"Wofür es sich zu leben lohnt": Die AZ-Kritik zum letzten Bodensee-Tatort
Im letzten Tatort vom Bodensee bekommt es Klara Blum mit drei Todesfällen zu tun, die alle zusammenhängen. Drei Fassbinder-Frauen stehen im Mittelpunkt dieses behäbigen Tatorts.
Am Ende kommt es zum großen Knall, anders kann dieser Tatort aus Konstanz auch nicht enden. Denn hier hängt alles mit allem zusammen, da wäre eine profane Verhaftung zu einfach.
Es ist Klara Blums (behäbig wie eh und je im Tatort : Eva Mattes) letzter Fall , ein Arzt attestiert ihr am Beginn „ zwei Infarkte “, sie möge sich bitte schonen. Also wird der Fall auch sehr schonend angegangen, Hektik war ja aber auch noch nie wirklich vorhanden im Konstanzer Revier.
Blum, Perlmann und Lüthi ein letztes Mal zu dritt
Blum und Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) müssen sich mit einem zu Tode gepeinigten Rechtsextremisten (der sich selbst eher als „Volkes Stimme der Vernunft“ beschreiben würde) beschäftigen, der in einem deutschen Boot auf der Schweizer Seite angespült wird. Matteo Lüthi, der schweizer Polizist im Team, stellt schnell die Verbindung zur deutschen Seite her, und so ermittelt man zum letzten Mal zu dritt.
Eine Blume bringt Blum auf die richtige Spur, sie landet in einer Gärtnerei – und findet in den drei Betreiberinnen (herrlich: Die Fassbinder - Granden Hanna Schygulla, Irm Herrmann und Margit Carstensen) eine ungekannte Freiheit und Wärme, die die Kommissarin , so scheint es, komplett einnehmen. Die Kriminalhandlung rückt in diesem Tatort (Buch: Sathyan Ramesh und Aelrun Goette, Regie: Aelrun Goette) ziemlich in den Hintergrund, zu schnell ist klar, dass die Gärtnerei-WG der drei alten Damen nicht so unscheinbar ist, wie sie tut.
Kleiner Vorgeschmack auf den Münster-"Tatort": Professor Boerne macht den Jagdschein
„Wofür es sich zu leben lohnt “, diese Frage wirft der Tatort auf, und jeder der Protagonisten beantwortet sie für sich. Gier, Wahrheit, Geltungsbewusstsein, oder eben Gerechtigkeit: Es sind die grundsätzlichen Fragen, die die Figuren hier behandeln, beantworten aber können sie sie nicht.
Am Ende kommt der große Knall
Die Bilder dieses „Tatorts“ sind grau, fahl und kalt, zu elegischer Musik kommen Schreckens-Nachrichten aus aller Welt, die die jeweiligen Vergehen der Opfer beschreiben: Fremdenhass, brennende Textilfirmen in Billig-Lohnländern, in den Ruin treibender Kapitalismus.
Es menschelt noch einmal an allen Ecken und Enden, bewusstseinsschwere Blicke werden ausgetauscht, der Abschied voneinander scheint doch ein bisschen schwer zu fallen. Da ist man dann fast froh, dass in den letzten Minuten noch so ein bisschen Spannung aufkommt; und dass das Konstanzer Revier mit einem großen Knall beendet wird .
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