Wieder Vorwürfe gegen „Wetten, dass..?“ – Gremien machen Druck

Neue Vorwürfe gegen die „Wetten, dass..?“-Vermarkter: Dabei hatte das ZDF bereits 2004 seine Auflagen fürs Sponsoring verschärft.
von  AZ
Nach den Vorwürfen der Schleichwerbung gegen «Wetten, dass..?» erwartet ZDF-Verwaltungsratschef Beck eine Reaktion des Senders.
Nach den Vorwürfen der Schleichwerbung gegen «Wetten, dass..?» erwartet ZDF-Verwaltungsratschef Beck eine Reaktion des Senders. © dapd

Neue Vorwürfe gegen die „Wetten, dass..?“-Vermarkter: Nun werden weitere Einzelheiten zur Schleichwerbung bekannt

Nach neuen Schleichwerbungsvorwürfen bei „Wetten, dass..?“ wächst der Druck auf das ZDF. Der Verwaltungsratschef des öffentlich-rechtlichen Senders, Kurt Beck (SPD), erklärte, er werde Intendant Thomas Bellut bitten, „zu den Vorhaltungen Stellung zu nehmen und die heutige Praxis darzustellen“. Das teilte der scheidende rheinland-pfälzische Ministerpräsident am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa mit.

Der ZDF-Fernsehrat will sich am 8. März mit den Vorgängen befassen, bestätigte der Vorsitzende des Gremiums, der CDU-Bundestagsabgeordnete Ruprecht Polenz, der dpa. Das ZDF sowie der Entertainer Thomas Gottschalk hatten bereits am Montag Vorwürfe der Produktplatzierung bei „Wetten, dass..?“ dementiert. Die neuesten Anschuldigungen drehen sich um den Billigstromanbieter Teldafax. Der Fernsehrat überwacht in erster Linie das Programm und besteht aus Vertretern gesellschaftlicher Gruppen. Der Verwaltungsrat überwacht die Tätigkeit des Intendanten und besteht vor allem aus Politikern.

Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ schreibt in seiner aktuellen Ausgabe, die Firma Dolce Media biete seit Jahren die Möglichkeit, für Millionensummen verbotene Reklame in Deutschlands populärster Fernsehshow „Wetten, dass..?“ zu platzieren. Das Münchner Unternehmen wurde von Christoph Gottschalk gegründet, dem Bruder des langjährigen ZDF-Showmasters Thomas Gottschalk. Das Magazin nannte Daimler und Solarworld als Vertragspartner. Dolce Media hatte in einer Stellungnahme vom Montag betont, man habe „zu keinem Zeitpunkt Rechtsvorschriften verletzt“.

Das „Handelsblatt“ berichtete am Dienstag jedoch über neue Vorwürfe. Der Zeitung liege ein Vertrag zwischen Dolce Media und der mittlerweile insolventen Teldafax vor. Demnach sollte Teldafax für sechs Sendungen von 2009 bis 2010 insgesamt 1,5 Millionen Euro an Dolce Media zahlen. Der Betrag sei später auf rund eine Million Euro reduziert worden. Es sei vertraglich genau festgelegt gewesen, in welcher Form Teldafax im Fernsehen in Szene gesetzt werde. Bereits 2004 hatte das ZDF seine Auflagen für Kooperationen verschärft.

Der Sender wies am Dienstag auf dpa-Anfrage den Vorwurf der Produktplatzierung erneut zurück. Ein ZDF-Sprecher bestätigte zwar, dass der inzwischen insolvente Billigstromanbieter Teldafax als Stifter eines Preises für sechs Sendungen von 2009 bis 2010 von der Firma Dolce Media akquiriert worden sei. Ein Sprecher betonte aber: „Die Präsentation des Preises entsprach den rechtlichen Rahmenbedingungen.“ Die Einspieler seien vom ZDF juristisch abgenommen worden. „Für die Bereitstellung des Preises ist kein Geld an das ZDF geflossen.“ Einen Vertrag zwischen Dolce Media und Teldafax kenne der Sender nicht, sagte der Sprecher.

Ein Sprecher des Teldafax-Insolvenzverwalters wollte auf Anfrage aus rechtlichen Gründen nichts zu dem Bericht sagen. Auch der Anwalt von Dolce Media äußerte sich auf Anfrage nicht. „Das ist ein bei Dolce Media lang abgelegter Vorgang. Der Vorgang liegt Jahre im Keller.“ Kurt Beck erklärte: „Es handelt sich dabei um Vorgänge, die lange zurückliegen, die auch in den Gremien erörtert wurden.“

Darauf habe es seinerzeit Reaktionen des Senders und Veränderungen in Abläufen und Kontrollen gegeben. Das ZDF hatte am Montag mitgeteilt, nur in einer Ausgabe 2007 habe es eine „grenzwertige Preispräsentation“ gegeben, nach denen die Redaktion und Gottschalk auf die Gewinnspielregeln des Senders hingewiesen worden seien. Polenz bestätigte Äußerungen bei „Spiegel Online“ vom Montag. Der Fernsehrat wolle überlegen, „welche Schlussfolgerungen zu ziehen“ seien. „Weil das Gebot der redaktionellen Unabhängigkeit und das Verbot der Schleichwerbung essenzielle Grundlagen der Programmarbeit des ZDF darstellen, habe ich vorgesehen, dass sich der Fernsehrat in seiner nächsten Sitzung mit dem Vorgang befasst.“

 

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