird sicherlich im Netz ein Renner sein. Überragend ist Martin Brambach als Kommissariatsleiter Peter Schnabel, jeder Zoll ein sarkastischer Altspießer, der den fortschrittlichen Besserwisser heraushängen lässt.
Klischeebehafteter Blick hinter die Kulissen der "Volksmusik"
Nur der Fall ist eher zäh: Der Schlagersänger Toni vom Hitparaden-Duo „Toni & Tina“ wird in den Showkulissen umgebracht. Seine Fans toben sich in Trauergeheule aus, die „Volksmusik“-Szene erweist sich als Schlangengrube, und die forschen Kommissarinnen rennen sich die Hacken ab. Husmanns satirischer Blick hinter die „heile“ Welt der Volksmusik kommt nicht ohne Klischees aus (der dümmliche Ossi-Musikfan), besticht allerdings durch großartig ironische Schlagertexte aus eigener Feder („Wer braucht New York, wenn er auch Zwickau haben kann").
Wohin die Reise künftig geht, kann man nach diesem satirischen Dresden-Auftakt nicht bestimmen. Den verbiesterten Zickenkrieg der Kommissarinnen aber sollten künftige Autoren besser nicht weiter verfolgen. Schlechtgelaunte Ermittler sind inzwischen eher die Regel als ein Herausstellungsmerkmal. Und wirklich originell wäre einfach ein „Tatort“, der nicht die Nebengeräusche verstärkt, um von der mangelnden Krimi-Spannung abzulenken.