Wie spart Jane Austen?
Man braucht keinen Computer, um zu verblöden - meint der Flaneur
Manchmal denke ich, ich sollte Ironie und Satire und all das bleiben lassen, meine Ansichten in vollem triefenden Ernst unverdreht kundtun und wie die Bundeskanzlerin oder der Außenminister an dieser Stelle allwöchentlich zu Besonnenheit aufrufen, anstatt Witze über den waltenden Wahn zu machen, die so leicht missverstanden werden können.
Wobei ich nächstes Jahr vermutlich Steinbrück-freudlich wähle, nicht weil ich neuerdings an Politiker glaube, sondern weil mich interessiert, ob er seinen schnoddrigen Sarkasmus erhalten kann, oder ob es als Kanzler vorbei ist mit seiner heute von allen Seiten seltsam einhellig gepriesenen Kantigkeit. In der letzten Woche habe ich an dieser Stelle Bettina Wulff erwähnt. Als Gentleman war ich bemüht, mich nicht weiter über die geplagte Frau lustig zu machen. I
ch hatte mir daher die Phantasie verkniffen, mir die Ex-Firstlady auf der Wiesn vorzustellen, obwohl ihr ein Dirndl gut stehen und eine Geísterbahnfahrt mit ihr allerliebst zu beschreiben gewesen wäre. Stattdessen hatte ich ein paar neckische Überlegungen zu dem mathematischen Phänomen angestellt, wonach Anfragen im Internet zu peinlichen Vorschlägen der Suchmaschine führen können.
Prompt wurde ich von einigen Lesern als Computer- und Internetfeind und Suchmaschinenhasser gelobt und gerügt. Gegendarstellung: Computer, Internet und Suchmaschinen sind nicht Teufelszeug, das uns dumm macht, sondern wurden gerade noch rechtzeitig erfunden, um die Menschheit vor der Verblödung und dem drohenden Gedächtnisverlust zu bewahren. Wer vor dem Computer geistig verarmt, würde das auch ohne ihn tun.
Ich kann in drei Stunden am Bildschirm des Rechners mehr lernen als in drei Semestern an der Uni. Und die in Verruf geratenen Vorschläge der Suchmaschinen sind durchaus nicht nur ein Spiegel der angeblichen Sexbesessenheit unserer abgestumpften Gesellschaft. Nüchterne mathematische Vorgänge machen ein erfreuliches Interesse an Literatur ganz oben sichtbar.
Gibt man etwa „Jane“ ein, erscheint als erstes keineswegs eine Escort-Dame dieses Namens, sondern überraschenderweise die göttliche englische Schriftstellerin Jane Austen aus dem frühen 19. Jahrhundert. Dann folgt der ebenfalls göttliche Roman „Jane Eyre“ von Charlotte Bronte – Mitte des 19, Jahrhunderts. Dann erst die Gegenwart in Gestalt der ebenfalls unbescholtene Jane Fonda. Von Bildungsnotstand und provinziellen Swingerclubgelüsten keine Spur.
Jane Austen hat übrigens zu Schuldenkrise und Sparmaßnahmen mehr zu sagen als unsere Gegenwartsliteratur und die Merkel zusammen, und sie sagt es verständlich und amüsant. Wer weiß, wo? In welchem Roman? Auflösung am nächsten Samstag.