Wegen Down-Syndrom? RTL sortiert Behinderte im TV-Studio aus

Es sind ungeheuerliche Vorwürfe eines Studiogastes gegenüber RTL. Sortiert der Privatsender Menschen im TV-Studio aus, weil sie geistig oder körperlich behindert sind? RTL begründet die Sortierung mit der Nähe zum Notausgang.
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Jan Köppen und Nazan Eckes moderieren "Dance Dance Dance".
MG RTL D / Frank W. Hempel Jan Köppen und Nazan Eckes moderieren "Dance Dance Dance".

Auf Facebook schreibt eine Userin, dass sie vor ein paar Tagen bei der Aufzeichnung der RTL-Show "Dance Dance Dance" im Publikum saß: "Oft wurden Personen versetzt um an anderen Stellen Lücken zu füllen. Das ist ja ganz normal. Doch auf einmal bemerkten wir, wie eine Platzeinweiserin drei Damen darum gebeten hat auf zustehen und die Plätze zu verlassen. Wir bemerkten schnell, dass es sich dabei um eine junge Dame mit dem Down-Syndrom und ihre Begleitungen gehandelt hat. Statt dessen durften sich drei sehr junge attraktive Damen auf die Plätze setzen. Die anderen mussten an den Rand, mit dem schlechtesten Blick den dieses Studio zu bieten hatte."

Harte Kritik auf Facebook

Statt tollen Plätzen mit optimalem Blick auf das Studiogeschehen wurden die behinderten Personen hinter die Kamera gesetzt, damit man diese später nicht auf dem TV-Bildschirm sehen kann. "Auf Nachfrage wieso sich die nette Dame mit dem Down-Syndrom umsetzen musste, wurden wir nur mit einem 'Sowas möchte man nicht im Fernsehen sehen. Auch einen Blinden hätte man umgesetzt' vertröstet. Ich war so wütend!", kommentiert der Studiogast weiter.

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RTL nimmt Stellung

In der AZ spricht jetzt eine Sendersprecherin: "Wir haben mit Produktion und Ticketingservice und auf diesem Wege auch mit den betroffenen Studiogästen gesprochen. Alle drei Parteien, vor allem aber auch die betroffenen Gäste, schildern den Vorgang übereinstimmend: Zwei behinderte Studiogäste sind mit einer Betreuerin der Lebenshilfe Euskirchen gebeten worden, sich umzusetzen auf Plätze, von denen der Notausgang im Fall aller Fälle leichter und schneller erreichbar ist. Die neuen Plätze waren laut Beschreibung der Betreuerin besser als vorher, weil dicht dran an der Bühne – nah genug, um etwa auch noch Autogrammkarten zu bekommen. Mehrfach während der AZ wurde seitens der Produktion nachgefragt und sich versichert, ob alles OK sei. Schließlich wurden die Gäste auf eigenen Wunsch kurz vor Ende der Aufzeichnung aus dem Studio begleitet. Nach Aussage der Leiterin der Einrichtung wäre sie froh, überall so gut behandelt zu werden wie bei diesem Studiobesuch."

Heterogenität und die Menschenwürde wolle man beim Kölner Privatsender stets achten, so das Statement weiter: "Behinderte Menschen gehören ebenso wie Menschen anderer Herkunft, Kultur und Religion in unser Leben – und somit auch in das Programm von RTL. Wer unser Programm verfolgt, kann die Vielfalt der Sendungen, aber auch der Protagonisten täglich sehen."

Behinderten-Wohnheim schreibt Brief an RTL

Und auch die "Lebenshilfe"-Einrichtung, in der die beiden behinderten Studiogäste wohnen, schrieb einen Brief an RTL. Auszüge davon liegen der Abendzeitung vor: "Die Teilnehmer sind dann auch zu den neuen Plätzen begleitet worden, der aus deren Sicht vorteilhafter war, weil sie wesentlich näher an der Bühne sitzen konnten. Während der Veranstaltung ist dann auch noch mal nachgefragt worden, ob alles zufriedenstellend sei. Da die Teilnehmer die Veranstaltung vorzeitig verlassen mussten, wurden sie sicher nach draußen begleitet. Wie mir sowohl die Mitarbeiterin als auch die beiden Teilnehmer versichert haben, war der Umgangston sehr freundlich und höflich. Es kam, in unserer Anwesenheit, zu keinen diskriminierenden Äußerungen."

 

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