Was wurde eigentlich aus ICQ, StudiVZ und Co.?
StudiVZ: Verwaist, aber online
Ursprünglich als Studenten-Netzwerk konzipiert und dann ausgeweitet, war StudiVZ zur richtigen Zeit am richtigen Ort: "Als der Dienst 2005 ans Netz ging, war die Epoche von Social Media soeben angebrochen, deutschsprachige Angebote fehlten aber noch weitgehend", sagt der Bremer Historiker Daniel Crueger, der die digitale Geschichte und ihr kulturelles Erbe erforscht.
StudiVZ war für eine ganze Generation der Social-Media-Erstkontakt, und zu ihrer Hochzeit hatte die VZ-Gruppe rund 16 Millionen aktive Nutzer. Die wachsende Nutzerzahl und Internationalität von Facebook führte dann aber zur Verwaisung zahlloser StudiVZ-Accounts – die Plattform ist aber noch online.
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Winamp: Warten auf die neue Version
Der kostenlose Musik- und Video-Player etablierte sich ab 1997 rasch als Quasi-Standard. AOL wollte von dem Erfolg profitieren und kaufte das Unternehmen 1999. Neuere Winamp-Versionen brachten aber immer mehr Beschwerden – bis hin zur massenhaften Abwanderung der Nutzer.
"Winamp wurde im Wesentlichen von zwei Software-Lösungen abgelöst: iTunes und VLC-Player", sagt Stephan Dörner vom Digitalmagazin "t3n". Ursprünglich sollte Winamp im Jahr 2013 eingestellt werden, wurde jedoch nochmals verkauft. Auf neue Versionen wartet man bisher vergeblich.
Realplayer: Verdrängt von Flash
Der Realplayer und das gleichnamige Format war für alle Systeme verfügbar und brachte Mitte der 1990er Jahre zwei Vorteile: "Es erlaubte eine hohe Komprimierung der Daten, die in den Anfangszeiten des Internets mit seinen geringen Bandbreiten wichtig war, und es war für Video- und Audio-Live-Streams geeigneter als konkurrierende Formate wie Quicktime und MPEG", erklärt Stephan Dörner vom Digitalmagazin "t3n".
Letztlich verdrängte das Flash-Format den Player. "Das Flash-Format setzte sich als Quasi-Standard für alle Multimedia-Formate im Web durch – inklusive Video." Der Realplayer existiert immer noch.
ICQ: In Russland noch angesagt
Der Messenger mit der bunten Blume als Symbol ging 1996 an den Start und blieb in seiner Hochzeit mehr als 470 Millionen Nutzern weltweit mit seinem einprägsamen "Uh-oh" beim Eingang neuer Chat-Nachrichten in den Ohren hängen. ICQ verpasste aber die aufkeimende Smartphone-Revolution und ist erst seit 2010 mobil nutzbar.
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Zusätzliche Konkurrenz kam mit diversen Social-Media-Angeboten. Aber der Dienst ist nicht ganz in der Versenkung verschwunden: "ICQ illustriert sehr gut, dass im World Wide Web parallel verschiedene Nutzungskulturen bestehen, die sich geografisch oder sprachlich voneinander abgrenzen lassen", erklärt Historiker Crueger. Zwar sei ICQ aus unserer Wahrnehmung verschwunden, in Russland aber stark geblieben und "sogar enorm prägend für die dortige Webkultur".
Second Life: Kurzes Leben
"Second Life war eine revolutionäre Idee, ein soziales Netzwerk in eine virtuelle Welt zu verlagern", sagt Timm Lutter vom IT-Verband Bitkom. Als 3D-Avatare bewegen sich die Nutzer durch virtuelle Welten. Das Angebot des US-Unternehmens Linden Lab ging 2003 online. Doch nach einem anfänglichen Hype war es schnell still geworden.
"Wahrscheinlich kam die Idee aber zu früh, die verbreitete Technologie wie Internetbandbreite und Grafik war noch nicht weit genug fortgeschritten, damit das Second Life dauerhaft für viele Menschen attraktiv gewesen wäre", so der Experte. Zwar ist das Netzwerk noch online, Nutzerzahlen liegen aber nicht vor.
Netscape Navigator: 2007 eingestellt
Lange vor Firefox, Chrome und anderen war Netscape der Standardbrowser schlechthin. "Mitte der 1990er Jahre hatte Netscape einen Marktanteil von 80 Prozent", erklärt der Historiker Daniel Crueger. Doch dann: "1995 begann mit der Markteinführung des Microsoft Internet Explorers der sogenannte erste Browserkrieg, für den Microsoft erhebliche finanzielle und personelle Ressourcen sowie die Marktmacht seines Betriebssystems Windows mobilisierte."
Netscape konnte diesen ungleichen Kampf nicht gewinnen: "2003 war der Marktanteil von Netscape auf weniger als vier Prozent gesunken, der Internet Explorer hatte über 95 Prozent erreicht." Der Browser wurde im Jahr 2007 eingestellt.
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Napster: insolvent
Napster machte ab 1999 das Musik-Filesharing völlig ungeachtet der Rechtslage zu einem Phänomen und etablierte das Audio-Format MP3. "Kostenlose Musikdateien nach Wunsch, mit diesem Angebot wurde Napster zwischenzeitlich zur am schnellsten wachsenden Web-Community", erzählt Crueger. Kurz vor seinem Ende im Februar 2001 hatte der Dienst weltweit 80 Millionen Nutzer.
"Doch Napster kostete der Musikindustrie immensen Umsatz, weshalb diese sich juristisch nach Kräften gegen den Dienst wehrte", so Experte Crueger – am Ende erfolgreich. Nach der Insolvenz wurde der Markenname mehrfach weiterverkauft und wird heute von einem kostenpflichtigen Musik-Streamingdienst geführt.
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Altavista: Aus im Jahr 2013
Die Suchmaschine ging 1995 online und war jahrelang Marktführer. "Altavista hat seine Suchergebnisse vor allem aus den sogenannten Meta-Daten einer Website erstellt, das heißt etwa auf Grundlage von Seitentiteln oder vom Autor vergebener Stichwörter", erklärt Timm Lutter vom IT-Verband Bitkom.
Dann kam 1998 Google und machte es "besser", indem der Gesamttext einer Seite analysiert wurde. Für Altavista ging es stetig bergab, bis der letzte Besitzer Yahoo die Suchmaschine nach mehreren Verkäufen 2013 abstellte.