Wolfgang Rademann: "Mit der 'Schwarzwaldklinik' habe ich die Ärzte auf ein Podest gehoben"
Am Sonntag startet die neue Arzt-Reihe "Engel der Gerechtigkeit" von Wolfgang Rademann. Im Interview spricht er über sein neues "TV-Baby" und Fernbeziehungen.
Berlin - Wolfgang Rademann, der Fernsehmacher mit der typischen Berliner Schnauze und dem siebten Sinn für TV-Gassenhauser ("Schwarzwaldklinik", "Traumschiff") bringt eine neue Reihe an den Start. Pünktlich zu seinem 79. Geburtstag wird am Sonntag (24.11., ZDF, 20.15 Uhr) die erste Folge von "Engel der Gerechtigkeit" ausgestrahlt. Wie der Star-Produzent auf das Thema "Ärztepfusch" kam, hat er der Nachrichtenagentur spot on news erzählt. Ebenfalls verraten hat der Berliner, der seit 1976 mit der in der Schweiz lebenden Schauspielerin Ruth Maria Kubitschek (82) liiert ist, was wirklich wichtig ist, um eine funktionierende Fernbeziehung leben zu können.
Herr Rademann, mit "Engel der Gerechtigkeit" entzaubern Sie die Halbgötter in Weiß. Warum ist die Zeit reif für solche Themen?
Wolfgang Rademann: Ganz einfach, weil ich nicht früher auf die Idee gekommen bin. Vor 26 Jahren habe ich mit der "Schwarzwaldklinik" Professor Brinkmann als Halbgott in Weiß auf das Podest gehoben und jetzt hole ich ihn eben wieder herunter.
Der Film behandelt sehr ernste Themen. Keine Angst, dass es das Publikum auf dem "Herzkino"-Sendeplatz (ZDF, sonntags, 20.15 Uhr) nicht sehen will?
Rademann: Das ist das große Risiko. Traumschiff, Rosamunde Pilcher und Co. bleiben ja auf dem Sonntagssendeplatz, mit "Engel der Gerechtigkeit" wird aber der Versuch gestartet, dort auch mal weniger Harmonie-Filme zu zeigen. Ich habe aber schon darauf geachtet, dass auch viel aus dem Privatleben der Frau Dr. Engel in die Geschichten mit einfließt, damit der Familiencharakter des Sonntagabends erhalten bleibt.
Werden die Zuschauer nach der Sendung ihren Ärzten misstrauen?
Rademann: Diese Frage stelle ich mir ebenfalls. Ich habe aber allerdings auch darauf geachtet, dass die Argumente und die Verteidigung der Ärzte nicht zu kurz kommen: Stress, Gesundheitsreform, Ärzte sind auch Menschen etc.
Was hat sich beim Thema Ärztepfusch denn verändert?
Rademann: Früher hatten Sie als Patient, bei dem Mist gebaut worden ist, kaum eine Chance, auch weil die Ärzte zusammen gehalten haben. Mittlerweile hat sich die Rechtsprechung in Teilen geändert, was sich auch in einem Gesetz wiederfindet. Außerdem lassen sich die Patienten nicht mehr alles gefallen. Und das zeigen wir.
Wie sind Sie zu den Geschichten gekommen?
Rademann: Ich schneide seit circa drei Jahren jeden dritten Tag einen neuen Fall aus der Zeitung aus. Inzwischen habe ich einen großen Aktenordner voll. Erst wusste ich nicht, was ich damit anfange, ich hatte aber den Riecher, dass es etwas ist. Denn die Ärztepfusch-Themen sind bisher nur in Dokumentationen behandelt worden. Und dann habe ich durch Zufall eine Dame aus Berlin kennengelernt, die eine Kanzlei für Arzthaftungsrecht aufgemacht hat. Diese Frau ist das Vorbild für Frau Dr. Engel. Sie checkt unsere Geschichten auch auf Richtigkeit. Die wahren Fälle aus den Zeitungen sind die Vorbilder für unsere Fälle in der Reihe geworden.
Was halten Sie von Sterbehilfe?
Rademann: Das Thema ist durch unsere Nazi-Vergangenheit stark belastet und das werden auch künftige Generationen noch um die Ohren gehauen bekommen. Damit müssen wir ganz besonders vorsichtig umgehen. Grundsätzlich hängt es heute aber vom Einzelfall ab, finde ich. Man sollte es den Leuten überlassen, die es betrifft.
Haben Sie einen Organspende-Ausweis?
Rademann: Ja, klar. Nur bin ich mit 79 ein alter Sack und wer meine Organe bekommt, hat keine großen Treffer.
Was halten Sie von Schönheitschirurgie?
Rademann: Ich bin absolut dagegen. Die verunstalteten Weiber, die mir jeden Tag begegnen, finde ich furchtbar. Wie die dann erst aussehen, wenn sie alt sind, mein lieber Schwan. Und denken Sie dann doch mal an Inge Meysel, die hatte so viele Falten wie keine und was war das für eine tolle Schauspielerin.
Wie halten Sie das Gleichgewicht zwischen Job und Privatleben?
Rademann: Wichtig ist, den anderen nicht einzuengen. Und vor allen Dingen, was viele jüngere Leute heute kaum noch können oder wollen: Kompromisse machen. Ohne Kompromisse läuft nichts.
Was ist wichtig bei einer Fernbeziehung?
Rademann: Das man Vertrauen hat. Ohne Vertrauen geht das nicht. Wer ständig daran denkt, dass etwas passieren könnte, für den ist eine Fernbeziehung nichts.
Und wenn dann doch mal etwas passiert?
Rademann: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.
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