Westchinesisch für Windelträger: So war der "Polizeiruf" aus München
Der "Polizeiruf" aus München ist eine herrlich absurde Milieustudie
Man hat es doch schon immer gewusst: Da, wo’s demonstrativ sanft und friedlich zugeht, da lauert das besonders Fiese. So ist das auch in einem Schwabinger „Kinderparadies”, wo der potenziell hochbegabte Nachwuchs hysterisch besorgter Eltern des Bildungs-Establishments mit allem Pipapo gefördert wird.
Grausig schaut es aus, das blutüberströmte Gesicht von Laras Mutter (Doris Marianne Müller), eiskalt ermordet durch mehrfaches Überfahren. Leander Haußmann, der in diesem Münchner „Polizeiruf” Regie führt, mag es bei dezenten Andeutungen nicht belassen. Da bleibt dann auch dem sonst eher kühlen Kommissar von Meuffels (Matthias Brandt) die Spucke weg. Aber wo gedrillte Zweijährige beim Puppenspiel William Shakespeare deklamieren, wird ja auch brutal gebissen – und ausgerechnet Bruno heißt der kleine Problembär, der die Wogen fein hochgehen lässt. Herrlich übrigens, wie Brandt im Gekeife der Super-Mamis und Papis nur noch ruhiger wird.
Ein Milieu, in dem man nicht tot überm Gartenzaun hängen mag... vor lauter Förderung: vom ambitionierten Geigenkratzen über den Opernbesuch bis zum angesagten Chinesisch – garniert mit Duziduzi-Liedlein von der viel heileren Gänschenwelt.
Haußmann, der Mann für den Irrwitz („Haialarm”), kostet diese Absurditäten der modernen Kindererziehung Löffel für Löffel aus. Dass der Fall (Buch: Daniel Nocke) letztlich nicht rund läuft, stört deshalb keinen.
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