Vergleich Promi Big Brother und Dschunglcamp: Darum ist der Dschungel besser

"Promi Big Brother" hat bei vielen ziemliches Kopfschütteln ausgelöst. Unbekannte Promis, ein wirres Konzept und relativ wenige Zuschauer. Wie man es besser macht, zeigt das "Dschungelcamp". Ein Vergleich der beiden bekanntesten Promi-Trash-Formate.
von  (rto/spot)

Die fünfte Staffel von "Promi Big Brother" war noch nicht mal zu Ende, da hagelte es bereits Spekulationen um ein vermeintliches Ende der Show. Und obwohl das Finale bessere Einschaltquoten als im Vorjahr holte, die Zuschauer waren nicht alle begeistert. Die Gründe dafür sind vielfältig. Vergleicht man das Sat.1-Baby mit der RTL-Konkurrenz-Show "Dschungelcamp", wird einem ganz schnell klar, warum das "Promi Big Brother"-Konzept nicht mehr aufgeht und warum der Container dem Dschungel einfach nicht das Wasser reichen kann. (Den Gute-Laune-Song "Alkohol Blues" von Willi Herren können Sie hier bestellen)

Wer sind diese Menschen?

"Promi" ist ein sehr dehnbarer Begriff. Das wurde dieses Jahr überdeutlich, als die Kandidaten für den Container vorgestellt wurden, und sich alle fragten: 'Wer sind diese Menschen überhaupt?' Dass die vermeintlich prominenten Bewohner am elften Tag ihrer Haft selbst ein Bekanntheits-Ranking erstellen mussten und sich in der Folge anzickten, wen man wie und woher kennt, war eine ganz schön zynische Idee der Sendungsmacher. Sei's drum. Eins ist klar: Es fällt Sat.1 immer schwerer "echte" Promis anzulocken. Wir erinnern uns schmerzlich an die Zeit, als noch Kaliber wie David Hasselhoff (65) und Pamela Anderson (50) dabei waren.

Das ist beim "Dschungelcamp" ganz anders - zumindest gefühlt. Zwar stammt auch nicht jeder Dschungelbewohner aus der Top-Riege der A-Promis, aber den ein oder anderen kann man dennoch dazu zählen. Immerhin konnte man für die letzte Staffel Fußball-Weltmeister Thomas Häßler (51) und ein Jahr zuvor Brigitte Nielsen (54) für sich gewinnen. Zwei Namen, die den meisten auf jeden Fall geläufig sind.

Ein wirres Konzept und komische Schnitte

Besonders sauer aufgestoßen sind den Zuschauern das wirre Konzept und die schlampige Umsetzung der diesjährigen Staffel. Auf Twitter ließen sie ihrem Frust über unlogische Zeitsprünge im Erzählfluss, peinliche Schnittfehler und die in die Hose gegangene Zeitmessung bei der Challenge mit Eloy de Jong (44) freien Lauf. Auch die Aufgaben selber wirkten einfallslos und langweilig. Spannung kam da nie auf. Zudem wurden viele Geschichten im Container zwar angedeutet, aber oft nicht zu Ende erzählt. Besonders verwirrend war auch die Praxis bei den Nominierungen. Mal gab es sogenannte Schutznominierungen, mal durften nur die Männer nominiert werden, mal irgendwas anderes. Verwirrung pur.

Dem "Dschungelcamp" gelingt es deutlich besser, einen stringenten Handlungsstrang zu entwickeln. Man hat zumindest das Gefühl, über einen längeren Zeitraum eine Geschichte erzählt zu bekommen. Der Zuschauer erlebt, wie die Teilnehmer Beziehungen, oder auch Abneigungen, zu einander aufbauen und auch wie sie sich selber entwickeln. Außerdem sind die meist ekligen Challenges natürlich interessanter. Und: Wer will nicht sehen, wie Promis mit Kakerlaken überschüttet werden?

Moderatoren mit nur wenig Charme

Nicht gerade geglänzt hat auch das Moderatoren-Team der diesjährigen Staffel Jochen Schropp (38) und Jochen Bendel (49). Gerade Bendel tat sich eher durch geschmacklose Witze und holprige Übergänge hervor, als durch pointierte Kommentare zum Geschehen oder erläuternde Ergänzungen. Da ist deutlich Luft nach oben.

Sonja Zietlow (49) und Daniel Hartwich (39), der 2013 den verstorbenen Dirk Bach (1961-2012) ersetzte, sind hingegen ein eingespieltes Team und führen den Zuschauer tatsächlich mit Witz - der sicherlich auch öfter an der Grenze zum Klamauk schrammt, aber immer Spaß macht - und viel Charme durch die Sendung.

Harte Zahlen: Die Einschaltquoten

Zu guter Letzt ist auch an den Einschaltquoten ein stetig sinkendes Interesse abzulesen. Auch wenn das diesjährige Finale stolze 2,11 Millionen Zuschauer vor den TV-Bildschirm lockte und damit das Vorjahr leicht übertraf (2,06 Millionen), sind die Quoten weiter im Sinkflug. Über die Staffel hinweg betrachtet, schalteten teilweise so wenige Menschen ein, wie noch nie. Ganz anders beim "Dschungelcamp". Zwar schwanken auch hier die Quoten von Staffel zu Staffel, aber es entscheiden sich im Schnitt bis zu dreimal Mehr Menschen für dieses Format.

Höhere Einschaltquoten bedeuteten natürlich auch, dass die Werbeplätze entsprechend begehrt sind und entsprechend teurer sind. Das "W&V"-Magazin spricht von einem Umsatz von 36,1 Millionen Euro brutto, den das Dschungelcamp 2016 erwirtschaftet haben soll. Mehr Umsatz bedeutet mehr Geld, um namhaftere Promis zu locken. Während sich also das Rad beim "Dschungelcamp" immer weiter dreht, könnte in diesem Jahr das Ende von "Promi Big Brother" eingeläutet worden sein. Ob das Format jemand vermissen würde?

 

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